Dieser Scalesia-Wald, in dem wir arbeiten, ist schon ein Kuriosum. Wenn man die Scalesia als Bäume betrachtet, kann man eigentlich nur den Kopf schütteln. Werden nur ca. 15 Jahre alt und kippen dann um. Sie kippen auch um, wenns mal heftiger geregnet hat, weil sich dann ihre Stämme und das ganze Moos und die Flechten, die an ihnen hängen, so mit Wasser vollsaugen, dass sie das Gewicht nicht mehr tragen können. Wenns mal ein bißchen Wind gibt, kippen sie auch um, denn sie haben kaum Wurzeln. Außerdem stehen sie oft nur wenige Zentimeter tief in Erde, wenn nicht direkt auf der nackten Lava – das gibt kaum Stabilität, und, genau, sie kippen leicht um.
Wenn man sie aber sieht als das, was sie eigentlich sind, nämlich Sonnenblumen mit Riesenwuchs, dann kann man nur staunen, dass sie es überhaupt so weit gebracht haben. Ganz junge Scalesia sehen noch genauso aus wie Sonnenblumen. Sie wachsen so schnell wie S
onnenblumen, zumindest am Anfang. Aber da sie so alt werden, wachsen sie mehr als 15m hoch. Und sehen dann aus wie richtige Bäume, mit holzigem Stamm, verzweigten Ästen, und Blättern an deren Enden (aber eben nur wenigen kleinen Wurzeln).
Wenn man die Rinde der Bäume entfernt, riecht die auch nach Sonnenblume. Ihre Samen sind Miniatur-Sonnenblumenkerne. Die Blütenstände sehen aus wie winzige weiße Sonnenblumen mit zu klein geratenen Zungenblüten. Und wenn man sich mal so einen umgeknickten Stamm anschaut (leicht zu finden, Wind und Regen haben Mikado gespielt in den letzten Tagen!), ist der nicht etwa massiv aus Holz, sondern hat innen so einen weißen Markstrang, wie die Sonnenblumen.
Und: Die Scalesia sind das Zuhause der Baumfinken in dieser Höhenzone. Small Tree Finches, Large Tree Finches und Woodpecker Finches fressen und nisten in ihnen. Sie sind auf die Scalesia angewiesen, weil sie in den höheren, gröber verzweigten eingeschleppen Baumarten wie Sinchona oder Avocado keine Nester bauen könnten. Gut für uns, denn an die niedrigeren Nester in den Scalesia kommen wir besser ran zum Reingucken!