Am wichtigsten für uns ist wohl Birgit, die hier für 3 Jahre lebt und arbeitet und die beste Freundin von Sabine ist. Sie arbeitet u.a. an Mangrove-Finches und startet bald ein Captive-Breeding-Programme (u.a. auch mit unseren Woodpecker-Finches), testet Ratten-Fangmethoden und findet heraus, welche Tiere als Eierräuber aktiv sind (mit Kneteiern, die sie mit Eiweiß anstreicht! Daran sieht sie dann die Beiß- und Kratzspuren und weiß, welche Tiere problematisch sind für Nester und Gelege). Aber vor allem ist sie ein Top-Ansprechpartner für alles, total patent und praktisch veranlagt, unglaublich hilfsbereit und supersympathisch. Kritisch, helles Köpfchen, sehr offen, warmherzig und fördernd. Oh Hilfe bitte nehmt mir meine Schwärmerei nicht übel – ich bin das einfach echt nicht gewöhnt, so von allen Seiten unterstützt zu werden!
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Mithilfe der Station
Weitere Erkenntnisse bis jetzt
Vogelfang - diesmal richtig.
Super Tag. Wir haben an einem Vormittag so viele Vögel gefangen wie die ganze letzte Woche zusammen. 3 davon Woodpecker Finches! Die sind wirklich erstaunlich, sehr fix im Kopf, beobachten alles um sie herum genauestens, checken sofort, wo Futternäpfe und Wasserschalen sind, und wie sie am besten ausbüxen können. Einer benutzt schon Werkzeuge zum Herumstochern in der Baumrinde. Die anderen sitzen noch in den Eingewöhnungskäfigen, aber haben noch in der Hand (zwischen Transportbeutel und Eingewöhnungsbox) gelernt, Wasser von uns anzunehmen. Tolltoll. Freu mich sehr auf die Experimente. Zum Anfangen fehlen jetzt nur noch 2 Small Tree Finches, die wir morgen sicher schnell beisammen haben werden. 3 Tage eingewöhnen, und dann geht’s los!
Ach, und: Ich hab vor der Cafeteria meinen ersten unter Wasser fressenden Iguana gesehen! Luft aus den Nasenlöchern blubbern, abtauchen, an den Steinen festkrallen und Algen fressen. So einfach ist das.Montag, 29. Oktober 2007
Wie die Vögel uns an der Nase herumführen
Die Methode der Woodpecker-Finches: Elegant ums Netz herum, übers Netz drüber oder gezielt durch Löcher im Netz fliegen. Ab und zu, um uns bei Laune zu halten, doch ins Netz gehen – aber wenn wir angelaufen kommen, sich doch lieber schnell selbst befreien (das ist kein Einzelfall, sondern leider zur Regel geworden!). Wie wir das Problem lösen werden: Die Netztaschen enger zusammen schieben, Windstille abwarten, schneller laufen, wenn einer drin hängt. Die sind einfach ein bisschen zu groß für diese Maschenweite. Aber immerhin ist es mir gelungen, eine gute Gesangsaufnahme zu machen, auf die die Vögel sehr gut reagieren. Das Dialekt-Problem ist also bewältigt!
Die Methode der Galapagos-Tauben: Sich mitten vor uns auf den Weg setzen. Hinlegen. Ein Bein wegstrecken, und dann auch noch einen Flügel so total blödsinnig hochstellen. Wir fallen natürlich voll drauf rein: „Oooh, was ist denn mit der los? Ist sie verletzt?“ Es dauert ein paar Sekunden, bis uns einfällt, dass sie uns mit der Masche nur von ihrem Nest ablenken will, das sich in der Nähe auf dem Boden befindet. Sie schleppt sich also hinkend in den nächsten Busch, wir lachen und gehen weiter. Mit Tauben sind schließlich keine Versuche vorgesehen :)
Die Methode der Mockingbirds: Unser Revier okkupieren. Die Türschwellen unseres Zimmers mit Kothaufen markieren, unsere Betten beschlagnahmen. Unseren Unmut auf sich ziehen, aber mit solchen Aktionen hier uns wieder milde stimmen:
Sorry hier sollte ein Video hin, aber das funktioniert im Moment nicht (Blogger ist Schuld). Wird nachgetragen!
