Dienstag, 27. Januar 2009

Der Mangrovenfink


Ich hab ihn euch ja noch gar nicht richtig vorgestellt! Das hier ist der Mangrovenfink Camarhynchus heliobatus (Mangrove Finch, Pinzon de Manglar):


Er ist die Schwesterart des Spechtfinken, mit dem ich gearbeitet habe, das heißt: Er sieht sehr ähnlich aus, ist eng mit ihm verwandt, ist aber in Ökologie und Verhalten unterschiedlich.

Der Mangrovenfink lebt ausschließlich in 2 kleinen Mangrovenwäldern auf der Westseite der Insel Isabela. Früher wurden auch von der Nachbarinsel Fernandina Funde gemeldet, mittlerweile gibt es ihn dort aber nicht mehr. Um sich wohlzufühlen, braucht er hohe schwarze oder weiße Mangroven zum Nisten, rote Mangroven zum Futtersuchen und das alles als ein Wald, der vom Meer abgetrennt ist. Lagunenartige Mangroven bringen ihm also nichts, weil von dort zu schnell Totholz und altes Laub ins offene Meer geschwemmt wird - und genau diese Substrate sind seine wichtigsten Futterspender. Dort sucht er nämlich nach Larven, Würmern und kleinen Krebsen.
Im Moment gibt es etwa noch 50 Brutpaare - jedoch mit Tendenz nach oben, denn: In den letzten 2 Jahren wurden die beiden Hauptfeinde des Mangrovenfinken ausgemacht: Die Ratte (räubert die Nester) und eine parasitische Fliege namens Philornis (sitzt in den Nestern und saugt die Jungvögel quasi aus). Beide Arten wurden eingeschleppt, und während man gegen die Philornis noch nicht viel in der Hand hat, kann man die Rattenpopulationen mit Giftködern recht gut unter Kontrolle halten - der Bruterfolg geht also leicht nach oben.

Das Problem dieser bedrohten Art ist, dass es ihr bevorzugtes Habitat eben nur an dieser einen Stelle auf den Inseln gibt, mit begrenztem Platzangebot. Die Population ist also naturgemäß sehr klein - und kann, wenn ein Problem auftritt (z.B. eine Krankheit, ein Vulkanausbruch oder eben eine Explosion der Rattenpopulation), sehr leicht ausgelöscht werden, da es eben kaum Ausweichplätze gibt.

Birgit Fessl arbeitet hier an der Darwin Station daran, zum einen die Population zu stabilisieren - u.a. eben durch Rattenkontrolle - und zum anderen, neue geeignete Orte zu suchen, an denen man evtl. "überzählige" Individuen hinverfrachten könnte, um dort neue Populationen aufzubauen und so das Risiko der Auslöschung der ganzen Art durch ein plötzliches Großereignis zu minimieren.



Wieder in der Zivilisation...


Zurück von Isabela und den Mangrovenfinken. Toll wars, viel gesehen, viel geklettert. Der Population (die einzige überhaupt exisitierende, mit ca. 50 Brutpaaren) scheint es ganz gut zu gehen, es gibt weniger Ratten und mehr Nachwuchs. Allerdings haben wir Dinge herausgefunden, die, wenn sie denn stimmen, diesen ganzen "Wir-retten-eine-Art"-Aufwand ad absurdum führen würden. Wer da genaueres drüber wissen will, schreibe mich bitte an.
Jedenfalls: Feldarbeit macht mir immer noch am meisten Spaß - da nehme ich auch in Kauf, mich ein paar Tage lang nur von Crackern, Reis und Bohnen zu ernähren und bei den ersten Regenfällen in meinem Zelt zu ersaufen.

Die Rückgewöhnung an die Zivilisation war nur etwas schwierig.
Fotos von all dem mit mehr Infos bei Picasa, wie immer!

Mittwoch, 14. Januar 2009

Finale

Euch langweilen die ewigen Vogelgeschichten? Nun ja, damit ist's vorbei. Morgen fahre ich für 10 Tage mit dem Mangrove-Finch-Projekt nach Isabela, um zu schauen, wie viele Brutpaare es noch von dieser Art gibt und ob sie fleißig Nester bauen. Und dann war's das auch schon wieder in Sachen Arbeit! Ich hoffe, ich kann hinterher dann ein bißchen reisen, dann gibts hier wieder was zu lesen und vor allem zu gucken.

Weil's so schön war, noch ein Negativrekord: In 1,5 Stunden 20m Weg geschafft in diesem Gelände (alles voll Brombeerbüsche, 3m hoch...):



Sonntag, 11. Januar 2009

Großer Erfolg und kleine Sensation

Seit einer Woche sind 4 Woodpecker Finches, die über ein Jahr in Gefangenschaft waren, wieder auf freiem Fuß. Gefangen hatten wir sie im Hochland in einem wunderschönen Scalesia-Wald im Oktober 2007 und sie dann auf der Station untergebracht (1). Wieder freilassen durften wir sie dort aber nach Anweisung des Nationalparks nicht, denn sie waren zwischendurch an einem Virus erkrankt, den es zwar hier unten in der Trockenzone recht häufig, dort oben im Wald aber so gut wie gar nicht gibt. Damit wir diesen Virus nicht verschleppen, sollten die Tiere also im tiefer gelegenen Farmland freigelassen werden. Also haben wir sie alle besendert, auf einer Finca entlassen (2) und gehofft, dass sie da draußen irgendwie überleben (natürlich haben wir die Vögel eine Woche vorher trainiert, wieder selbständig Futter zu finden). Tja. Aber nach einer halben Stunde schon war kein Transmittersignal mehr zu empfangen. Zwei Tage haben wir um die Farm herum gesucht, im Glauben, unsere fetten, verwöhnten, unsportlichen Vögel würden nur in dichter Vegetation am Boden rumhüpfen und dadurch für unsere Empfängerantennen unauffindbar sein.

Weit gefehlt. Mehr aus Spaß- und Sightseeing-Gründen sind wir am nächsten Tag ins Hochland gefahren, haben uns an den großen Einsturzkrater der Los Gemelos (siehe letztes Jahr!) gestellt und die Antenne ausgeklappt - und haben sie gefunden! Alle 4, in ihrem alten Zuhause, 11km entfernt vom Ort ihrer Freilassung. In höchstens 2-3 Tagen also haben sie diese Strecke zurückgelegt, was sich doch sehr zielstrebig anhört (3). Und das Beste: Allen geht es gut, sie haben Reviere, singen wie verrückt, fressen, balzen und bauen Nester was das Zeug hält. Als hätten sie viel nachzuholen.


Unterschätzung galore also! Ja, sie kommen sehr wohl nach so langer Zeit in Gefangenschaft wieder in ihrem Habitat zurecht, und ja, sie finden sogar ohne Probleme wieder nach Hause. Das hätte keiner hier erwartet!