Sonntag, 28. Dezember 2008

Schmerzhaft

So kanns auch gehen: Nachdem wir zwei Tage lang ein Signal aus demselben dichten Dornbusch bekommen hatte, opferte sich schließlich jemand und kroch hinein um den vermeintlich toten Vogel herauszuholen. Und was findet er? Das hier, fein säuberlich an den Federkielen rausgerupft:




Mittwoch, 24. Dezember 2008

Und so verbringe ich Weihnachten:


In glühender Hitze auf wackeligen Lavabrocken herumstolpern und Vögel suchen. Aufpassen, dass ich mir nicht die Füße breche oder in Abgründe stürze. Und dass ich mir nicht zu oft diese Dinger hier


in die Fußsohlen ramme oder mir damit die Arme aufschlitze.
Negativrekord des heutigen Ausflugs: 200m dem Ziel nähergekommen in 1,5 Stunden. Da war der gesuchte Vogel aber immer noch 350m Luftlinie entfernt. Und blöderweise können die halt auch mal wegfliegen, wenn man sich den halben Tag durch Dorngebüsch geschlagen hat, um ihren Aufenthaltsort zu finden. Gut dass ich Josè Luis dabei habe, der mir den Weg bereitet und seine Zeit mit mir teilt.


Versteht mich bitte nicht falsch - die Arbeit ist anstrengend, gefährlich und ereignisarm, macht mir aber irre Spaß!

Frohes Fest allen, die das hier mit mir teilen.

Dienstag, 16. Dezember 2008

Telemetrie: Update

Inzwischen war ich mal mit im Feld zum Telemetrieren - und: Es klappt! Hier sehen wir unseren jungen am Freitag freigelassenen Woodpecker Finch "greengreen" (siehe Ringe) in seinem natürlichen Habitat beim Frühsport.


Ihn mittels Transmittersignal zu finden, hat etwas gedauert. Dafür wurden wir dann aber auch ausgiebig beäugt - hier sitzt er auf der Empfangsantenne, die an meinem Bein lehnt, und zeigt schön seine eigene Senderantenne (guckt zwischen Flügelspitzen und Schwanzfedern raus), die ihn nicht zu stören scheint. Es geht ihm gut!


Ein anderer Vogel, den wir 2 Tage vorher freigelassen hatten, ist mittlerweile vom "Radar" verschwunden - das Gelände ist extrem unübersichtlich und kräftezehrend, daher können wir nicht kilometerweit laufen um ihn zu suchen, sondern sind darauf angewiesen, dass die Tiere einigermaßen in der Nähe bleiben. Zumal die Transmitter auch nur einige wenige hundert Meter Reichweite haben.
Die Weihnachtszeit ist hier diesmal ziemlich anders. Wir hatten einen sehr gemütlichen 2. Advent [sic! So schnell bin ich mit dem Onlinestellen von Einträgen...] im Haus von Freunden, die damit auch etwas anfangen konnten (richtig geraten, es sind keine Ecuadorianer), mit Dämmerung draußen, 2 Kerzen drinnen, Weihnachtsliedern, superleckerem Kaffee und sogar Lebkuchen, Marzipankartoffeln und Stollen. Dieses Mal sind so viele Weihnachtspakete angekommen (Rekord von Deutschland bis hierher ins Büro: 8 Tage!), dass wir dem halben Dorf eine Einführung in deutsche Vorweihnachtszeitskultur geben könnten. Sogar selber Plätzchen backen können wir, denn: Wir haben nen Ofen - und aus Deutschland mitgebrachten Zimt! Ein bisschen Glühweingewürz vom letzten Jahr ist auch noch da. Diesmal ist es wirklich nur das Wetter, das einem die Weihnachtsstimmung verdirbt.

Na ja, und die superkitschige Deko überall im Ort. Hier hat man wohl Weihnachtsberge anstelle von Weihnachtsbäumen?!

