Sonntag, 2. Dezember 2007

Das Ziegenproblem

Da war doch was mit Statistik? Aber das Ziegenproblem hier ist ein rein ökologisches. Ich mach’s kurz: Ganz früher haben Seeleute hier auf den Inseln Ziegen, Schweine und Esel ausgesetzt, um immer einen Fleischvorrat vorzufinden, wenn sie herkommen. Die Viecher haben sich natürlich extrem vermehrt (vor allem die Ziegen), und da viele Inseln für Menschen so unwegsam sind, hat sie keiner daran gehindert. Die Ziegen nun fressen gern junge Bäume und Büsche und alles was so am Boden wächst und nehmen so den Schildkröten und Landiguanas das Essen weg. Das führte an einigen Orten so weit, dass bald gar kein Unterholz oder Baumnachwuchs vorhanden war, die Schildkröten ausstarben und die Bäume eingingen. So geschehen auf Santiago – das sah den 70er Jahren aus wie eine Wüste. Einfach alles leergefressen. Inzwischen hat man geschafft, auf dieser Insel die Ziegen auszurotten, und die Baumbestände haben sich so gut erholt, dass man jetzt beschlossen hat, dort wieder Schildkröten auszusetzen, damit die den Unterwuchs mäßig lichten können, wie sie es Jahrtausende lang getan haben.

Hier auf Santa Cruz gibt’s noch Ziegen und Esel – wir sehen manchmal auf unseren Vogelfangstreifzügen Jägertrupps vorbeifahren mit vielen Hunden und wenig Erfolg. Ich selbst habe noch keine Ziegen gesehen – nur das Rascheln der Büsche, ihre Rufe und ihre Kothaufen. Und die Eselpfade in der Trockenzone können wir gut auf unseren Erkundungstouren nutzen.

Ein richtiges Problem waren die Ziegen auf Isabela, der größten Insel. Die besteht aus 4 Vulkanen und ist sehr felsig, bergig, schroff. Die Ziegen konnten sich bis in den Nordteil der Insel ausbreiten, wo in den alten Vulkankratern die größten verbliebenen Populationen der Landschildkröten leben. Da die Gegend dort absolut schwer zugänglich ist, hat man lange Zeit keine wirklichen Erfolge bei der Jagd erzielt. Hinzu kommen die ebenfalls eingeschleppten Smooth-billed Anis (große schwarze Vögel vom Festland, die in Gruppen leben), die mit ihren gellenden Warnrufen die Ziegen sofort „informieren“, sobald sich Menschen nähern. Nu hatte man natürlich Angst, dass für die Kröten im Krater bald kein Grünzeug mehr übrig ist, wenn die Ziegen da erst mal drüber hergefallen sind. Zu Recht, würd ich sagen. 2006 wurde bekannt gegeben, dass die Ziegen zumindest im Nordteil der Insel wieder ausgerottet sind. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht (und spenden. Nein, lieber jagen. Auf den Nationalpark ist nicht wirklich Verlass. Aber dazu später).

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