Mittwoch, 20. Februar 2008

Was bleibt?

Wir machen übrigens nicht nur unsere Grundlagenforschung, sondern leisten auch einen Beitrag zu dem ganzen Conservation-Ding. Ein Teil unserer Woodpecker Finches, die wir mit so viel Aufwand gefangen, gefüttert und gepflegt haben, ist jetzt in viel größere, schönere Volieren umgezogen, um sich dort (hoffentlich) fortzupflanzen.

Das Ganze ist ein Pilotprojekt für ein geplantes Brutprogramm für den bedrohten Mangrove Finch. Der kommt nämlich vermutlich nur noch an zwei Orten auf Isabela (der größten Insel) vor, mit nicht mehr als 70 Brutpaaren. Der Bruterfolg dieser Vögel ist in der freien Wildbahn sehr gering, weil die meisten Nester von Ratten (eingeschleppt!) oder Brutparasiten (auch eingeschleppt) heimgesucht werden. Man will aber nicht einfach ein paar dieser seltenen Vögel einfangen und in Volieren stecken, um wieder eine stabile Populationsgröße zu schaffen – sondern man sammelt erst mal Erfahrungen mit der nächstverwandten Art, die nicht ganz so selten ist. Und zufällig ist das eben die Art, mit der wir arbeiten. Also entwerfen wir jetzt zusammen mit der Leiterin des Projekts Fütter- und Pflegepläne und überlassen ihr unsere Tiere.

Eines unserer Männchen hatte schon in der alten Versuchsvoliere immer wieder durch einen Spalt unter der Tür seine Nachbarin (vermutlich unser einziges Weibchen) besucht – also haben wir die beiden erst mal in eine gemeinsame Voliere gesetzt. Noch passiert aber nichts, sie streiten sich nur ums Futter... wenn wir ihm Oktober wiederkommen, wollen wir Nachwuchs sehen!


Casa de sombra

Das hier ist die "casa de sombra" (= shadehouse) auf dem Gelände und unter Schirmherrschaft der Darwin Station, und hier passiert was ganz Wichtiges: Es werden einheimische Pflanzen vermehrt, aus Stecklingen und Samen, die dann an die Bevölkerung weitergegeben werden, damit die mit diesen Pflanzen ihren Garten bestücken können.


Das ist Teil des „Jardin Nativo“ (= Native Garden) Pr
ojektes und soll den Einheimischen zeigen, dass man auch ohne die ganzen schönen bunten, vor langer Zeit legal und mittlerweile immer noch illegal importieren Ziergewächse einen netten Garten gestalten kann. Viele dieser eingeführten Zierpflanzen sind nämlich hochinvasiv und damit für die einheimische Pflanzenwelt ziemlich gefährlich. Aber eben hübsch anzuschauen! Darum läuft dieser Teil des Projekts auch etwas schleppend an. Der wichtigere Teil der Arbeit besteht darin, Informationsveranstaltungen und Mitmachaktionen an Schulen durchzuführen und die Kinder für diese Problematik der invasiven Pflanzen zu sensibilisieren. Bei den erwachsenen Einheimischen ist da mit Aufklärungsarbeit in den meisten Fällen leider nichts zu machen. Wir warten also auf den Generationenwechsel...

Dienstag, 19. Februar 2008

nach 15 Wochen Reise...

... ist mein erstes Weihnachtspäckchen angekommen. Mit richtiger Schokolade und selbstgebackenen Spekulatius!

Samstag, 16. Februar 2008

Darwinfinken I

Darauf habt ihr doch alle gewartet! Heute:

Die Ground Finches (Grundfinken)


