Dienstag, 27. November 2007

Frühling!

Der Fühling ist da. Woran man das merkt? Es ist richtig kalt und regnet. Oder es ist heiß und die Sonne brennt. Oder es ist den ganzen Tag bedeckt und neblig. Oder alles auf einmal, auch wenn ihr euch das jetzt vielleicht nicht so gut vorstellen könnt. Der schwächelnde kalte Humboldt-Strom und die deshalb stärker werdenen Einflüsse kleinerer warmer Ströme aus dem Panama-Becken kämpfen um die Vorherrschaft, und fast stündlich wechselt der Sieger. Das ist ein bisschen anstrengend, aber noch anstrengender ist das andere deutliche Zeichen für den Frühlingsbeginn: Die Touristenscharen werden größer. Eigentlich sind während der Stations-Öffnungszeiten immer Touris bei den Schildkrötengehegen, aber jetzt sinds eben nicht ständig 3-4 Leute, sondern immer gleich 30-40 auf einmal. Die stehen dann da rum, machen superschlaue Kommentare („Looks like E.T., doesn’t it?“ – „Isn’t it unbelievable to finally see these amazing creatures eating?”), verstopfen meine Arbeitswege (blöderweise liegen unsere Volieren hinter dem Schildkrötenbereich, wir müssen also mehrmals am Tag da durchlaufen) und sprechen sehr oft Deutsch. Die Hochsaison fängt Mitte Dezember an, aber NOCH mehr Leute hier kann ich mir gar nicht vorstellen.

Die Stimmen mehren sich, dass wir ein La Niña-Jahr haben. Das heißt: Viel zu kalt, der Regen kommt zu spät und zu spärlich. Den Vögeln ists egal (hoffentlich nicht zu ihrem Schaden!) – überall wird wie blöde gesungen und gebalzt und werden Nester gebaut. Die Marine Iguanas hauen sich gegenseitig die Köpfe ein, die Lavaechsen verbringen den ganzen Tag damit, andere Lavaechsen aus ihren Revieren zu verjagen und ich bilde mir ein, dass die Männer auch mehr baggern. Frühling halt.

Samstag, 17. November 2007

Bilder

Zwei neue Alben bei Picasa. Nicht viel. Aber schön. Hehe.

Was mir noch einfällt (weil ich statt "Zwei" gerade "Zeit" geschrieben habe): Ich kann hier DIE ZEIT bekommen! Mit etwa 2 Monaten Verzögerung und als vierter Leser. Hoffentlich bleibt überhaupt was für mich übrig. Ich bin gespannt!

Garrapatero

Ach ja, letzten Sonntag waren wir übrigens mit Sabines und einer anderen Familie (er: Waldelefantenforscher aus UK, sie: Wildtierveterinärin aus US, Sohn: weiß man noch nicht so genau – ist aber nicht schlimm, er ist ja grad erst im Kindergartenalter) an einem netten Strand an der Ostseite der Insel. Der (oder die Bucht dort, wer weiß) heißt Garrapatero, und wenn ich die Kinder-Schreiblerntafel in dem Supermarkt letztens richtig interpretiert habe, bedeutet das irgendwas mit „Zecke“, im biologischen Sinn. Man belehre mich bitte eines besseren, damit ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken muss, warum man unsere mit Yachten zugeparkte und nur mit Hafenmauern begrenzte Bucht hier „Academy Bay“ genannt hat, aber diesen idyllischen, nahezu unberührten Ort da drüben ausgerechnet Zecken-Dingens!

