Mittwoch, 7. März 2012

Brüten, brüten, brüten.


Es ist schon ein hartes Geschäft. Man baut ein Nest, oder zwei, versucht ein Weibchen von der eigenen Qualität und der des Nestes zu überzeugen, startet dann mit ihr zusammen den Innenausbau, füttert sie immer wieder, um ihr zu zeigen, dass man für sie mit sorgen kann, und wartet dann auf den Regen. Sobald der Regen kommt, werden die ersten Eier gelegt.
Und dann muss schon vieles zusammenkommen, damit überhaupt die Küken schlüpfen können: Das Nest darf nicht zu exponiert sein, sonst regnet's zu viel rein. Es muss genug Insekten geben, um das auf den Eiern sitzende Weibchen versorgen zu können. Dann wärs noch gut, wenn die Eier überhaupt befruchtet sind (es kann z.B. sein, dass zu nah verwandte Partner untereinander keine fruchtbaren Eier zustande bringen). Und dass der Regen nicht plötzlich wieder aufhört. Wenn man dann das Glück hat, dass keine Ratten oder andere Räuber das Nest finden, stehen die Chancen auf schlüpfende Küken ganz gut. Hier ein Screeshot aus einem Video – wir haben zufällig genau beim Schlüpfen ins Nest gefilmt.


Vor allem am Anfang der Brutsaison haben viele Paare beider Finkenarten das Bebrüten der Eier frühzeitig aufgegeben. Bei manchen Nestern konnten wir Vermutungen über die Gründe anstellen.
Aber dann wurden wir mißtrauisch, weil es immer mehr verlassene Gelege gab, bei denen wir uns nicht vorstellen konnten, was passiert war. Wir haben dann angefangen, diese Nester einzusammeln und auf Philornis-Befall zu untersuchen. Die Experten meinen zwar, dass die Fliegenweibchen erst kommen und ihre Eier legen, sobald die Küken geschlüpft sind (und die Larven sich dann von den Küken ernähren) – aber wir haben in einigen der aufgegeben Nestern auch schon weit entwickelte Fliegenlarven und sogar fertige Puppen gefunden. Sehr wahrscheinlich kommen also die Fliegen schon vorher, und die Larven fressen wohl auch an den brütenden Weibchen. Es ist schwer vorstellbar, wie ein erwachsener, wehrhafter Vogel das zulassen kann, anstatt seinerseits einfach die ihn pisackende Larve zu fressen, aber wir haben keine andere Erklärung.
Es kann also gut sein, dass manche Weibchen ihre Gelege aufgeben, weil sie einfach nachts von Fliegenlarven angebohrt werden. Verständlich! Aber bisher nur Theorie.

Wenn also irgendetwas schiefgegangen ist in diesem komplizierten Prozess, versuchen es die meisten gleich noch einmal. Noch ein Nest bauen, dann meist zusammen mit dem Weibchen, noch mal Eier legen, und diesmal auf mehr Glück hoffen.

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