Mittwoch, 31. Oktober 2007

Mithilfe der Station

Also ich will jetzt hier echt keine Werbung machen. Wozu auch! Aber ich muss einfach mal erzählen, wie toll die Station ist. Im Gegensatz zum Nationalpark tun die nämlich wirklich was für den Erhalt der bedrohten einheimischen Arten, aber darauf will ich gar nicht näher eingehen. Was mich total froh macht, sind die Arbeitsbedingungen. Arbeitsklima, Netzwerke, Unterkünfte, Infrastruktur... das macht SO viel aus, um sich wohl zu fühlen. Ich meine – hey, wir dürfen das Büro der Koordinatorin für Visiting Scientists mitbenutzen, alle unsere Rechner haben dort Platz und wir sogar nen eigenen Schlüssel. Und sowieso – WLAN, unglaublich. Wirklich gute Zimmer, eigenes Bad, eigenes Telefon, Terrasse. Volieren. Direkt daneben ein eigenes Häuschen mit Klo und Abwaschmöglichkeit und viel Platz für unseren ganzen Kram. Eine eigene Bodega (Schuppen) fürs Equipment. Lecker Essen für wenig Geld. Stations-Laden mit allem Wichtigen. Tolle Bibliothek, und wenn ich die Bücher aus Versehen mal doppelt so lange behalte, ist das überhaupt nicht schlimm. Alle Wünsche (bitte noch eine Leselampe, 2 Extra-Decken für Irm , 2 Gabeln, habt ihr vielleicht Schüsseln? Extraschlüssel? Besen? Eimer? Glühbirne?) werden sofort erfüllt. Alles ganz unbürokratisch. Eigene Strände. Überhaupt, die ganze, so weit verstreute Anlage macht einfach nen sehr sympathischen Eindruck. Die Schildkröten haben so unglaublich viel Platz, den sie gar nicht nutzen (zu faul geworden mit der Zeit). Am tollsten ist aber, dass alle so interessiert und hilfsbereit sind. Materialbeschaffung, Arbeitskräfte organisieren, Transporte machen lassen, Werkzeuge ausleihen – alles kein Problem. Wir haben mittlerweile so viele Helfer für den Vogelfang (jeder will mal mitkommen), dass wir gar nicht alle auf die Tage und Taxen verteilen können. Alles läuft über Kontakte, und die sind bestens. Sabine war ja nun schon einige Jahre hier und kennt viele Leute – aber die Station allein vermittelt schon sehr viel.

Am wichtigsten für uns ist wohl Birgit, die hier für 3 Jahre lebt und arbeitet und die beste Freundin von Sabine ist. Sie arbeitet u.a. an Mangrove-Finches und startet bald ein Captive-Breeding-Programme (u.a. auch mit unseren Woodpecker-Finches), testet Ratten-Fangmethoden und findet heraus, welche Tiere als Eierräuber aktiv sind (mit Kneteiern, die sie mit Eiweiß anstreicht! Daran sieht sie dann die Beiß- und Kratzspuren und weiß, welche Tiere problematisch sind für Nester und Gelege). Aber vor allem ist sie ein Top-Ansprechpartner für alles, total patent und praktisch veranlagt, unglaublich hilfsbereit und supersympathisch. Kritisch, helles Köpfchen, sehr offen, warmherzig und fördernd. Oh Hilfe bitte nehmt mir meine Schwärmerei nicht übel – ich bin das einfach echt nicht gewöhnt, so von allen Seiten unterstützt zu werden!

Weitere Erkenntnisse bis jetzt

H-Milch schmeckt auch gut (wir müssen trotzdem jemanden finden, der morgens für uns Frischmilch kauft, bevor sie aus ist). Dünnes Bier ist besser als gar kein Bier (die ecuadorianische Marke heißt übrigens PILSENER). Butter, die nach Ginkgosamen riecht, ist besser als Margarine, die nach Plastik schmeckt. Chiffled Manabas (also Chips von Kochbananen) retten ein wenig über die schlechte Schokolade hinweg. Bröselkaffee kann auch süchtig machen. Und Brösel-„Vollkorn“(haha)brot ist immer noch besser als das weiße weiche Bimbo-Brot (Hallo Johannes! Ja, sie schneiden die Rinde ab...). Reis ist mein Gemüse. 3 Apfelstücke im allmorgendlichen Bananen-Papaya-Salat können eine sehr willkommene Abwechslung sein und die Stimmung für Stunden heben! Schwimmen hilft gegen alles. Bleibt mir weg mit eurem Feinstaub-Gejammer, der schwarze Lavastaub hier stellt alles (wörtlich!) in den Schatten. Die Volierentür wird auch nicht höher, wenn ich sie jeden Tag mit einem heftigen Kopfstoß dazu auffordere. Ein Moskitonetz hilft nicht gegen Flöhe. Wellenrauschen kann auch wie Straßenlärm klingen (Viviana kann tatsächlich deswegen nicht einschlafen! Der Pazifik ist ihr zu laut!). Amerikaner und Deutsche sind sehr reiselustig und haben Geld. Die Fahrrad-Aufpump-Station in der Stadt bringt nichts, wenn ich hier zu Hause nen Platten habe (ist auch wurscht, die Bremsen funktionieren eh nicht). Aber: Es lässt sich hier gut leben!