Vogelfang. Erfolg?
Einige große Aufregungen heute: Angst um die Lizenz wegen beinahe-Entdeckung durch vermeintliche Touristen, der Woodpecker im Netz natürlich, plötzliche Hitze und kein Gezappel der Vögel mehr in den Transportsäckchen, Fenster zum Arbeitsraum eintreten müssen, in den Säckchen nicht vernähte Säume und deshalb einen total verstrickten Vogel, UV-Lichtfalle für Insekten funktioniert nicht (ausgerechnet jetzt, wo wir Vögel haben!), und als wir zum Mittag mit Magenschmerzen vor Hunger in die Cafeteria gehen, ist das Essen schon aus (es gibt kein Anmeldesystem, jeder isst wann er will, daher sind die Mengen eben nicht kalkulierbar, und wir hatten einfach Pech). Dann noch ne beinahe-Gehirnerschütterung, blaugehämmerte Daumen und einen nicht fressen wollenden Tree-Finch. Habe aber zufällig Termiten gefunden und in den Käfig getan, ich wette, denen kann er nicht widerstehen! Den anderen geht’s aber gut, die haben schon nach ein paar Minuten angefangen zu fressen.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Mas Fotos
Es gibt bei Picasa 2 neue Alben!
Für die ornithologisch Interessierten werde ich irgendwann eine Artenliste machen und nach und nach einige Vögel vorstellen, wenn vorhanden mit Bild.
Sprache und andere kulturelle Differenzen
Ansonsten ist zu sagen, dass sie, wie wohl alle jungen Ecuadorianer (außer die Volontarios hier, aber die sind schon deshalb anders, weil sie von sich aus entscheiden, rauszugehen und was zu machen – eben die Arbeit hier) recht unselbständig ist und sehr an uns klebt. Noch. Immerhin ist sie gestern allein vom Telefonieren zurückgekommen und ich musste nicht im Telefoncafe auf sie warten :) Und sie hat sich mittlerweile auch Milch und Zucker und Reis gekauft. Mit Wasser und Essen füttern wir sie noch durch, aber auch das wird sich ändern (müssen). Sie kann weder schwimmen (nicht so schlimm für uns) noch Fahrradfahren (schon komplizierter – wir haben ein Fahrrad gekauft, weil man einfach nicht alles zu Fuß oder per Taxi (teuer!) erreichen kann), und hat weder ihre Uhr noch ihr Handy oder einen Wecker mitgebracht. Und sonst: Kochen mit Sahne? Iiih! Cafe mit Milch? Ohne Zucker? WAS? Bier, mitten am Tag? Sabine hat Wein angeboten, als sie bei ihr waren, und Viviana dachte, sie muss ihn trinken, um nicht unhöflich zu sein. Aber eigentlich trinkt und mag sie gar keinen Alkohol, hat den Wein runtergewürgt und hatte prompt heute Kopfschmerzen... Wir tun aber unser Bestes, sie über ihre kulturellen Rechte aufzuklären und etwas eigenständiger zu machen!
Vogelfang, die zweite
Nun – woran liegts? Die Finken sind eigentlich das ganze Jahr über territorial (food and territories are the limiting factors for breeding). Aber ausgerechnet der WoodpeckerFinch scheint in der non-breeding-season viel weniger aggressiv zu sein. Andere Möglichkeit: Das Playback-Tape ist definitiv von einem Vogel mit anderem Dialekt. Erst dachten wir an individuelle Variation, aber dieses Tier, was im Tiefland aufgenommen wurde, ruft einfach deutlich anders als alle Woodpeckers die wir im Hochland gehört haben. Mal sehen ob wir ein Mikro kriegen können um selber Aufnahmen zu machen. Wenn das nicht hilft, haben wir ein großes Problem – wir können ja schlecht einfach auf die Brutsaison warten!