Jedenfalls wars irgendwie fast wie ein Tag an der Ostsee. Kühl, bedeckter Himmel, Wind, leichte Dünen, warmes Wasser mit Quallen drin, Melone, Wein, spielende Kinder, fliegende Zeit. Nur würde man zu wohl keinem Ort der Ostsee eine dreiviertel Stunde auf der Ladefläche des Pickup-Taxis über Schotterpisten düsen, dass man plötzlich sehr dankbar ist, Bandscheiben zu haben (nein, im Ernst: Es hat natürlich irrsinnig Spaß gemacht. Durch quasi Wüste und Staub und stark riechende wie tot aussehende Wälder, viel Staub schlucken, nebenbei die nächsten Vogelfänge planen, die genau entlang dieses Weges stattfinden sollen, sich bei dem „Schneller! Schneller“-Gedanken erwischen... das hat was von Feldforscher-Romantik, wenn ich das mal so salopp beurteilen darf). Na gut, und man würde an der Ostsee auch wohl kaum die Spuren von vor wenigen Stunden geschlüpften, dutzenden Mini-Meeresschildkröten finden.

Oder Seelöwen, die mit einem um die Wetter schwimmen wollen. Oder Krustenanemonen und Seegurken und bunte Fische. Oder Blaufußtölpel und braune Pelikane und – ähm – Galapagos-Pintails (so endemische Enten).
Schön wars!

Motivationskünste und andere Experimentgeschichten

Wow, das zweite Experiment klappt so super! Irgendwie haben wir es geschafft, durch kleine Erfolgserlebnisse, die richtige Dosis Futter, die richtige Zeit Futterentzug (keine Sorge, nur 2 Stunden) und die richtige Art Belohnung alle Vögel derart zu motivieren, dass sie anstandslos mitarbeiten. Eigentlich war pro Experiment und Vogel eine Stunde veranschlagt – wir brauchen aber nur 10 Minuten. Maximal. Und darum geht’s: Wir haben die Tiere trainiert, eine kleine lackierte Box mit aufgelegtem Pappdeckel zu öffnen. Und sie dann vor die Wahl gestellt – mit 2 Boxen mit je unterschiedlich farbigen Deckeln. Nur eine Farbe wird belohnt (in der jeweiligen Box liegt dann also Futter) und wir schauen wie schnell sie das kapieren. Nur so viel: Sehr schnell! Und auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Der eine versucht immer zu schummeln und uns über die Schulter zu gucken, der andere macht nen langen Hals um beim Nachbarn abzugucken, aber alle machen irgendwie mit.

Er schummelt! Immer!

...und machts dann trotzdem falsch.

Und jetzt anders herum: Wie schnell können sie umtrainiert werden auf die andere Farbe? Ich sag euch, wir haben ausrastende Vögel hier bei dem Teil des Experiments! Da werden die Pappdeckel entführt und zerfetzt (diejenigen, unter denen sonst die Belohnung lag), da wird gestreikt... und fast alle Versuchstiere sind auch nach 20 Durchgängen noch todsicher, dass das Futter unter dem bekannten Deckel stecken muss und kommen einfach nicht drauf, mal den anderen auszuprobieren. Wir können uns das Lachen manchmal nicht verkneifen, wenn die kleinen verzweifelten und so von ihrem Tun überzeugten Finken die seltsamsten Verrenkungen machen und 5x hintereinander den gleichen Deckel umdrehen, um die Belohnung vielleicht doch noch dort zu finden.

Ach ja, will vielleicht jemand meine 4 Sittiche haben? Ich werde mit so hochgezüchteten, antriebslosen, trägen Viechern mit komisch krummen Schnäbeln und rein pflanzlicher Ernährung nichts mehr anfangen können, wenn ich zurückkomme... (ehrlich, wer einmal gesehen hat, wie die Finken hier auf lebende Nachtfalter abgehen, will keine vegetarischen Haustiere mehr)

Guter Tag heute, und ich weiß gar nicht warum. Früh aufstehen macht glücklich, glaub ich. Wenn man dann mittags halb 12 schon 6 Stunden gearbeitet und den Nachmittag fast frei hat und einfach stundenlang in der Hängematte liegen und lesen kann und noch Kaffee zu Haus hat und sogar Nutella auftreiben konnte... Paradies :)

Es gab heute Mittag wunderbaren Garua-Regen, so fein, dass man ihn nicht sehen, sondern nur auf der Haut spüren konnte. Aber so stark, dass nach kurzer Zeit alles nass war. Ohne dass man den Regen gesehen hat, stellt euch vor! Hier ist grad der Frühling im Anmarsch, mit sehr wechselhaftem Wetter. Morgens manchmal jetzt schon richtig starke Hitze, mittags plötzlich Nebel und Regen, abends eiskalt. Oder anders rum. Ich mag Wetter, wisst ihr ja. Und wechselhaftes Wetter tröstet ein bisschen über die fehlenden Jahreszeiten hinweg.