Sonntag, 14. Dezember 2008

Luxus III


Wir sind mal wieder umgezogen, und diesmal ist der einzige Haken, dass wir keine Möbel haben außer einem Tisch mit Stühlen. Dafür ist das Haus ein lichtdurchfluteter Palast abseits der lauten Straßen. Geweckt wird man jetzt durch Hahnengeschrei (nachts um 1) statt durch Verkehrslärm, herrlich! Jeder hat wieder ein Zimmer für sich und wir haben so unglaublich viel Platz, dass wir es noch gar nicht begreifen können. Nen Garten gibt’s mit Waschmaschine, Terrasse, Bäumen und Kakteen und vor allem: vielen Vögeln und Eidechsen. Dass wir zwei Bäder haben und eins davon ne Badewanne, ist bei mir noch gar nicht angekommen. Das alles kostet genau so viel wie die Winzbude, aus der wir gerade kommen – und niemand guckt komisch wenn mal Besuch kommt.

Nachtrag: Gestern spontan Einweihungsparty – großartig gewesen! Dafür ist ein leeres Haus natürlich perfekt.

Umfrage:


In welche Richtung dreht sich denn bei euch eigentlich das Wasser im Abfluss? In dieser Toilette fließt es ohne Wirbel ganz gerade nach unten ab, was mit Sicherheit daran liegt, dass wir hier fast auf dem Äquator sitzen. Wie siehts bei euch aus?

Biologische Brombeerkontrolle


Letztes Jahr hatte ich euch von der Mora (Brombeere) erzählt, die hier langsam den Scalesia-Wald erstickt. Gift hatte kurzfristig Besserung gebracht, aber die Pflanzen kamen schnell zurück und wuchern wie zuvor. Der nächste Plan ist, einen moraspezifischen Rost-Virus einzusetzen, der aber vorerst auf Unschädlichkeit gegenüber den einheimischen Pflanzen getestet werden muss. Die endemische Tierwelt hat hingegen eigene Sofortmaßnahmen ergriffen, um die piekenden Ranken in ihre Schranken zu weisen: Wie wir diese Woche beobachten durften, rupfen Woodpecker Finches Morazweige ab, entlauben sie, und benutzen sie als Werkzeuge, um mit ihnen fette Insektenlarven aus Totholz zu holen. Dieser hier hatte es mit einem sehr tief sitzenden Leckerbissen zu tun und brauchte ein dementsprechend langes Werkzeug.


Es wird spannend: Heute haben wir den ersten Sender angebracht, morgen wird der erste Trockenzonen-Vogel freigelassen. Hoffen wir, dass die Ausrüstung funktioniert und wir seine Spur nicht verlieren!

Überlebenstraining

So. Dieses Mal machen wir ja nicht nur Experimente, sondern wollen, wenn wir die Vögel wieder freilassen, einige von ihnen besendern und somit die Wiedereingliederung in ihre natürlichen Habitate mitverfolgen. Bisher weiß man nämlich noch gar nicht, wie es diesen Vögeln nach so langer Zeit in Gefangenschaft ergeht, wenn man sie wieder nach Hause entlässt.

Zunächst sollen 4 der Woodpecker Finches aus der Trockenzone entlass
en werden, die wir seit ca. 70 Tagen in Gefangenschaft halten. Und ich agiere als Überlebenstrainerin und bin dafür zuständig, sie fürs Leben in freier Wildbahn vorzubereiten, denn hier in der Trockenzone muss man ziemlich hart arbeiten für sein täglich Brot. Insekten, wenn es sie denn gibt, verstecken sich in Bohrlöchern im Totholz oder unter Baumrinde, und dem ist dann oft nur durch Werkzeuggebrauch (und mit viel Ausdauer!) beizukommen.


Also verbringe ich im Moment die Tage damit, die Volieren mit natürlichen Substraten zu versehen, mir jeden Tag neue Verstecke für Falter und anderes Kleinzeug auszudenken, den Werkzeugnachschub zu gewährleisten – und mich totzulachen. Drei der Vögel sind nämlich noch Jungtiere, die sich mit unglaublichem Enthusiasmus auf die angebotenen Kaktusstachel stürzen, sie in Sekunden zerpflücken und dann tatsächlich damit den ganzen Tag unermüdlich in toter Rinde und Astlöchern herumstochern. Mit nicht sooo routiniertem Erfolg, wie sich zeigte. Dennoch, es scheint zu reichen, jedenfalls haben sie in den letzten 5 Tagen kein Gewicht verloren.
Und ich habe meinen Spaß beim Zuschauen.