Montag, 25. Februar 2008

Versorgungsengpass III

Oh nein, die meisten Bäckereien haben jetzt zu, weil ihnen das Mehl ausgegangen ist! Nie wieder werde ich über das weiße süße "Brot" meckern... besser als Reis mit Reis zum Frühstück, Mittag und Abendbrot!
Dafür kann man wohl Samstag morgens um 5 auf dem Wochenmarkt noch Eier von hiesigen Bauern ergattern. Plötzlich werden Geheimtips ausgetauscht: "Psst aber ich hab gehört, dass der Laden XY morgen Milch reinbekommt" oder "Ach Du hast doch nen Backofen - in dem Eckkiosk gibts noch 2 kleine Packungen Mehl!"
Und zum Glück hat mein Lieblings-Imbiss jetzt nach zwei Wochen wieder aufgemacht. Der verkauft ja auch fast ausschließlich Reis und Fisch. Beides wird hier so schnell nicht ausgehen...

Sonntag, 24. Februar 2008

Neue Fotos...

... für alle, die es noch interessiert. Bei picasa.

Samstag, 23. Februar 2008

Eierei

Wenn man dieser Tage die Küstenstraße entlanggeht, bekommt man alle paar Meter Ladungen von roter Erde ab. Es wird nämlich überall gebuddelt - es ist Zeit für die weiblichen Marine Iguanas, ihre Eier in selbstgegrabenen Höhlen abzulegen. Dafür brauchen sie erdiges Substrat, und das finden sie, vom Strand kommend, als erstes direkt neben der Straße (wo die Büsche regelmäßig zurückgeschnitten werden und so ein Streifen freien Bodens entsteht).

Manche klettern erst einmal über die Bordsteinkante, um zur anderen Straßenseite zu kommen. Das Ganze muss ziemlich anstrengend sein, die Tiere verbringen mehr Zeit mit Pausen als mit Buddeln - und sie sehen ziemlich ausgezehrt aus. Einige Leute malen kleine Schilder, die auf die Gruben aufmerksam machen, damit niemand hineintritt. Manche Strandwege sind schon unpassierbar geworden.

Leider bin ich wohl nicht mehr hier, wenn die Jungen schlüpfen. Sie sind dann nur so "groß" wie Eidechsen!

Versorgungsengpass II und Landunter

Jetzt weiß ich den Grund: 2 große Versorgungsschiffe sind auf dem Weg hierher liegengeblieben, konnten bisher nicht repariert werden - und Tonnen frischer Lebensmittel sind jetzt vergammelt. Wegen der Überschwemmungen auf dem Festland wird wohl auch kein Ersatz kommen können. Eier sind mittlerweile auch aus.
Eine Freundin ist gerade auf dem Festland unterwegs, hat das Reisen nun aber aufgegeben und fliegt lieber nach Costa Rica. Es regnet nur, und auf den meisten Straßen ist kein Durchkommen. Noch dazu ist eine Gegend im Norden, von der aus man schön ins Amazonasgebiet reisen kann, mittlerweile evakuiert, weil ein Vulkan heftig Asche spuckt. Nun ja. Am 15. März geht mein Flug aufs Festland. Wenn das Wetter aber so bleibt, werde ich mich wohl doch noch etwas auf den Inseln herumtreiben...

Freitag, 22. Februar 2008

Versorgungsengpass

Ja wir sind auf einer Insel. Das ist zwar nicht der Grund dafür, dass jetzt in einer Woche schon 3x für je 1-2 Tage das Leitungswasser ausgefallen ist und wir auch nicht wie gewohnt mit Süßwasser in Kanistern versorgt wurden (womit die Klospülung füllen?). Aber da schon seit einiger Zeit keine Versorgungsschiffe mehr angekommen sind, gibt’s jetzt die ersten Engpässe. Sprit ist angeblich schon seit 2 Wochen alle, was die 300 Taxis im Ort aber nicht davon abhält, wie immer unbesetzt im Kreis zu fahren. Verpacktes Brot ist aus. Es gibt nur noch dieses weiche unglaublich süße kuchenartige Zeug, dass sie hier in den Bäckereien als Brot verkaufen. Milch ist aus. Cornflakes sind aus. Bananenchips auch. Spaghetti (außer die 3,50$ teuren Buittoni). Saft. Marshmallows. Scheinbar auch Briefmarken und billige Hostels und Trips nach Bartolome am 6. März.
Was ess ich denn jetzt die letzten Wochen? Wo bring ich denn Johannes unter? Und woher nehm ich genügend Insekten für die Vögel, wenn doch schon wieder Vollmond ist, der uns alles Getier von der Lichtfalle weglockt? Antworten, irgendjemand?

