Der Fühling ist da. Woran man das merkt? Es ist richtig kalt und regnet. Oder es ist heiß und die Sonne brennt. Oder es ist den ganzen Tag bedeckt und neblig. Oder alles auf einmal, auch wenn ihr euch das jetzt vielleicht nicht so gut vorstellen könnt. Der schwächelnde kalte Humboldt-Strom und die deshalb stärker werdenen Einflüsse kleinerer warmer Ströme aus dem Panama-Becken kämpfen um die Vorherrschaft, und fast stündlich wechselt der Sieger. Das ist ein bisschen anstrengend, aber noch anstrengender ist das andere deutliche Zeichen für den Frühlingsbeginn: Die Touristenscharen werden größer. Eigentlich sind während der Stations-Öffnungszeiten immer Touris bei den Schildkrötengehegen, aber jetzt sinds eben nicht ständig 3-4 Leute, sondern immer gleich 30-40 auf einmal. Die stehen dann da rum, machen superschlaue Kommentare („Looks like E.T., doesn’t it?“ – „Isn’t it unbelievable to finally see these amazing creatures eating?”), verstopfen meine Arbeitswege (blöderweise liegen unsere Volieren hinter dem Schildkrötenbereich, wir müssen also mehrmals am Tag da durchlaufen) und sprechen sehr oft Deutsch. Die Hochsaison fängt Mitte Dezember an, aber NOCH mehr Leute hier kann ich mir gar nicht vorstellen.
Dienstag, 27. November 2007
Frühling!
Samstag, 17. November 2007
Bilder
Was mir noch einfällt (weil ich statt "Zwei" gerade "Zeit" geschrieben habe): Ich kann hier DIE ZEIT bekommen! Mit etwa 2 Monaten Verzögerung und als vierter Leser. Hoffentlich bleibt überhaupt was für mich übrig. Ich bin gespannt!
Garrapatero
Ach ja, letzten Sonntag waren wir übrigens mit Sabines und einer anderen Familie (er: Waldelefantenforscher aus UK, sie: Wildtierveterinärin aus US, Sohn: weiß man noch nicht so genau – ist aber nicht schlimm, er ist ja grad erst im Kindergartenalter) an einem netten Strand an der Ostseite der Insel. Der (oder die Bucht dort, wer weiß) heißt Garrapatero, und wenn ich die Kinder-Schreiblerntafel in dem Supermarkt letztens richtig interpretiert habe, bedeutet das irgendwas mit „Zecke“, im biologischen Sinn. Man belehre mich bitte eines besseren, damit ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken muss, warum man unsere mit Yachten zugeparkte und nur mit Hafenmauern begrenzte Bucht hier „Academy Bay“ genannt hat, aber diesen idyllischen, nahezu unberührten Ort da drüben ausgerechnet Zecken-Dingens!
Jedenfalls wars irgendwie fast wie ein Tag an der Ostsee. Kühl, bedeckter Himmel, Wind, leichte Dünen, warmes Wasser mit Quallen drin, Melone, Wein, spielende Kinder, fliegende Zeit. Nur würde man zu wohl keinem Ort der Ostsee eine dreiviertel Stunde auf der Ladefläche des Pickup-Taxis über Schotterpisten düsen, dass man plötzlich sehr dankbar ist, Bandscheiben zu haben (nein, im Ernst: Es hat natürlich irrsinnig Spaß gemacht. Durch quasi Wüste und Staub und stark riechende wie tot aussehende Wälder, viel Staub schlucken, nebenbei die nächsten Vogelfänge planen, die genau entlang dieses Weges stattfinden sollen, sich bei dem „Schneller! Schneller“-Gedanken erwischen... das hat was von Feldforscher-Romantik, wenn ich das mal so salopp beurteilen darf). Na gut, und man würde an der Ostsee auch wohl kaum die Spuren von vor wenigen Stunden geschlüpften, dutzenden Mini-Meeresschildkröten finden.
Oder Seelöwen, die mit einem um die Wetter schwimmen wollen. Oder Krustenanemonen und Seegurken und bunte Fische. Oder Blaufußtölpel und braune Pelikane und – ähm – Galapagos-Pintails (so endemische Enten).
