Das habe ich gelernt: Die Ecuadorianer sind sehr freundlich, hilfsbereit, herzlich, aber unaufdringlich. Wasser ist nicht gleich Wasser – und auch im Brackwasser aus der Leitung sitzen Amöben. Chlor bleicht gar nicht so stark wie man denkt – auch nicht, wenn es beim Einatmen schon Reizhusten auslöst. Immer gute, teure Pflaster kaufen, wenn man nicht wegen ein paar Blasen an den Fingern krank machen will. Fingernägel lang wachsen lassen, damit man die tausend Kakteenstacheln nicht erst zu Hause herausziehen kann. Der Sonnenuntergang am Äquator ist überhaupt nicht so abrupt wie alle sagen. Die Sonne sieht genau, welchen kleinen Fleck man vergessen hat, einzucremen – den markiert sie dann deutlich mit einer Signalfarbe, damit man ihn nicht noch einmal vergisst. Es ist möglich, mit nur 2 verschiedenen Umhängetaschen ein paar Tage lang auszukommen. Deutschland ist NICHT das Zentrum der Bürokratie. Man kann auch länger als bis Sonnenaufgang schlafen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Man muss vor der Nationalparkverwaltung keine Angst haben, weil sie, statt mit uns über das Projekt zu diskutieren, nur ein paar Papiere sehen will. Seit dem Dollar ist alles schwierig. Man kauft die Tomaten im grünen Zustand. Immer mit fest geschlossenem Mund duschen (die Amöben!)...
Daran habe ich mich gewöhnt: Die scheuesten Tiere hier sind die Katzen (werden ja auch eingesammelt und ähm - eliminiert). Kamikaze-Echsen kreuzen bei jedem Schritt den Weg – mit dem scheinbar dringenden Wunsch, unter meinen Schuhsohlen zu landen. Man schmeißt das Klopapier nicht in die Toilette, und die Klobürste steht einfach „nackt“ auf dem Fußboden. Auch wenn es morgens noch so kühl, windig, klamm und nieselig ist, werde ich mich vormittags auf jeden Fall ärgern, Turnschuhe statt Sandalen angezogen zu haben (das nennt man dann „Tageszeitenklima“). Ecuadorianer meinen „vielleicht“ und „nachher oder übermorgen“, wenn sie „Ja“ und „jetzt“ sagen. Ich lebe nun doch wieder in einer WG (in Irms schönem großen Zimmer). Man bekommt auf jeden Fall Amöben, die Frage ist nur, wie schnell. Autos sind 1. immer Pickups (außer, glaub ich, ein Polizeiauto) und 2. so gut wie immer Taxen. Es gibt zwei Varianten jeder Münze: Eine ecuadorianische und eine amerikanische – außer beim 1$, davon gibt’s nur ecuadorianische.
Das kann ich noch nicht: Spanisch sprechen. Die amerikanische Überschwänglichkeit verstehen. Mir nicht den Kopf an den Volierentüren stoßen (ist aber auch gemein – jede ist unterschiedlich hoch, es reicht also nicht immer, einfach in konstanter Bückhaltung durch die Volieren zu laufen... mein Kopf ist schon ganz unförmig vor lauter Beulen!). Sagen, ob ich’s schaffe, nebenbei nen Tauchschein zu machen.
Das nervt mich jetzt schon: Überall gibt es Fernseher, und die müssen immer laufen - und wenn es ein Shoppingsender zum Frühstück ist! Nestlè hat wohl die Insel gekauft - wenn man zu spät aufsteht, um Inselmilch zu bekommen, bleiben einem nur Fertigprodukte dieses abartigen Konzerns.
Das freut mich: Unsere tolle Unterkunft (da geht’s den Volontarios wohl ganz anders...). Die Volieren sind fertig und sehen super aus. Die Sonne reicht noch nicht aus, um unter den Klamotten Sonnenbrände zu veranstalten. Das Meer ist türkis, die Luft warm, die Tiere omnipräsent. Forscher sein bringt seeeehr vielfältige Arbeiten mit sich (denken + planen + organisieren, handwerkeln + praktizieren, reisen + wandern + bewegen, beobachten + interpretieren + schlussfolgern + bewerten) – ist also sehr schön abwechslungsreich. Unsere Cafeteria hat eine große Terrasse, von der aus man beim Frühstücken z.B. Seelöwen beim Jagen und Spielen, Iguanas beim Schwimmen und Rochen beim Springen zuschauen kann (mein erster Rochen!). Ich bin von allen am wenigsten gejetlagt (Irm ist gleich krank geworden, die anderen sind um 8 schon müde). Die Station hat eine ganz tolle Bibliothek! Freitags kommt ein Pickup voll mit frischem Inselgemüse auf das Stationsgelände – unser „Markt“ quasi. Und vor allem: Wir bleiben wohl bis März!
Das fehlt mir: Ich habe immer noch nicht geschafft, am Stationsstrand zu schnorcheln. Die Anonymität der Großstadt (wenn man schon nach wenigen Tagen an jeder Ecke der Insel bekante Gesichter sieht, macht mir das Angst). Gute Schokolade, echter Kaffee (wird zwar hier auf der Insel angebaut, ist aber super teuer. Also gibt’s – wie überall – löslichen). Gemüse und Salat – es gibt quasi immer nur Reis und Fisch oder Reis und Nudeln und Fisch oder Reis und Kartoffeln und Fisch. Abwechslung beim Essen (beim Frühstück variiert immerhin die Zustandsform des Milchbrötchens etwas – sie kehrt aber alle 2 Tage wieder).
1 Kommentar:
Oh cool, Südamerika ist doch irgendwie irgendwo das Gleiche für uns Deutsche. Toller Blog, mach weiter so!! P.S. ich will vielleicht im März nach Brasilien, also sag bescheid, wenn ihr beim Rumreisen dahin wollt!! Is ja klein das Land, da stolpert man fast übereinander. :)
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