Nachtrag: Jetzt erfahre ich, dass es auf dem Festland fiese Überflutungen in den Haupt-Agrargebieten gegeben hat, die meisten Ernten sind dahin. Alles verbleibende wird ziemlich teuer. Aber wenn hier sowieso nichts ankommt...

Mittwoch, 20. Februar 2008

Was bleibt?

Wir machen übrigens nicht nur unsere Grundlagenforschung, sondern leisten auch einen Beitrag zu dem ganzen Conservation-Ding. Ein Teil unserer Woodpecker Finches, die wir mit so viel Aufwand gefangen, gefüttert und gepflegt haben, ist jetzt in viel größere, schönere Volieren umgezogen, um sich dort (hoffentlich) fortzupflanzen.

Das Ganze ist ein Pilotprojekt für ein geplantes Brutprogramm für den bedrohten Mangrove Finch. Der kommt nämlich vermutlich nur noch an zwei Orten auf Isabela (der größten Insel) vor, mit nicht mehr als 70 Brutpaaren. Der Bruterfolg dieser Vögel ist in der freien Wildbahn sehr gering, weil die meisten Nester von Ratten (eingeschleppt!) oder Brutparasiten (auch eingeschleppt) heimgesucht werden. Man will aber nicht einfach ein paar dieser seltenen Vögel einfangen und in Volieren stecken, um wieder eine stabile Populationsgröße zu schaffen – sondern man sammelt erst mal Erfahrungen mit der nächstverwandten Art, die nicht ganz so selten ist. Und zufällig ist das eben die Art, mit der wir arbeiten. Also entwerfen wir jetzt zusammen mit der Leiterin des Projekts Fütter- und Pflegepläne und überlassen ihr unsere Tiere.

Eines unserer Männchen hatte schon in der alten Versuchsvoliere immer wieder durch einen Spalt unter der Tür seine Nachbarin (vermutlich unser einziges Weibchen) besucht – also haben wir die beiden erst mal in eine gemeinsame Voliere gesetzt. Noch passiert aber nichts, sie streiten sich nur ums Futter... wenn wir ihm Oktober wiederkommen, wollen wir Nachwuchs sehen!


Casa de sombra

Das hier ist die "casa de sombra" (= shadehouse) auf dem Gelände und unter Schirmherrschaft der Darwin Station, und hier passiert was ganz Wichtiges: Es werden einheimische Pflanzen vermehrt, aus Stecklingen und Samen, die dann an die Bevölkerung weitergegeben werden, damit die mit diesen Pflanzen ihren Garten bestücken können.


Das ist Teil des „Jardin Nativo“ (= Native Garden) Pr
ojektes und soll den Einheimischen zeigen, dass man auch ohne die ganzen schönen bunten, vor langer Zeit legal und mittlerweile immer noch illegal importieren Ziergewächse einen netten Garten gestalten kann. Viele dieser eingeführten Zierpflanzen sind nämlich hochinvasiv und damit für die einheimische Pflanzenwelt ziemlich gefährlich. Aber eben hübsch anzuschauen! Darum läuft dieser Teil des Projekts auch etwas schleppend an. Der wichtigere Teil der Arbeit besteht darin, Informationsveranstaltungen und Mitmachaktionen an Schulen durchzuführen und die Kinder für diese Problematik der invasiven Pflanzen zu sensibilisieren. Bei den erwachsenen Einheimischen ist da mit Aufklärungsarbeit in den meisten Fällen leider nichts zu machen. Wir warten also auf den Generationenwechsel...

Dienstag, 19. Februar 2008

nach 15 Wochen Reise...

... ist mein erstes Weihnachtspäckchen angekommen. Mit richtiger Schokolade und selbstgebackenen Spekulatius!