Dann noch eine Flughafen-Bekanntschaft (Berlin, Guayaquil und Quito) zufällig wiedergetroffen und sehr gefreut. Danach anlässlich des „Dia Darwin 2007“ uns von den Volontarios das Shark-Monitoring-Programm erklären lassen. Und das Beste überhaupt: Heute abend ist mal keine Party! Da freu ich mich drauf (wir hatten ja auch schon 2 in den letzten 3 Tagen). Hab übrigens vor 2 Tagen den ersten rauchenden Menschen gesehen. Seit dem allerdings auch schon 3 weitere. Liegt das an mir oder tatsächlich an den mehr werdenden Touristen? Hochsaison fängt bald an!

Nachtrag


Wir haben das Olivenöl aufgemacht. Es ist flüssiger als Sonnenblumenöl und schmeckt – Überraschung – leicht ranzig und nach Plastik. Jedenfalls nicht nach Oliven. Wir glauben auch jeden Scheiß, der auf der Packung steht! Ich habe beschlossen, die Essenskrise zu beenden. Früher hab ich mich ja schließlich auch monatelang von den 5 immer gleichen Dingen ernährt (Sonnenblumenbrot, Gouda, Nudeln, Zucchini, Soße). Vielleicht sollte ich mich hier einfach auf Ananas, Manaba-Chips, Baumtomaten, Reis und Fisch beschränken. EDIT: Ersetze Ananas durch Papaya, weil viel zu teuer

Das hier war übrigens Irms erste Aktion, nachdem wir das Olivenöl probiert hatten:


Nun ja, sie hat damit schließlich doch nur einen Bambusstab aufgehängt.

Montag, 12. November 2007

Essenskrise

Hilfe! Es ist soweit. Ich brauche ordentliches Brot mit ner Kruste drumherum. Ich brauche Käse, der nicht nach sauer gewordenem Mozarella schmeckt. Auf alles andere kann ich vielleicht mittlerweile verzichten... sogar mit dem immer gleichen Frühstück in der Cafeteria komme ich klar. Weil ich es manchmal auch gegen Cornflakes oder süße „Vollkorn“Brötchen zu Hause eintauschen kann. Das Mittagessen bestreike ich mittlerweile weitestgehend. Man kann noch so viel Salz und Pfeffer auf den Reis und die zerkochten Nudeln rüberstreuen – es bleibt eben weißer Reis oder zerkochte Nudeln. Kennen die hier eigentlich Gewürze? In einigen Läden habe ich tatsächlich einige gefunden, aber zum Selberkochen haben wir eben nur selten Zeit. Über den Tag retten eigentlich nur Bananenchips, Obst überhaupt (Bananen, Papaya, Baumtomaten. Ab und zu Ananas, Äpfel oder Birnen, aber die sind sehr teuer), Kekse (zurück in Berlin rühre ich nie wieder einen Keks an!), Kaffee, Cornflakes, HMilch. Aaaaah! Die letzten zwei Tage habe ich mit Pumpernickel und Apfel-Zwiebel-Schmelz verbracht (aus Deutschland, von Johannes in weiser Voraussicht am Vorabend der Abreise überreicht), aber die sind jetzt alle. Panik macht sich breit. Bei Irm auch – das hat sie veranlasst, einen riesigen, überteuerten Klumpen festen Käse mit der Aufschrift „Tilsit“ aus dem Supermarkt mitzunehmen („Ich halts nicht mehr aus, ich brauche richtigen Käse!“). Nun ja – auch der schmeckt einfach nur nach sauer gewordenem Mozzarella. Ich werde mich nicht trauen, die Flasche Olivenöl (16$!) zu öffnen, zu groß ist die Angst vor Enttäuschung. Man sollte es machen wie die Leute in manchen Teilen Asiens – morgens, mittags und abends kochen. Dann kommen solche Probleme gar nicht erst auf. Das bringt uns aber in Konflikt mit unserem strengen Arbeits-Zeitplan. Was die Leute hier übrigens gar nicht verstehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Freitag, 9. November 2007