Vogelfang - diesmal richtig.

Super Tag. Wir haben an einem Vormittag so viele Vögel gefangen wie die ganze letzte Woche zusammen. 3 davon Woodpecker Finches! Die sind wirklich erstaunlich, sehr fix im Kopf, beobachten alles um sie herum genauestens, checken sofort, wo Futternäpfe und Wasserschalen sind, und wie sie am besten ausbüxen können. Einer benutzt schon Werkzeuge zum Herumstochern in der Baumrinde. Die anderen sitzen noch in den Eingewöhnungskäfigen, aber haben noch in der Hand (zwischen Transportbeutel und Eingewöhnungsbox) gelernt, Wasser von uns anzunehmen. Tolltoll. Freu mich sehr auf die Experimente. Zum Anfangen fehlen jetzt nur noch 2 Small Tree Finches, die wir morgen sicher schnell beisammen haben werden. 3 Tage eingewöhnen, und dann geht’s los!

Ach, und: Ich hab vor der Cafeteria meinen ersten unter Wasser fressenden Iguana gesehen! Luft aus den Nasenlöchern blubbern, abtauchen, an den Steinen festkrallen und Algen fressen. So einfach ist das.


Montag, 29. Oktober 2007

Ein neues Album bei Picasa!
Und rechts: Labels fürs Lesen nach Themen.

Wie die Vögel uns an der Nase herumführen

Die Methode der Small Tree Finches: Mit zig gerade flügge gewordenen Jungtieren ins Netz gehen, aber alle auf einmal! Damit unser Mitleid erwecken – wir können ja schlecht die fütternden Eltern von den Jungen trennen, nur weil wir gern ein paar Versuche mit ihnen machen wollen. Wie wir das Problem gelöst haben: Wir fangen einfach nicht mehr in den Mora-Gebieten (wo die Tiere das ganze Jahr über zu brüten scheinen – weil’s eben so viele Brombeeren gibt), sondern auf der anderen Seite der Straße, wo die Mora vergiftet wurde. Da wird wegen Nahrungsknappheit erst in der Regenzeit gebrütet und wir können guten Gewissens die adulten Tiere fangen.

Die Methode der Woodpecker-Finches: Elegant ums Netz herum, übers Netz drüber oder gezielt durch Löcher im Netz fliegen. Ab und zu, um uns bei Laune zu halten, doch ins Netz gehen – aber wenn wir angelaufen kommen, sich doch lieber schnell selbst befreien (das ist kein Einzelfall, sondern leider zur Regel geworden!). Wie wir das Problem lösen werden: Die Netztaschen enger zusammen schieben, Windstille abwarten, schneller laufen, wenn einer drin hängt. Die sind einfach ein bisschen zu groß für diese Maschenweite. Aber immerhin ist es mir gelungen, eine gute Gesangsaufnahme zu machen, auf die die Vögel sehr gut reagieren. Das Dialekt-Problem ist also bewältigt!

Die Methode der Galapagos-Tauben: Sich mitten vor uns auf den Weg setzen. Hinlegen. Ein Bein wegstrecken, und dann auch noch einen Flügel so total blödsinnig hochstellen. Wir fallen natürlich voll drauf rein: „Oooh, was ist denn mit der los? Ist sie verletzt?“ Es dauert ein paar Sekunden, bis uns einfällt, dass sie uns mit der Masche nur von ihrem Nest ablenken will, das sich in der Nähe auf dem Boden befindet. Sie schleppt sich also hinkend in den nächsten Busch, wir lachen und gehen weiter. Mit Tauben sind schließlich keine Versuche vorgesehen :)

Die Methode der Mockingbirds: Unser Revier okkupieren. Die Türschwellen unseres Zimmers mit Kothaufen markieren, unsere Betten beschlagnahmen. Unseren Unmut auf sich ziehen, aber mit solchen Aktionen hier uns wieder milde stimmen:

Sorry hier sollte ein Video hin, aber das funktioniert im Moment nicht (Blogger ist Schuld). Wird nachgetragen!

Vogelfang. Erfolg?