Samstag, 16. Februar 2008

Darwinfinken I

Darauf habt ihr doch alle gewartet! Heute:

Die Ground Finches (Grundfinken)


Ground Finches gibt es unglaublich viele. Zahlenmäßig. Und auf fast allen Inseln. Drei Arten gehören dazu: Small Ground Finch, Medium Ground Finch, Large Ground Finch. Einfach, was? Unterscheiden tun sie sich nicht nur durch die Körpergröße, sondern vor allem durch die Schnabelform. Der Small Ground Finch ist etwas kleiner als ein Spatz, hat einen spitzen Schnabel und frisst vor allem Kleinkram. Also auch Parasiten auf der Haut von Iguanas oder Schildkröten. Der Large Ground Finch hat schon Faustgröße und einen richten Nussknacker als Schnabel und ernährt sich daher vor allem von hartschaligen Samen. Na ja und der Medium Ground Finch hat halt so was dazwischen. Ehrlich gesagt sind die Übergänge zwischen diesen drei Arten ziemlich fließend und es gibt viele Hybriden, sichere Artbestimmungen sind für manche Vögel nur durch DNA-Analysen möglich. Die Variabilität ist dabei nicht nur von Insel zu Insel, sondern auch innerhalb kurzer Distanzen auf der gleichen Insel recht hoch. Selbst gesanglich kann man die Arten nicht immer eindeutig zuordnen, da es unglaublich viele Dialekte gibt.

Zum Vergleich: 2. von links oben und einzelner Vogel unten: Small Ground Finches, die anderen: Medium Ground Finches.

Was alle Ground Finches gemeinsam haben, ist die unterschiedliche Färbung der Geschlechter: Die Weibchen sind graubraun, mehr oder weniger gesprenkelt – die Männchen schwarz. Juvenile Tiere und Nichtbrüter haben einen gelben Schnabel, der sich aber beim ersten Brüten schwarz umfärbt (und dann so bleibt).
Small und Medium Ground Finches sind sehr gesellig, hüpfen in Gruppen umher und sammeln die Krümel der Touristen auf. Large Ground Finches sind eher Einzelgänger. Die sind hier relativ selten, deshalb müsst ihr euch mit diesem Foto begnügen:

Large Ground Finch, male, non-breeding


Den ganzen evolutionären Hintergrund könnt ihr dann in euren Schulaufzeichnungen nachlesen. Wenn ihr aber wissen wollt, was diese Tiere mit Hängematten anstellen und warum sie uns manchmal so lästig sind, fragt mich!

Freitag, 8. Februar 2008

Wenn ich hier was wirklich Neues lerne...

... dann ist das Frustrationstoleranz. Meine Güte. Seit 12 Wochen warte ich auf Weihnachtspost (andere Deutsche haben ihre nach 3 Wochen bekommen). Dieser unglaublich ineffiziente Verwaltungsapparat aus Station und Park lässt mich 3 Monate ohne Pass sein und jede kleine Anfrage nach Wochen in einem Wust aus Papieren enden, und keiner weiß wer jetzt eigentlich wofür zuständig ist. Trinkwasserbeschaffung kann zum Abenteuer werden. Und vom Vogelfang nur so viel: wir haben jetzt schon 4 mal den "wirklich letzten Vogel" im Netz gehabt... irgendwas ist immer. Und so suchen wir munter weiter -oft ohne Erfolg-, haben keine Wochenenden und die für Schlaf verfügbaren Stunden werden immer weniger. Experimente wollen ja auch noch gemacht werden, nebenbei.

Aber wisst ihr was? Ich kann darüber nur noch lachen.
Nur die soziale Diskontinuität lässt mich etwas leiden. Aber damit werde ich auch noch fertig.

Freitag, 1. Februar 2008

Die Feinde der Feldarbeit

Unvorhersehbare Wetterverhältnisse, die den ganzen Plan um Tage und Wochen verschieben können. Gesangsdialekte. Launische Vögel. Zu neugierige Vögel. Zu egalitäre Vögel. Katzen. Touristen und Guides. Orientierungsverlust. Mittagshitze. Wind. Regen. Sonne. Mora (à Löcher im Netz, Löcher in Armen und Beinen, brütende Vögel, zu wenig Bäume). Vergessene Sonnencreme (!). Geräte, die im Gebüsch zu gut getarnt sind, um sie wiederzufinden. Jahreszeitenabhängigkeit, selbst in den Tropen. Wind. Taxipreise. Budgetbeschränkungen. Blöde Öffnungszeiten der Einrichtungen. Die Größe der Insel. Fehlender Handyempfang. Nachlassende Kräfte am Nachmittag und totale Erschöpfung nach 3 Wochen NonStop-Vogelfang.

Nicht alle Lebewesen in der Trockenzone sind so hart wie wir...



Nie Zeit zum Schreiben, daher hier was zum Gucken: