Samstag, 4. Februar 2012

Finken vs. Fliegen III

Was haben wir nun mit all dem zu tun? Vorwiegend erfassen wir den diesjährigen Bruterfolg von Small Tree Finches und Warbler Finches in der Scalesia-Zone, um einschätzen zu können, inwieweit die Populations-Einbrüche von 2010 auch der sehr feuchten Witterung in dem Jahr geschuldet sein könnten (Philornis mags feucht und vermehrt sich dann sehr stark).

Wir schauen also, wie viele Nester in diesem (hoffentlich durchschnittlich feuchten) Jahr durchkommen. Und bei denen, die nicht erfolgreich sind, versuchen wir herauszufinden, was die Ursache dafür ist. Dafür sammeln wir die leeren Nester ein, suchen nach Fliegenlarven, untersuchen eventuell vorhandene tote Küken und gucken sonst nach Indizien für z.B. Prädation durch Ratten.

Außerdem sammeln wir alle Larven und Puppen der Philornis aus den Nestern. Diese halten wir einige Zeit, um zu sehen, ob Superparasiten schlüpfen. Wenn sich aus den Puppen normale Philornis-Fliegen entwickeln, geben wir diese weiter an die anderen Arbeitsgruppen, die sich z.B. mit der Pheromonsuche beschäftigen oder versuchen, eine Fliegenzucht aufzubauen, um später in der Lage zu sein, massenhaft sterile Fliegen produzieren zu können. Die Zucht ist bisher noch nicht gelungen, weil keiner weiß, wovon sich die Larven in ihrem ersten Stadium genau ernähren. Sowieso sind einige wichtige Aspekte aus der Biologie und Ökologie dieser Fliege noch komplett unbekannt. Um den Feind effektiv bekämpfen zu können, muss man ihn aber erst mal kennenlernen – mit all seinen Superkräften und Schwachstellen.

Und wir arbeiten daran, alle zusammen.

Finken vs. Fliegen II

Nun sind vor allem kleine insektenfressende Vogelarten hier mittlerweile zum Teil sehr stark bedroht. Was also tun, um sie zu schützen?

In diesen Tagen ist Philornis downsi in aller Munde (zum Glück nicht buchstäblich!). Gerade ist ein mehrtägiger Workshop hier in Puerto Ayora zuende gegangen, auf dem sich Experten aus Ornithologie, Entomologie und Conservation endlich mal zusammengesetzt haben um alle bisher bekannten Infos zusammenzutragen und Rettungspläne zu entwerfen.

Es gibt verschiedene Ansätze, die Philornis unter Kontrolle zu bringen: Zur Soforthilfe sollen Insektizide in die Nester der am schlimmsten betroffenen Arten eingebracht werden, damit die überhaupt ein paar Bruten hochbekommen. Langfristig werden jetzt verschiedene Programme gestartet: zum einen sollen Pheromone identifiziert und dann produziert werden, die im Feld zur Verwirrung der Männchen eingesetzt werden können und so Paarungen und Weitervermehrung verhindern. Eine weitere Chance könnte das massenhafte Ausssetzen sterilisierter Männchen sein – dafür war ein Vertreter der IAEA (!) beim Workshop dabei, der mit dieser Methode z.B. schon die TseTse-Fliege auf Sansibar ausrotten konnte. Warum IAEA? Stichwort "friedliche Nutzung der Atomenergie": die Insekten werden am effektivsten noch durch radioaktive Bestrahlung sterilisiert.

Eine Möglichkeit der biologischen Kontrolle könnte ein "Superparasit" sein: Eine Schlupfwespe, die ihrerseits die Larven der Philornis parasitiert und damit tötet. Es wurden schon zwei Arten solcher Schlupfwespen hier auf den Inseln gefunden, die sich aber, weil sie zu unspezifisch in ihrer Wirtswahl sind, nicht für eine großfläche Bekämpfung eignen. Tests mit einer anderen Schlupfwespenart, die auf dem Festland nur in Larven von Philornis-Arten ihre Eier ablegt, laufen jetzt an.

Irre jedenfalls, wie viel in so wenigen Tagen angestoßen werden konnte, einfach weil man mal die richtigen Leute zusammen an einen Tisch gesetzt hat. Für so Mammutprojekte wie die Sterile Insect Technology fehlt zwar noch das Geld (die Rechnung des IAEA-Menschen kommt auf 50 Mio US$ für die komplette Ausrottung auf allen Inseln des Archipels...), alle anderen Ansätze haben aber zumindest für die Startphase schon ihre Fundings zusammen.



Finken vs. Fliegen I

Die parasitische Fliege Philornis downsi wurde schon 1997 hier entdeckt (eingeschleppt wurde sie wahrscheinlich schon 30 Jahre früher, stammt aus Trinidad) und ist mittlerweile zu einem massiven Problem geworden.


Die Weibchen legen ihre Eier in die Vogelnester, sobald die Küken geschlüpft sind, und wenige Stunden später entwickeln sich die Larven. Diese kriechen dann nachts aus dem Nestboden heraus um sich in die Küken zu bohren und deren Blut zu saugen.Manche Küken überleben das, aber bei starkem und / oder frühem Befall können sie schon nach wenigen Tagen sterben.




Betroffen sind alle bisher untersuchten Vogelarten hier auf den meisten Inseln (ich meine, 2 der bisher untersuchten Inseln sind noch Philornis-frei) – wobei die größeren Arten die nächtlichen Attacken eher überleben als die kleinen, bei denen ein Tropfen Blutverlust schon fatal sein kann.
Ein Besipiel für die Dimensionen dieser Gefahr: 2010 waren nur 2 von 31 gefundenen Small Tree Finch Nestern erfolgreich (das heißt: mindestens 1 Junges ist ausgeflogen). Von den 29 Totalausfällen sind mindestens 40% auf Philornis-Befall zurückführbar.

Dienstag, 31. Januar 2012

Galapagos 3.0

Da sitze ich also wieder auf den Inseln. Man hatte mich damals schon auf das Suchtpotential eines längeren Galapagos-Aufenthalts hingewiesen, und als ich vor knapp 3 Jahren die Inseln zum zweiten Mal verließ, glaubte ich auch nicht so recht an einen Abschied für immer.

Also: schnell ne richtige Biologin geworden und für ein reines Conservation-Projekt zurückgekommen. Es geht diesmal um den Warbler Finch (der kleinste der Darwinfinken), der in seinen Bestandszahlen so rapide abgenommen hat in den letzten Jahren. Wir schauen nach, wie`s diese Saison um seinen Bruterfolg bestellt ist und was seine größten Probleme dabei sind.
Verdächtig bisher: eine eingeschleppte parasitische Fliege (Philornis), deren Larven den Küken im Nest nachts das Blut aussaugen; und diverse Nesträuber und andere Probleme, die durch die chemische Bekämpfung der Brombeere im Scalesia-Wald (ihr erinnert euch?) begünstigt werden.

Jedenfalls spannend! Details folgen, sobald mal etwas Zeit übrig bleibt. Bis dahin einfach dieses Bild anstarren:


Samstag, 14. März 2009

Bergnebelwälder in Mindo

Nach Mindo fährt man vor allem, um Vögel zu sehen. In den Bergnebelwäldern der westlichen Andenausläufer gibts davon eine unglaubliche Vielfalt - allein in Mindo ca. 500 Arten, und einige davon existieren nur dort.
Klar, dass ich da hin musste :)
Bei meiner 6stündigen Vogelwanderung gabs dann leider schlechtes Wetter und verhältnismäßig wenig zu sehen - aber ehrlich gesagt: Mehr hätte ich gar nicht verarbeiten können. Auch so schon war alles bunt, laut und flattrig: Tukane, Papageien, Kolibris, und vor allem quietschbunte (da musste ich jetzt nachgucken, wie die auf deutsch heißen:) Prachtmeisen. Meine Kamera war da nicht meiner Ansicht, deshalb keine Vogelfotos - aber googelt mal "tanager", da bekom
mt ihr einen kleinen Eindruck.

Für mich war Mindo vor allem unglaublich schön und unanstrengend. Überall sprießt und blüht es, die Hostels sind klein und verträumt, und der Ort selbst war fast wie ausgestorben (es ist eh Nebensaison, und die meisten Busse kommen eben nicht durch). Vielleicht 30 Häuser, und drumherum nur Wälder und Weiden und Flüsse und wilde Gärten. Nächstes Mal bleibe ich länger. Oder zieh einfach hin.


Ach ja, Bilder gibt´s trotzdem!

Nach Mindo, endlich!

Vier mal habe ich versucht, nach Mindo zu kommen, dann erst hat es geklappt. Dabei liegt das grüne Örtchen nur 2 Stunden von Quito entfernt. Grund war das hier:
Es ist der schlimmste Winter seit 10 Jahren, und die starken Regenfälle haben zig Erdrutsche auf der Strecke verursacht. Bzw. tun das jede Nacht. Wenn man Glück hat, kann die Straße innerhalb einiger Stunden geräumt und dann für kurze Zeit für den Verkehr freigegeben werden. Hätte ich aber gewusst, wie gruselig es ist, mitten in einem Erdrutsch in einem wackeligen Bus über die mit riesigen Felsblöcken übersäte Straße zu heizen, wäre ich wohl gar nicht losgefahren. Da wird einem schon anders, wenn man die Steine auf die Straße kullern sieht und gleichzeitig einen Blick auf einen gegenüberliegenden Berghang hat, der aussieht, als würde er gerade komplett ins Tal rutschen wollen. Wie klein und zerbrechlich dann Straßen plötzlich wirken...

Freitag, 6. März 2009

Mehr Fotos

Ach so, sie stehen schon länger online, sind aber zum großen Teil unsortiert und unkommentiert (keine Zeit, ne?): Teil 2 der Fotos von der Inseltour - San Cristóbal, Bartolomé, Santiago und Rabida. Alle unter Picasa2.