Yes! Wir haben einen Woodpecker Finch. EINEN. Aber immer so viele Small Tree-Finches im Netz, dass wir kurzerhand welche eingepackt haben und ernsthaft überlegen, einen Teil der Experimente (in denen es nicht um Werkzeuggebrauch, sondern einfach um Lernvermögen geht) mit denen zu machen.

Einige große Aufregungen heute: Angst um die Lizenz wegen beinahe-Entdeckung durch vermeintliche Touristen, der Woodpecker im Netz natürlich, plötzliche Hitze und kein Gezappel der Vögel mehr in den Transportsäckchen, Fenster zum Arbeitsraum eintreten müssen, in den Säckchen nicht vernähte Säume und deshalb einen total verstrickten Vogel, UV-Lichtfalle für Insekten funktioniert nicht (ausgerechnet jetzt, wo wir Vögel haben!), und als wir zum Mittag mit Magenschmerzen vor Hunger in die Cafeteria gehen, ist das Essen schon aus (es gibt kein Anmeldesystem, jeder isst wann er will, daher sind die Mengen eben nicht kalkulierbar, und wir hatten einfach Pech). Dann noch ne beinahe-Gehirnerschütterung, blaugehämmerte Daumen und einen nicht fressen wollenden Tree-Finch. Habe aber zufällig Termiten gefunden und in den Käfig getan, ich wette, denen kann er nicht widerstehen! Den anderen geht’s aber gut, die haben schon nach ein paar Minuten angefangen zu fressen.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Mas Fotos

Es gibt bei Picasa 2 neue Alben!

Für die ornithologisch Interessierten werde ich irgendwann eine Artenliste machen und nach und nach einige Vögel vorstellen, wenn vorhanden mit Bild.

Weil Anfragen kamen: Wer Firefox benutzt, kann in der Adresszeile des Browsers am rechten Rand dieses orange RSS-Feed-Symbol anklicken, um sich neue Einträge automatisch zuschicken zu lassen. Damit man nicht jeden Tag nachgucken muss, ne?

Sprache und andere kulturelle Differenzen

Uiui. Viviana ist wirklich super nett und sehr hilfreich. Mittlerweile geht sie auch sprachlich sehr auf uns ein, verbessert Vokabular und Satzkonstruktionen. Nur: Sie spricht wirklich so komplett anders! Scheint ein Dorf- bzw. Kleinstadt-Problem zu sein. Dass sie in Ecuador keine 2. Person Plural haben und einige Vokabeln einfach nicht existieren, ist das eine. Aber wenn man den ganzen Rest einfach akustisch nicht versteht... schwierig! Dennoch, wir werden uns daran gewöhnen (es wird ja schon viel besser).Beispiele: Agua. Ausgesprochen, wie man’s schreibt, mit weichem g. Viviana sagt: Aaaaa(u)a. Wobei man das u nicht wirklich hört, eher wie ein ganz weiches leises kurzes w. Oder: Cavallo. Ausgesprochen wie Kaballo, weiches b. Viviana sagt: Ga-adscho, mit weichem dsch. Aaaah! Aber sie gibt sich viel Mühe, die Dinge deutlicher zu sagen, wenn wir nachfragen :)

Ansonsten ist zu sagen, dass sie, wie wohl alle jungen Ecuadorianer (außer die Volontarios hier, aber die sind schon deshalb anders, weil sie von sich aus entscheiden, rauszugehen und was zu machen – eben die Arbeit hier) recht unselbständig ist und sehr an uns klebt. Noch. Immerhin ist sie gestern allein vom Telefonieren zurückgekommen und ich musste nicht im Telefoncafe auf sie warten :) Und sie hat sich mittlerweile auch Milch und Zucker und Reis gekauft. Mit Wasser und Essen füttern wir sie noch durch, aber auch das wird sich ändern (müssen). Sie kann weder schwimmen (nicht so schlimm für uns) noch Fahrradfahren (schon komplizierter – wir haben ein Fahrrad gekauft, weil man einfach nicht alles zu Fuß oder per Taxi (teuer!) erreichen kann), und hat weder ihre Uhr noch ihr Handy oder einen Wecker mitgebracht. Und sonst: Kochen mit Sahne? Iiih! Cafe mit Milch? Ohne Zucker? WAS? Bier, mitten am Tag? Sabine hat Wein angeboten, als sie bei ihr waren, und Viviana dachte, sie muss ihn trinken, um nicht unhöflich zu sein. Aber eigentlich trinkt und mag sie gar keinen Alkohol, hat den Wein runtergewürgt und hatte prompt heute Kopfschmerzen... Wir tun aber unser Bestes, sie über ihre kulturellen Rechte aufzuklären und etwas eigenständiger zu machen!