EDIT: Nächster Tag, wieder hochgefahren, aber viel zu viel Wind. Gar nicht erst versucht, das Netz aufzustellen. Statt dessen Volieren eingerichtet.
Vogelfang, die erste
Vögel? Los Gemelos!
Die Krater sind so groß, dass selbst mein Weitwinkel sie nicht schafft. Aber schön! Und unglaublich viele Finken auf dem Weg. Und – schon nach etwa 10 Minuten Weg begegnete uns der heimliche eigentliche Grund meines Aufenthaltes hier: Pyrocephalus rubinus, Vermillion Flycatcher, der Rubintyrann! Sooo toll, Wilson meinte, wir hätten wirklich Glück gehabt, viele Touristen bekommen ihn wohl nicht zu Gesicht, weil er recht selten geworden ist (wie sich mittlerweile herausgestellt hat, kann das nicht so ganz stimmen, denn wir sehen jeden Tag 4-5 Tiere). Jedenfalls, ganz Galapagos-Manier: Überhaupt nicht scheu, jagt er direkt vor uns die Insekten und versucht ein paar Mal sich auf meinen Kopf zu setzen. Tolltoll!
Sonntag, 21. Oktober 2007
Time for Snorkeling
Viviana ha llegado aqui
Unsere ecuadorianische Assistentin Viviana ist gestern (mit einer Woche Verspätung – ähem) angekommen! Und – oh Schreck – sie versteht kein Wort Englisch. Eigentlich gut für Irm und mich, denn so sind wir aufs Spanischlernen unbedingt angewiesen. Es gibt nur ein Problem: All unsere bisherigen Spanischkenntnisse bringen uns bei ihr nicht weiter, denn sie spricht breitestes Ecuadorianisch, wie ich es bisher nur beim Küchenmädchen aus der Cafeteria gehört habe. Unglaublich unverständlich. Sie verschluckt nahezu alle Konsonanten, verniedlicht fast jedes Substantiv und benutzt noch dazu ganz andere Wörter. Uiui. Das kann was werden. Nächste Woche, wenn wir rausfahren zum Vögelfangen, wird das noch gehen, aber danach müssen wir ihr irgendwie die Details der Experimentabläufe verklickern... sie hat überhaupt keine Erfahrung mit so was (wir dachten, sie wäre Biologiestudentin – ist sie aber nicht. Estudia Agronomia), aber es ist so wichtig, die Hintergründe zu verstehen, um die Versuche korrekt auszuführen. Hilfe! Zum Glück ist Sabine ja die nächsten Wochen noch da und kann hoffentlich mehr vermitteln als wir. Wobei ihr Spanisch auch eher basic level ist. Aber sie hat schon mal mit einem Ecuadorianer zusammengearbeitet, Experimentiervokabular sollte also vorhanden sein.
Samstag, 20. Oktober 2007
Fazit 1. Woche
Das habe ich gelernt: Die Ecuadorianer sind sehr freundlich, hilfsbereit, herzlich, aber unaufdringlich. Wasser ist nicht gleich Wasser – und auch im Brackwasser aus der Leitung sitzen Amöben. Chlor bleicht gar nicht so stark wie man denkt – auch nicht, wenn es beim Einatmen schon Reizhusten auslöst. Immer gute, teure Pflaster kaufen, wenn man nicht wegen ein paar Blasen an den Fingern krank machen will. Fingernägel lang wachsen lassen, damit man die tausend Kakteenstacheln nicht erst zu Hause herausziehen kann. Der Sonnenuntergang am Äquator ist überhaupt nicht so abrupt wie alle sagen. Die Sonne sieht genau, welchen kleinen Fleck man vergessen hat, einzucremen – den markiert sie dann deutlich mit einer Signalfarbe, damit man ihn nicht noch einmal vergisst. Es ist möglich, mit nur 2 verschiedenen Umhängetaschen ein paar Tage lang auszukommen. Deutschland ist NICHT das Zentrum der Bürokratie. Man kann auch länger als bis Sonnenaufgang schlafen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Man muss vor der Nationalparkverwaltung keine Angst haben, weil sie, statt mit uns über das Projekt zu diskutieren, nur ein paar Papiere sehen will. Seit dem Dollar ist alles schwierig. Man kauft die Tomaten im grünen Zustand. Immer mit fest geschlossenem Mund duschen (die Amöben!)...