Ground Finches gibt es unglaublich viele. Zahlenmäßig. Und auf fast allen Inseln. Drei Arten gehören dazu: Small Ground Finch, Medium Ground Finch, Large Ground Finch. Einfach, was? Unterscheiden tun sie sich nicht nur durch die Körpergröße, sondern vor allem durch die Schnabelform. Der Small Ground Finch ist etwas kleiner als ein Spatz, hat einen spitzen Schnabel und frisst vor allem Kleinkram. Also auch Parasiten auf der Haut von Iguanas oder Schildkröten. Der Large Ground Finch hat schon Faustgröße und einen richten Nussknacker als Schnabel und ernährt sich daher vor allem von hartschaligen Samen. Na ja und der Medium Ground Finch hat halt so was dazwischen. Ehrlich gesagt sind die Übergänge zwischen diesen drei Arten ziemlich fließend und es gibt viele Hybriden, sichere Artbestimmungen sind für manche Vögel nur durch DNA-Analysen möglich. Die Variabilität ist dabei nicht nur von Insel zu Insel, sondern auch innerhalb kurzer Distanzen auf der gleichen Insel recht hoch. Selbst gesanglich kann man die Arten nicht immer eindeutig zuordnen, da es unglaublich viele Dialekte gibt.

Zum Vergleich: 2. von links oben und einzelner Vogel unten: Small Ground Finches, die anderen: Medium Ground Finches.

Was alle Ground Finches gemeinsam haben, ist die unterschiedliche Färbung der Geschlechter: Die Weibchen sind graubraun, mehr oder weniger gesprenkelt – die Männchen schwarz. Juvenile Tiere und Nichtbrüter haben einen gelben Schnabel, der sich aber beim ersten Brüten schwarz umfärbt (und dann so bleibt).
Small und Medium Ground Finches sind sehr gesellig, hüpfen in Gruppen umher und sammeln die Krümel der Touristen auf. Large Ground Finches sind eher Einzelgänger. Die sind hier relativ selten, deshalb müsst ihr euch mit diesem Foto begnügen:

Large Ground Finch, male, non-breeding


Den ganzen evolutionären Hintergrund könnt ihr dann in euren Schulaufzeichnungen nachlesen. Wenn ihr aber wissen wollt, was diese Tiere mit Hängematten anstellen und warum sie uns manchmal so lästig sind, fragt mich!

Freitag, 8. Februar 2008

Wenn ich hier was wirklich Neues lerne...

... dann ist das Frustrationstoleranz. Meine Güte. Seit 12 Wochen warte ich auf Weihnachtspost (andere Deutsche haben ihre nach 3 Wochen bekommen). Dieser unglaublich ineffiziente Verwaltungsapparat aus Station und Park lässt mich 3 Monate ohne Pass sein und jede kleine Anfrage nach Wochen in einem Wust aus Papieren enden, und keiner weiß wer jetzt eigentlich wofür zuständig ist. Trinkwasserbeschaffung kann zum Abenteuer werden. Und vom Vogelfang nur so viel: wir haben jetzt schon 4 mal den "wirklich letzten Vogel" im Netz gehabt... irgendwas ist immer. Und so suchen wir munter weiter -oft ohne Erfolg-, haben keine Wochenenden und die für Schlaf verfügbaren Stunden werden immer weniger. Experimente wollen ja auch noch gemacht werden, nebenbei.

Aber wisst ihr was? Ich kann darüber nur noch lachen.
Nur die soziale Diskontinuität lässt mich etwas leiden. Aber damit werde ich auch noch fertig.

Freitag, 1. Februar 2008

Die Feinde der Feldarbeit

Unvorhersehbare Wetterverhältnisse, die den ganzen Plan um Tage und Wochen verschieben können. Gesangsdialekte. Launische Vögel. Zu neugierige Vögel. Zu egalitäre Vögel. Katzen. Touristen und Guides. Orientierungsverlust. Mittagshitze. Wind. Regen. Sonne. Mora (à Löcher im Netz, Löcher in Armen und Beinen, brütende Vögel, zu wenig Bäume). Vergessene Sonnencreme (!). Geräte, die im Gebüsch zu gut getarnt sind, um sie wiederzufinden. Jahreszeitenabhängigkeit, selbst in den Tropen. Wind. Taxipreise. Budgetbeschränkungen. Blöde Öffnungszeiten der Einrichtungen. Die Größe der Insel. Fehlender Handyempfang. Nachlassende Kräfte am Nachmittag und totale Erschöpfung nach 3 Wochen NonStop-Vogelfang.

Nicht alle Lebewesen in der Trockenzone sind so hart wie wir...



Nie Zeit zum Schreiben, daher hier was zum Gucken: