An einem Tag 4 Pakete – das kann nur bedeuten, dass meine Post vom letzten Jahr endlich angekommen ist! Aber ein Blick auf die Poststempel offenbart etwas noch unglaublicheres: Alle sind von diesem Herbst, und weil ich zufällig am Tag der Ankunft der Pakete auf dem Postamt war, waren 2 davon von Deutschland aus nur 11 Tage unterwegs. Da übersieht man dann auch gern, dass eins der Päckchen schon seit 4 Wochen auf dem Amt herumlag ohne ausgeliefert zu werden... und überhört den Kommentar der Frau am Schalter, dass ich, wenn ich die Schokolade darin nicht mag, es ja zurückbringen kann – sie würde sich sehr freuen: „Ihr Ausländer kriegt doch zu Weihnachten immer Schokolade geschickt!“. Woher sie das wohl weiß. Ich jedenfalls ahne, was mit all meinen Paketen vom letzten Jahr geschehen ist.
Montag, 24. November 2008
Falls ihr euch fragt, wie es mir geht: Alles bestens. Das Leben zieht seine Bahnen, mehr oder weniger wichtige Ereignisse kommen und gehen. Was mich hier auf der Insel bewegt hat in letzter Zeit: Die US-Wahlen (ja, es gab diverse Wahlparties), der Dollarkurs, die steigenden Lebensmittelpreise, diverse Konzerte mit Berühmtheiten vom Kontinent im Rahmen einer Innenministeriums-Kampagne, der Beginn der Mango-Saison, Allerseelen (inklusive dem traditionellen Verkauf von Colada morada (à was Leckeres zum Trinken), der am Totensonntag beginnt und nach ein paar Wochen wieder abebbt), unser Umzug in eine winzige Wohnung an einer lauten Straße und ohne Draußensitzmöglichkeit, der Abschied von zwei alten Freunden vom letzten Jahr, die Post, die sich verschlechternden Bedingungen für Wissenschaftler an der Station, der Mangrove-Finch-Workshop auf Isabela (darüber mehr, sobald ich alle Infos habe), die ersten Hefebrötchen aus dem eigenen Ofen, gute und weniger gute Bücher, der Schnee in Deutschland, unsere endlich eingetroffene Telemetrieausrüstung), der erste internationale (!) Galapagos-Triathlon und vor allem: siehe unten.
Galapagos en bici
Meine 50km-Wahnsinns-Fahrradtour eines samstags nach Garrapatero (der Strand in der Trockenzone an der Südostküste der Insel, wo wir letzte Saison so viele Wochen mit Vogelfang verbracht haben). Was an dem Tag passiert ist, ist mir ehrlich gesagt immer noch ein Rätsel. Ein Freund von mir hatte diesen Traum, eines Tages mal da runter zu fahren – er ist ein ziemlicher Fahrradfreak und sehr fit. Und richtig mit aerodynamischem Helm, Handschuhen, superteurem Mountainbike und der richten Ernährung am Tag vorher. Und ich, aus Selbstkasteiungssucht vielleicht, habe beschlossen, mitzufahren. Die ersten 8km bis Bellavista geht’s fast nur bergauf, und zwar teilweise steilst. Dann 10km nach Cascajo etwas leichter bergauf. Und der Rest ist Abfahrt auf fieser Schotterpiste mit tollem Ausblick auf den Strand. Na ja, wer mich kennt, weiß, dass ich seit vielen Jahren so was nicht machen konnte wegen meinen kaputten Knien, aber ich wollte jetzt einfach mal Grenzen austesten. Mein Ziel: bis Bellavista kommen, dann mit nem Taxi zurück. Meine Vorstellung: mit Höllenschmerzen in Knien und Hüften zusammenbrechen und mindestens eine Woche nicht gehen können. Aber das sollte es mir wert sein. Also am gleichen Morgen noch schnell zum Fahrradladen, funktionierende Pedale montieren lassen und mal ein bisschen Luft in die Reifen – und los. Dank meiner ambitionierten Begleitung, die ich dann auch erst in Bellavista wiedergesehen habe, bin ich also in einem unglaublichen Tempo die Berge hochgeheizt (25min für die erste Teilstrecke!). Und was als erstes aufgegeben hat, waren nicht etwa meine Knie oder meine Kondition oder meine Muskelkraft oder mein Schrottfahrrad. Nein. Mein Hintern tat mir so wahnsinnig weh, weil ich 4l Wasser mit hatte und der Rucksack mir meinen ganzen Oberkörper nachdrücklich in den harten Sattel presste. Wenn man so was nicht gewohnt ist... Ausgelacht wurde ich noch für mein vieles Gepäck, aber als mein Begleiter seine lächerlichen 0,75l Wasser noch auf dem Hinweg aufgebraucht hatte, wurde die Last auf meinen Hintern dank schnell reduzierten Wasservorrats schnell geringer. Tja. Und das war dann auch wirklich schon das größte Problem der ganzen Tour.
Die hier fanden wir auf dem Weg mitten in der Trockenzone, sehr ungewöhnlich, aber schön bizarr:
Schön im Wind und Nieselregen kamen wir am Strand an, wo man echt nicht bleiben konnte, weil einem der puderfeine Sand sofort in alle Poren flog. Also nur kurz schwimmen, was essen, und wieder zurück. Auf dem Rückweg gab’s es dann ein paar schöne kurvige Bergab-Asphaltstrecken, weswegen mein Begleiter mich ab Bellavista dann auch erst mal nicht mehr gesehen hat, hehe.
Und dann nach Hause. Warten auf den Schmerz. Und er kommt nicht. Gar nicht. Ich kann’s gar nicht glauben - wo’s mich doch sonst auf dem 5min-Weg zur Station manchmal schon zwickt. Aber nein, auch nach 2 Tagen noch keine Nachwirkungen. Und nicht mal Muskelkater! Wo doch meine Oberschenkelmuskeln nach all den Bergen so unglaublich gebrannt haben. Was war da los? Kann mir das jemand erklären? Für mich jedenfalls das körperliche Erfolgserlebnis des Jahrzehnts – und vielleicht ja ein Wendepunkt.
Die hier fanden wir auf dem Weg mitten in der Trockenzone, sehr ungewöhnlich, aber schön bizarr:
Schön im Wind und Nieselregen kamen wir am Strand an, wo man echt nicht bleiben konnte, weil einem der puderfeine Sand sofort in alle Poren flog. Also nur kurz schwimmen, was essen, und wieder zurück. Auf dem Rückweg gab’s es dann ein paar schöne kurvige Bergab-Asphaltstrecken, weswegen mein Begleiter mich ab Bellavista dann auch erst mal nicht mehr gesehen hat, hehe.
Und dann nach Hause. Warten auf den Schmerz. Und er kommt nicht. Gar nicht. Ich kann’s gar nicht glauben - wo’s mich doch sonst auf dem 5min-Weg zur Station manchmal schon zwickt. Aber nein, auch nach 2 Tagen noch keine Nachwirkungen. Und nicht mal Muskelkater! Wo doch meine Oberschenkelmuskeln nach all den Bergen so unglaublich gebrannt haben. Was war da los? Kann mir das jemand erklären? Für mich jedenfalls das körperliche Erfolgserlebnis des Jahrzehnts – und vielleicht ja ein Wendepunkt.
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