Montag, 5. November 2007

Was machen wir hier eigentlich?

Da wir am Wochenende mit den Vorexperimenten angefangen haben, erzähle ich euch mal, was genau hier so ablaufen soll. Natürlich in Absprache mit der Chefin – sie meint, ich darf ruhig alles ausplaudern, denn (und da hat sie natürlich Recht): Wer sollte die Vorgehensweise schon kopieren, um uns mit einer Veröffentlichung zuvorzukommen? Wir sind hier schließlich auf Galapagos!
Also, im Großen und Ganzen geht es darum, kognitive Fähigkeiten einerseits zwischen zwei nah verwandten Finken-Arten, andererseits zwischen Vögeln der gleichen Art aus verschiedenen Vegetationszonen zu vergleichen. In der Trockenzone nämlich ist über den Winter nur sehr wenig und schwer zugängliche Nahrung vorhanden, in der immergrünen Scalesia-Zone jedoch sind das ganze Jahr über die Insekten recht leicht zu ergattern. Man könnte also vermuten, dass Vögel in der Trockenzone im Laufe der Evolution besondere kognitive Fähigkeiten erworben haben, die ihnen die Nahrungssuche und damit das Überleben in diesem unwirtlichen Habitat erleichtert haben. Eine solche Fähigkeit könnte z.B. das Erkennen physikalischer Gesetzmäßigkeiten sein – nach dem Prinzip: Wenn ich hier ziehe, bewegt sich das Ding dorthin – wenn ich da ziehe, in die andere Richtung. Verstanden? Der Artvergleich soll dann zeigen, ob sich diese Unterschiede in den Fähigkeiten nur bei sowieso schon werkzeuggebrauchenden Vögeln (den Woodpecker Finches), oder auch bei „ganz normalen“ Baumfinken finden lassen. Quasi: Ob sich Habitatunterschiede stärker auf Verhaltensmerkmale auswirken als Artunterschiede.

So ungefähr sieht übrigens ein Small Tree Finch aus (männlich, adult). Doch, er hat Augen!

Wir fangen an mit ganz einfachen Learning Tasks und steigern die Schwierigkeit dann immer weiter, bis die Vögel mit Lernvermögen nicht mehr weiterkommen – an der Stelle wird sich dann zeigen, ob sie nur blöd rumprobieren oder ob sie physikalische Zusammenhänge im Voraus sehen und verstehen können.

Schritt eins wird sein, dass die Tiere eine kleine Plastikbox mit Klappdeckel öffnen müssen, um an Futter zu gelangen. Dazu haben wir in Vorversuchen erst mal die individuellen Futterpräferenzen herausgefunden, damit wir jedes Tier mit dem Leckerbissen belohnen können, für den sie am ehesten motiviert sind, etwas zu tun. Dann ging es darum, dass die Vögel checken, dass ihr Futter nun nicht mehr im Napf, sondern in einem kleinen grünen Kästchen zu suchen ist. Also Box hingestellt, Deckel auf, Leckerbissen rein, rausgehen, warten. Tja – was soll ich sagen – das ist schon zu viel für die Kleinen Baumfinken :) Sie haben Schiss. Vor der grünen Box und davor, dass ihnen jemand beim Fressen zuguckt. Die Woodpeckers brauchen ganze 8 Sekunden, um sich die Belohnung zu holen – die Baumfinken z.T. über 2 Stunden ohne Aufsicht. Also haben wir uns heute einfach stundenlang neben die Volieren gesetzt und gelesen, um die Finken an unsere Anwesenheit zu gewöhnen. Mal sehen, ob sie morgen gelassener sind.

Beispiel für eine halbe Voliere: 2x1m (etwas klein...), teilweise mit Sichtschutz, damit die Vögel nicht beim Nachbarn abgucken können. Es gibt natürlich auf der anderen Seite auch noch Zweige, Futternapf, Badewanne und mittlerweile einen Betontisch für die Experimente.

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