Spektakel vor der Cafeteria

Wenn die Cafeteria nicht wäre, wärs hier nur halb so spannend – und zwar nicht (nur) wegen dem Essen oder den Menschen dort. Die Paarungszeit der Marine Iguanas beginnt, also gibt’s auch Kämpfe zwischen den Männchen. Eigentlich sollte hier ein Actionfilm rein, der ist aber zu groß geworden, so dass ich nach 8 Uploadversuchen und diversen Konvertierungsprogramm-Problemen aufgegeben habe. Dieses Foto sagt aber auch viel, finde ich:


Und wenn nicht, dann vielleicht diese hier:



Mittwoch, 7. November 2007

Meine Verabredung

Ich hatte ja heute Mittag das Date mit dem Lava-Echserich – und er war natürlich pünktlich. Leider ist er nicht so fotogen oder meine Cam so schlecht... eigentlich ist er viel hübscher und bunter. Und mindestens 20cm lang. Das auf meinem Finger ist eine Termite, ne? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass das hier in einer Gegend stattfand, wo außer dem Iguana-Pfleger und uns kein Mensch hinkommt. Der Herr wurde also ganz bestimmt nie gefüttert! Ich wette, wir werden gute Freunde.



Montag, 5. November 2007

Die Feinde der Volierenarbeit

Fütterungslogistik. Ameisen, die Futter klauen. Viele, viele Ameisen. Regen. Zeitpläne. Fragwürdige Motivation der Vögel. Schwierige Gleichgestaltung der Volieren. Bewegungsspielraum? Vögel, die gern Näpfe umschmeißen. Vögel, die zu blöd sind, eine kleine Kiste zu öffnen. Vögel, die zu viel Angst vor kleinen Kisten haben, um aus ihnen zu fressen. Kleine Kisten, die zu schwer aufgehen oder zu leicht wieder zu. Speicherplatzprobleme (wir nehmen alles mit Digicam auf). Langeweile nach 20min Dasitzen und nichts passiert (--> Unaufmerksamkeit!). Bewegliche Futtertiere. Giftige Futtertiere. Nicht schmeckende Futtertiere. Zu wenige Futtertiere. Territoriale Vögel, die auf den Volieren herumhüpfen und versuchen, die Finken durchs Gitter zu jagen (das tun Mockingbirds besonders gern). Die Technik funktioniert übrigens einwandfrei!

Die kleinen Freuden...

Als ich heute vor den Volieren saß und Altholz zurechtgebrochen und –gesägt habe, kamen ein paar Termiten aus den Bruchstücken hervorgekrabbelt. Und eh ich mich versah, saß zwischen meinen Füßen ein groooßes Lavaechsen-Männchen, und veranstaltete ein Festmahl, während ich einfach weiterarbeiten konnte. Die sind doch sonst so ängstlich! Der aber kam sogar zu meiner Hand, um von dort ein paar Termiten zu ergattern. Eine wilde Eidechse kommt einfach, um mir aus der Hand zu fressen!? Wahnsinn. Cam hatte ich leider nicht einsatzbereit, zu schade. Aber ich hab die Echse zu morgen um die gleiche Zeit noch mal hinbestellt.

Mehr kleine Entbehrungen

Juhu, zur Abwechslung mal ein 12-Stunden-Tag! Und damit meine ich nicht nur die Dauer des Sonnenscheins hier am Äquator, sondern meine daran gekoppelte Arbeitszeit. Maaaannmann. Da bin ich aber froh, dass die Tage hier im Sommer ganz sicher nicht länger werden.