Schön wars!
Motivationskünste und andere Experimentgeschichten
Wow, das zweite Experiment klappt so super! Irgendwie haben wir es geschafft, durch kleine Erfolgserlebnisse, die richtige Dosis Futter, die richtige Zeit Futterentzug (keine Sorge, nur 2 Stunden) und die richtige Art Belohnung alle Vögel derart zu motivieren, dass sie anstandslos mitarbeiten. Eigentlich war pro Experiment und Vogel eine Stunde veranschlagt – wir brauchen aber nur 10 Minuten. Maximal. Und darum geht’s: Wir haben die Tiere trainiert, eine kleine lackierte Box mit aufgelegtem Pappdeckel zu öffnen. Und sie dann vor die Wahl gestellt – mit 2 Boxen mit je unterschiedlich farbigen Deckeln. Nur eine Farbe wird belohnt (in der jeweiligen Box liegt dann also Futter) und wir schauen wie schnell sie das kapieren. Nur so viel: Sehr schnell! Und auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Der eine versucht immer zu schummeln und uns über die Schulter zu gucken, der andere macht nen langen Hals um beim Nachbarn abzugucken, aber alle machen irgendwie mit.
Er schummelt! Immer!
...und machts dann trotzdem falsch.
Und jetzt anders herum: Wie schnell können sie umtrainiert werden auf die andere Farbe? Ich sag euch, wir haben ausrastende Vögel hier bei dem Teil des Experiments! Da werden die Pappdeckel entführt und zerfetzt (diejenigen, unter denen sonst die Belohnung lag), da wird gestreikt... und fast alle Versuchstiere sind auch nach 20 Durchgängen noch todsicher, dass das Futter unter dem bekannten Deckel stecken muss und kommen einfach nicht drauf, mal den anderen auszuprobieren. Wir können uns das Lachen manchmal nicht verkneifen, wenn die kleinen verzweifelten und so von ihrem Tun überzeugten Finken die seltsamsten Verrenkungen machen und 5x hintereinander den gleichen Deckel umdrehen, um die Belohnung vielleicht doch noch dort zu finden.
Guter Tag heute, und ich weiß gar nicht warum. Früh aufstehen macht glücklich, glaub ich. Wenn man dann mittags halb 12 schon 6 Stunden gearbeitet und den Nachmittag fast frei hat und einfach stundenlang in der Hängematte liegen und lesen kann und noch Kaffee zu Haus hat und sogar Nutella auftreiben konnte... Paradies :)
Es gab heute Mittag wunderbaren Garua-Regen, so fein, dass man ihn nicht sehen, sondern nur auf der Haut spüren konnte. Aber so stark, dass nach kurzer Zeit alles nass war. Ohne dass man den Regen gesehen hat, stellt euch vor! Hier ist grad der Frühling im Anmarsch, mit sehr wechselhaftem Wetter. Morgens manchmal jetzt schon richtig starke Hitze, mittags plötzlich Nebel und Regen, abends eiskalt. Oder anders rum. Ich mag Wetter, wisst ihr ja. Und wechselhaftes Wetter tröstet ein bisschen über die fehlenden Jahreszeiten hinweg.
Nachtrag
Montag, 12. November 2007
Essenskrise
Samstag, 10. November 2007
Freitag, 9. November 2007
Spektakel vor der Cafeteria
Mittwoch, 7. November 2007
Meine Verabredung
Montag, 5. November 2007
Die Feinde der Volierenarbeit
Die kleinen Freuden...
Mehr kleine Entbehrungen
Juhu, zur Abwechslung mal ein 12-Stunden-Tag! Und damit meine ich nicht nur die Dauer des Sonnenscheins hier am Äquator, sondern meine daran gekoppelte Arbeitszeit. Maaaannmann. Da bin ich aber froh, dass die Tage hier im Sommer ganz sicher nicht länger werden.
Die kleinen Entbehrungen...
Was machen wir hier eigentlich?
So ungefähr sieht übrigens ein Small Tree Finch aus (männlich, adult). Doch, er hat Augen!