Daran habe ich mich gewöhnt: Die scheuesten Tiere hier sind die Katzen (werden ja auch eingesammelt und ähm - eliminiert). Kamikaze-Echsen kreuzen bei jedem Schritt den Weg – mit dem scheinbar dringenden Wunsch, unter meinen Schuhsohlen zu landen. Man schmeißt das Klopapier nicht in die Toilette, und die Klobürste steht einfach „nackt“ auf dem Fußboden. Auch wenn es morgens noch so kühl, windig, klamm und nieselig ist, werde ich mich vormittags auf jeden Fall ärgern, Turnschuhe statt Sandalen angezogen zu haben (das nennt man dann „Tageszeitenklima“). Ecuadorianer meinen „vielleicht“ und „nachher oder übermorgen“, wenn sie „Ja“ und „jetzt“ sagen. Ich lebe nun doch wieder in einer WG (in Irms schönem großen Zimmer). Man bekommt auf jeden Fall Amöben, die Frage ist nur, wie schnell. Autos sind 1. immer Pickups (außer, glaub ich, ein Polizeiauto) und 2. so gut wie immer Taxen. Es gibt zwei Varianten jeder Münze: Eine ecuadorianische und eine amerikanische – außer beim 1$, davon gibt’s nur ecuadorianische.
Das kann ich noch nicht: Spanisch sprechen. Die amerikanische Überschwänglichkeit verstehen. Mir nicht den Kopf an den Volierentüren stoßen (ist aber auch gemein – jede ist unterschiedlich hoch, es reicht also nicht immer, einfach in konstanter Bückhaltung durch die Volieren zu laufen... mein Kopf ist schon ganz unförmig vor lauter Beulen!). Sagen, ob ich’s schaffe, nebenbei nen Tauchschein zu machen.
Das nervt mich jetzt schon: Überall gibt es Fernseher, und die müssen immer laufen - und wenn es ein Shoppingsender zum Frühstück ist! Nestlè hat wohl die Insel gekauft - wenn man zu spät aufsteht, um Inselmilch zu bekommen, bleiben einem nur Fertigprodukte dieses abartigen Konzerns.
Das freut mich: Unsere tolle Unterkunft (da geht’s den Volontarios wohl ganz anders...). Die Volieren sind fertig und sehen super aus. Die Sonne reicht noch nicht aus, um unter den Klamotten Sonnenbrände zu veranstalten. Das Meer ist türkis, die Luft warm, die Tiere omnipräsent. Forscher sein bringt seeeehr vielfältige Arbeiten mit sich (denken + planen + organisieren, handwerkeln + praktizieren, reisen + wandern + bewegen, beobachten + interpretieren + schlussfolgern + bewerten) – ist also sehr schön abwechslungsreich. Unsere Cafeteria hat eine große Terrasse, von der aus man beim Frühstücken z.B. Seelöwen beim Jagen und Spielen, Iguanas beim Schwimmen und Rochen beim Springen zuschauen kann (mein erster Rochen!). Ich bin von allen am wenigsten gejetlagt (Irm ist gleich krank geworden, die anderen sind um 8 schon müde). Die Station hat eine ganz tolle Bibliothek! Freitags kommt ein Pickup voll mit frischem Inselgemüse auf das Stationsgelände – unser „Markt“ quasi. Und vor allem: Wir bleiben wohl bis März!
Das fehlt mir: Ich habe immer noch nicht geschafft, am Stationsstrand zu schnorcheln. Die Anonymität der Großstadt (wenn man schon nach wenigen Tagen an jeder Ecke der Insel bekante Gesichter sieht, macht mir das Angst). Gute Schokolade, echter Kaffee (wird zwar hier auf der Insel angebaut, ist aber super teuer. Also gibt’s – wie überall – löslichen). Gemüse und Salat – es gibt quasi immer nur Reis und Fisch oder Reis und Nudeln und Fisch oder Reis und Kartoffeln und Fisch. Abwechslung beim Essen (beim Frühstück variiert immerhin die Zustandsform des Milchbrötchens etwas – sie kehrt aber alle 2 Tage wieder).
Planning and Preparating
Die meisten Visiting Scientists und Volontarios sind Amerikaner. Irm hats also gut, sie trifft lauter Landsleute und Mit-Muttersprachler. Gestern waren wir zum Essen bei einer Studentin aus Kanada eingeladen, die zu unserem Glück indischer Abstammung ist und daher lecker indisches Essen gezaubert hat :) Viele von der Station waren auch da, aber wir haben nicht lange durchgehalten... dank all der vorausgegangenen körperlichen Arbeit. Denn: Wir haben quasi die ganze Woche die alten Volieren hergerichtet, d.h.: geputzt, desinfiziert, verdrahtet, geschneidert, verhängt... 2 Handwerker haben dabei die gröberen Schreinerarbeiten übernommen. Die sind super. Also die Handwerker, nicht die Schreinerarbeiten. Obwohl, die auch. Sie machen das sehr gut. Und viel schneller als erwartet. Und das zu einem Hungerlohn (dazu später mehr), aber mit sehr guter Laune. Heute haben sie uns erzählt, dass Draht alambre heißt und Gecko salamanca. Der Rest läuft eher mit Händen und Füßen. Aber er läuft!
Morgen wird noch das Equipment zum Vögelfangen und Futteranlocken getestet – und am Montag geht’s los ins Hochland, zur Finkenjagd!
Freitag, 19. Oktober 2007
Donnerstag, 18. Oktober 2007
Fotos bei Picasa?
Dienstag, 16. Oktober 2007
Montag, 15. Oktober 2007
Mein Spanisch ist sooo schlecht! So schlecht, dass die chica im Restaurant uns mit in die Küche nehmen musste, um uns zu zeigen, was es zu essen gibt. Na ja, sie hatten halt keine Karte, aber wir hatten Hunger... Der Fisch hier ist einfach so was von oberlecker! Ich werde in D nie mehr Fisch essen können – dabei weiß ich gar nicht, was genau das hier auf meinen Tellern so ist. Alles einfach nur pescado. Gegessen wird wohl, was ins Netz geht.
Sonntag, 14. Oktober 2007
Auf dem Rückweg hatten die Iguanas schon unseren Pfad blockiert.
Sonne, Regen & Co
Was ich vorweg sagen sollte: Ich bin zwar auf dem Äquator, aber wegen der halbjährlich wechselnden Meeresströmungen gibt’s hier 2 Jahreszeiten: Den trockenen, aber wolkenverhangenen Winter bis Ende Dezember und danach den sonnigen, regenreichen Sommer. Aber den Winter hab ich mir hier anders vorgestellt! Ab und zu kommt die Sonne raus, heute haben wir sogar etwa 50% blauen Himmel! Ich dachte, ich kann mich unter einer dicken Wolkendecke schön langsam an die äquatoriale Sonnenstrahlung gewöhnen... nun hat mir die erste halbe Stunde Sonne schon nen Sonnebrand beschert. Ja, ich hatte mich eingecremt, mehrmals! Schön warm ists, sehr angenehm. Dazu weht ein leichter warmer Wind, der das Meer ziemlich aufpeitscht. Ich war davon ausgegangen, dass man im Winter nicht baden kann, weil in den Reiseführern selbst für Schnorchler Neopren empfohlen wurde. Aber das Wasser hier, also bitte – schönste Ostsee-Sommertemperaturen! Wenn es noch wärmer wird, ist es schon gar nicht mehr erfrischend. Manchmal nieselt es ein wenig, schwül ist es kaum – paradiesisch halt!
Ich freu mich schon aufs Schnorcheln (vielleicht heute Nachmittag), man sieht nämlich schon von außerhalb des Wassers unzählige kleine Kugelfische und viele bunte Fische, die ich nicht einordnen kann.