Wir haben seit 3 Tagen kein Gas mehr zum Kochen, aber heute immerhin geschafft, Trinkwasser zu kaufen. Seit einer Woche warte ich auf meine Leselampe. Ich weiß gar nicht, ob ich’s erwähnt habe, aber diese Woche gibt’s hier die jährliche Generalversammlung, mit allen Leuten die entweder Geld oder was zu sagen haben. Alle Quartiere sind vollgestopft mit Leuten, seit einer Woche wird überall gewerkelt und gemacht und getan, damit jetzt auch alles gut aussieht und funktioniert und überall genug Platz ist. Da müssen wir dann erst mal hinten anstehen und auf Kaffee und warmes Essen verzichten :( Es gäbe ja noch die Cafeteria, aber eben nicht am Wochenende. Und für mich auch heute nicht, weil einfach zu viel zu tun. Es muss nur eine unzuverlässige Person geben (die z.B. wegen der Versammlung plötzlich wichtigeres zu tun hat als die Verabredung mit uns einzuhalten), und schon purzelt der Zeitplan komplett durcheinander. Aaaah! Na ja ich freu mich dann halt aufs warme Essen morgen. Hoffentlich nicht zu früh.

Die kleinen Entbehrungen...

Ich habe gestern in einem kleinen Laden an der Kasse eine völlig eingestaubte Packung Ritter Sport Minis entdeckt! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh mir zumute war (es gibt sonst wirklich nur Nestle-Zeug, das unglaublich süß und eklig schmeckt)... Auf der Verpackungsfolie klebte ein Schildchen, das „80 cent“ sagte. Der Tag schien gerettet. Nein, eigentlich die ganze Woche - denn immerhin sind ja 8 kleine Tafeln drin in so ner Packung. In Extremsituationen wie hier könnten die selbst in meinem Besitz eventuell ein Paar Tage vorhalten. Na ja, jedenfalls wollte der Typ an der Kasse dann 6,40$ von mir. Als mir die Kinnlade runterklappte, holte er die anderen Leute im Laden zur Unterstützung heran, und die erklärten mir einhellig: „Ja klar, da sind doch 8 drin! Also 6,40“. Schon klar, danke, man wird ja wohl noch träumen dürfen...

Was machen wir hier eigentlich?

Da wir am Wochenende mit den Vorexperimenten angefangen haben, erzähle ich euch mal, was genau hier so ablaufen soll. Natürlich in Absprache mit der Chefin – sie meint, ich darf ruhig alles ausplaudern, denn (und da hat sie natürlich Recht): Wer sollte die Vorgehensweise schon kopieren, um uns mit einer Veröffentlichung zuvorzukommen? Wir sind hier schließlich auf Galapagos!
Also, im Großen und Ganzen geht es darum, kognitive Fähigkeiten einerseits zwischen zwei nah verwandten Finken-Arten, andererseits zwischen Vögeln der gleichen Art aus verschiedenen Vegetationszonen zu vergleichen. In der Trockenzone nämlich ist über den Winter nur sehr wenig und schwer zugängliche Nahrung vorhanden, in der immergrünen Scalesia-Zone jedoch sind das ganze Jahr über die Insekten recht leicht zu ergattern. Man könnte also vermuten, dass Vögel in der Trockenzone im Laufe der Evolution besondere kognitive Fähigkeiten erworben haben, die ihnen die Nahrungssuche und damit das Überleben in diesem unwirtlichen Habitat erleichtert haben. Eine solche Fähigkeit könnte z.B. das Erkennen physikalischer Gesetzmäßigkeiten sein – nach dem Prinzip: Wenn ich hier ziehe, bewegt sich das Ding dorthin – wenn ich da ziehe, in die andere Richtung. Verstanden? Der Artvergleich soll dann zeigen, ob sich diese Unterschiede in den Fähigkeiten nur bei sowieso schon werkzeuggebrauchenden Vögeln (den Woodpecker Finches), oder auch bei „ganz normalen“ Baumfinken finden lassen. Quasi: Ob sich Habitatunterschiede stärker auf Verhaltensmerkmale auswirken als Artunterschiede.