Essen, Trinken, Waschen, Schlafen
Die Grundbedürfnisse lassen sich hier ganz gut erfüllen, denn der örtliche Supermarkt hat so ziemlich alles, was man zum Leben braucht. Wenn man so viel Geld verdient wie ich, kann man sich auch mal ne Schokolade leisten :D Es ist schon alles teurer als auf dem Festland, und dort lagen die Preise nur leicht unter dem aus D gewohnten Niveau. Ausnahmen: Klamotten, Übernachtungen und Restaurants, die sind schon relativ günstig. Ansonsten bekommt man hier den Eindruck recht gepfefferter Preise (immerhin sind wir hier in einem Südamerikanischen Land), was aber durch den weiten Weg zum Festland und vor allem die vielen Touris (die haben schon alle Geld, sonst wären sie nicht hier – allein der Flug vom Festland kostet zwischen 300 und 400 US$, dazu kommen 100$ Nationalparkgebühr) zu erklären ist. Ich bin ein unglaublicher Glückspilz, dass ich umsonst hierher geflogen bin, hier umsonst wohne, umsonst esse (bis auf Sonntags, da hat die Stations-Cafeteria geschlossen, wie wir heute feststellen mussten) und in Berlin keine Miete zahlen muss!
Da es auf den Inseln einige Süßwasserquellen gibt, ist Trinkwasser gut erschwinglich. Gestern habe ich meinen Wochenvorrat nach Hause geschleppt, und der hat mich nur 3$ plus einiges an Muskelkraft gekostet. Die Milch hier kommt übrigens von den Kühen der Insel! Ach ich freu mich schon, morgen (Montag, Läden offen – bis 20h!) einzukaufen und meinen Kühlschrank zu füllen (Edit: Die Läden haben sogar Sonntags auf).
Wider Erwarten kann man sich hier ganz gut fleischlos ernähren (erinnert mich bitte an diesen Satz, wenn ich das erste mal in unserer Cafeteria zu Mittag gegessen habe! Noch kenne ich nur die Restaurants...), vor allem wenn man sich durchringt, Fisch zu essen. Der ist nämlich unschlagbar lecker und in allen denkbaren Varianten zu haben. An Salat und Gemüse traue ich mich noch nicht so recht heran. Mir klingen noch die guten Ratschläge meiner Homies in den Ohren: Immer vor dem Essen Hände waschen, keinen Salat und keine ungeschälten Früchte, kein Wasser aus der Leitung, keine Eiswürfel – schon klar. Aber was tun, wenn im Leitungswasser lauter Amöben und Einzeller sitzen, die einem die fiesesten Krankheiten bescheren? Da traut man sich kaum, die Hände zu waschen... Muss mich mal schlau machen, wie lange man Wasser kochen muss, um die Viecher totzukriegen. Aber jedes Mal Wasser abkochen, um die Hände zu waschen? Und wenn ich sehe, wie in der Cafeteria die Kaffeekanne einfach mit Leitungswasser abgespült wird, will ich gar nicht wissen, wie die Köche in den Restaurants das Gemüse zubereiten. Sabine ist wohl bisher jedes Mal krank geworden, wenn sie hier war. Und sie passt gut auf! Einige Familien hier auf der Insel sind kinderlos geworden durch die Amöbenruhr... aber davon lasse ich mir den Spaß auch nicht nehmen. Immerhin bin ich gut krankenversichert und es gibt Ärzte und ein Krankenhaus hier auf der Insel. Wenn dann im Januar die Regenzeit (also der Sommer, mit blauem Himmel, tropischen Temperaturen und ab und zu Regengüssen) anfängt und die Moskitos mit sich bringt, freue ich mich schon auf Dengue-Fieber & Co.
Aber hey, keine Angst (vor allem ihr nicht, Roland und Birgit!), bisher hab ich nicht mal Magengrummeln gehabt. Obwohl ich schon seit 4 Tagen in Südamerika bin. Seht ihr - alles halb so schlimm.
Auf den Jetlag warte ich übrigens vergebens – da ich am Tag meiner Reise etwa 30 Stunden nicht geschlafen habe (ja, der Tag war wirklich so lang. Immerhin liegt Quito 6 Stunden vor eurer Sommerzeit, Galapagos sogar 7 Stunden), war an Rhythmus eh nicht zu denken. Hier aber bin ich bisher immer Schlag 6 aufgewacht (da geht die Sonne auf) und habe nur noch leichte Probleme, lange wach zu bleiben – die Seeluft und die ganzen neuen Eindrücke machen etwas müde, vor allem, wenn es um 6 schon stockdunkel ist und recht schnell kühl wird. Da kann ich dem Bett nicht lange widerstehen...
Morgen wird eh alles anders. Montag, Schluss mit der Rumgammelei des Wochenendes... Wir werden uns beim Nationalpark vorstellen, Formalitäten erledigen, nen Schlachtplan aufstellen, wahrscheinlich unsere ecuadorianische Helferin treffen... und loslegen! Vielleicht werde ich dann auch schon wissen, wie das mit meinem Telefon läuft, ob ich evtl. sogar angerufen werden kann, ob wir auf der Station Internet nutzen können, ob wir wirklich in den richtigen Unterkünften sitzen, wie wir in die Bibliothek kommen, wo eine Waschmaschine steht, und vor allem: Ob wir wirklich bis März bleiben dürfen!
Tortuga Bay
Das Phänomen der zahmen Tiere
Edit: Es gibt natürlich auch scheue Tiere. Wer hier Fressfeinde hat, haut auch vor Menchen ab. Die Lava Lizzards, Sally Lightfoot Crabs, Fische und Einsiedler machen schon mal kehrt, wenn man mit den Armen rumfuchtelt.
Die Insel und der Tourismus
Mein neues Zuhause
Auf jeden Fall hat die Station einen eigenen Sandstrand mit Lavafelsen zum Schnorcheln!
Das hier ist übrigens der Blick von meiner Terrasse:
Ankunft Galapagos
Quito
Ich habe beschlossen, erst auf dem Rückweg etwas über die Hauptstadt zu berichten. Ich war eben nur einen Tag da, und es gab zwar tausend Eindrücke, aber ich muss mich noch etwas ordnen. Und ehrlich gesagt habe ich kaum etwas gesehen bis auf den Flughafen und die Mariscal (unser Viertel). War aber schön. Die Menschen sehr freundlich, aber nicht aufdringlich. Der Verkehr nicht so schlimm wie erwartet. Und mein Rucksack wurde mir auch nicht aufgeschlitzt.
Ankunft Quito
In Quito wartete dann eine riesige dicht gedrängte aufgeregte Menschenmenge vor dem Ankunftsterminal, so dass wir dachten, es müsste irgendeine berühmte Persönlichkeit mitgeflogen sein – aber nein, die Ecuadorianer sind halt Familienmenschen, und deshalb gab es für jeden Ankommenden ein Emfangskomitee von etwa 10 Familienmitgliedern, die sich mit einer Freude auf die Heimkehrenden stürzten, dass es einen fast zu Tränen rührte.
Ich war unter den sehr wenigen Glücklichen, die tatsächlich ihr Gepäck bekommen hatten, und konnte es gar nicht fassen, tatsächlich noch am geplanten Tag und ohne Verluste angekommen zu sein. Da die anderen Deutschen ihr Gepäck nicht bekommen hatten, passten wir alle in ein Taxi und sind so auch noch sehr sicher durch die Nacht und in unseren Unterkünften angelangt. Der Taxifahrer hat uns nicht mal beschissen, und er wäre auch nur fast mit meinem Rucksack abgehauen... Also alles super, und ein gutes Glücksgefühl, als ich in meinem Zimmer auf dem Bett saß und doch irgendwie alles geklappt hatte. 10 Minuten später kamen schon meine Mitstreiter (Irm – die Doktorandin, deren Field Assistant ich bin, Sabine – deren Supervisor, mit Mann und Kind, aber natürlich alle ohne Gepäck) an, die von Schottland über die USA geflogen waren. Happy End!