So ungefähr sieht übrigens ein Small Tree Finch aus (männlich, adult). Doch, er hat Augen!

Wir fangen an mit ganz einfachen Learning Tasks und steigern die Schwierigkeit dann immer weiter, bis die Vögel mit Lernvermögen nicht mehr weiterkommen – an der Stelle wird sich dann zeigen, ob sie nur blöd rumprobieren oder ob sie physikalische Zusammenhänge im Voraus sehen und verstehen können.

Schritt eins wird sein, dass die Tiere eine kleine Plastikbox mit Klappdeckel öffnen müssen, um an Futter zu gelangen. Dazu haben wir in Vorversuchen erst mal die individuellen Futterpräferenzen herausgefunden, damit wir jedes Tier mit dem Leckerbissen belohnen können, für den sie am ehesten motiviert sind, etwas zu tun. Dann ging es darum, dass die Vögel checken, dass ihr Futter nun nicht mehr im Napf, sondern in einem kleinen grünen Kästchen zu suchen ist. Also Box hingestellt, Deckel auf, Leckerbissen rein, rausgehen, warten. Tja – was soll ich sagen – das ist schon zu viel für die Kleinen Baumfinken :) Sie haben Schiss. Vor der grünen Box und davor, dass ihnen jemand beim Fressen zuguckt. Die Woodpeckers brauchen ganze 8 Sekunden, um sich die Belohnung zu holen – die Baumfinken z.T. über 2 Stunden ohne Aufsicht. Also haben wir uns heute einfach stundenlang neben die Volieren gesetzt und gelesen, um die Finken an unsere Anwesenheit zu gewöhnen. Mal sehen, ob sie morgen gelassener sind.

Beispiel für eine halbe Voliere: 2x1m (etwas klein...), teilweise mit Sichtschutz, damit die Vögel nicht beim Nachbarn abgucken können. Es gibt natürlich auf der anderen Seite auch noch Zweige, Futternapf, Badewanne und mittlerweile einen Betontisch für die Experimente.

Samstag, 3. November 2007

Freitag, 2. November 2007

Galapagos Lava Lizard

Falls Interesse besteht: Tierportraits. Ab sofort, ab und zu. Number one: Galapagos Lava Lizard, Microlophus albemarlensis. Es gibt 7 Arten von Lava Lizards (alle endemisch), aber auf jeder Insel kommt je nur eine Art vor. Diese hier findet man unter anderem auf Santa Cruz, und das in Massen:

male, adult.
Kleiner Kamm vom Nacken über den Rücken, schwarze Kehle mit orangem Rand (zumindest jetzt in der breeding season). Länge etwa 20-25cm, schätze ich.

female, adult.
Etwa in der Größe unserer Zauneidechsen. Orangefarbene Wangenflecken.

juvenile
Die gibts in verschiedenen Schattierungen, die meisten sind irgendwas zwischen grün und grau. Zu Selbstmordversuchen neigend (sie rennen einem unter die Schuhe, wirklich!)

Joa, ansonsten wie Eidechsen halt so sind - liegen gern in der Sonne, fressen Insekten (Ameisen!) und flitzen irrsinnig schnell durch die Gegend. Männchen und Weibchen sind gerade sehr territorial. Wenn sich die Männchen an exponierten Stellen auf den Lavafelsen aufbauen - hochbeinig, Kamm aufgestellt, Kehle weithin sichtbar, ist das schon beeindruckend, selbst für Nicht-Echsen ;) Ich glaube, die Weibchen werden mit 9 Monaten geschlechtsreif, die Männchen erst mit 3 Jahren (ok ich werde noch mal nachlesen und ggf korrigieren. Breeding season ist hauptsächlich November und Dezember (--> Junge schlüpfen dann, wenn der Regen kommt und viele Insekten da sind!). Noch Fragen?

Hier das Video, was ich euch zeigen wollte