Vogelfang, die zweite

Am Tag darauf kam Sabine mit, obwohl immer noch Grippe. Sah sehr lustig aus, wie sie im Gebüsch saß, in der Hand den Cassettenrecorder mit den Playbacks, auf den Fink wartend! Hat leider nichts gebracht. Wir hatten gute Reviere, die Finken haben sich blicken lassen, aber keine ambitionierten Antworten gezeigt. Immerhin hatten wir nicht ganz so viel Beifang wie am Tag zuvor. Noch dazu wurde es bald sehr windig, so dass weder das Playback gut zu hören noch das Netz unsichtbar genug war. Ein Stündchen haben wir auf das Nachlassen des Windes gewartet, aber es wurde nur schlimmer. Also am späten Nachmittag wieder nach Hause.

Nun – woran liegts? Die Finken sind eigentlich das ganze Jahr über territorial (food and territories are the limiting factors for breeding). Aber ausgerechnet der WoodpeckerFinch scheint in der non-breeding-season viel weniger aggressiv zu sein. Andere Möglichkeit: Das Playback-Tape ist definitiv von einem Vogel mit anderem Dialekt. Erst dachten wir an individuelle Variation, aber dieses Tier, was im Tiefland aufgenommen wurde, ruft einfach deutlich anders als alle Woodpeckers die wir im Hochland gehört haben. Mal sehen ob wir ein Mikro kriegen können um selber Aufnahmen zu machen. Wenn das nicht hilft, haben wir ein großes Problem – wir können ja schlecht einfach auf die Brutsaison warten!

EDIT: Nächster Tag, wieder hochgefahren, aber viel zu viel Wind. Gar nicht erst versucht, das Netz aufzustellen. Statt dessen Volieren eingerichtet.

Vogelfang, die erste

Mit der Machete haben wir uns durch den Wald geschlagen, um einige Reviere der Woodpecker -Finches zu finden. Die Machete ist deswegen notwenig, weil der heimische Baum Scalesia (--> Name der Vegetationszone!) mittlerweile von Mora (Brombeere, eingeschleppt) so dermaßen zugewuchert wird, dass kein Durchkommen mehr ist. Die Mora ersticken richtiggehend die Scalesias und schaden ihnen damit genau so wie die Farmer (Holzeinschlag, Landwirtschaftsflächen). Die Zone, in der es Scalesia (endemisch!) gibt, schrumpft sehr schnell, und viele Gegenden sehen wirklich nur noch nach Brombeerhecke aus. Aber das Niederschlagen macht viel Spaß... wir haben also in den Revieren Platz für das Netz geschaffen und es aufgestellt. Weil der Woodpecker-Finch sehr hoch fliegt (Baumkronen), haben wir einfach ein Japan-Netz auf zwei Hochseeangeln aufgezogen, die man so schön lang nach oben ausziehen kann. Klappt wunderbar, aber man braucht eben 2 Leute zum Stangenhalten und Netzspannen – die dann meist auch, wenn der Fink kommt, hochspringen müssen, um das Netz in seine Flughöhe zu bringen (Methode der Flying Nets, von Sabine einst entwickelt). Also Playback an, gut hörbar positionieren, Ausschau halten, Fink kommt, Netz hoch, gefangen! Soweit die Theorie. Es stellte sich heraus, dass wir wegen der vielen Hintergrundgesänge auf dem Playback-Tape unzählig viele Tree-, Ground- und Warbler-Finches sowie Flycatcher anlocken konnten, die auch fleißig ins Netz gingen. Die Woodpecker-Finches waren aber sehr viel desinteressierter – kamen zwar an, gingen aber bald wieder. Wenn Antwort da war, dann nur kurz, oder wenn das Netz gerade nicht stand... Nun ja, wir haben keinen einzigen gefangen. Kleiner (hehe) Trost: Ein Rubintyrann ging ins Netz! Ich hatte Sabine schon auf dem Flug hierher gefragt, ob es vielleicht passieren könnte, dass wir einen fangen – neeeeiiin, sicher nicht. Sehen ja, fangen nicht (sie macht das ja immerhin schon einige Jahre und kennt sich also aus). Zum Glück hatte sie Unrecht! Na ja. Immerhin – wir hatten vorher nie einen Woodpecker-Finch gesehen, die anderen beiden noch nie Vögel gefangen geschweige denn Playback-Experimente gemacht – aber mit einem Foto im Naturführer, der guten Motivation von Irm und Viviana und meinem Birdcatching-Knowledge hat alles auch ohne Sabine funktioniert. Bis auf das Fangen eines Woodies eben...

Vögel? Los Gemelos!

Tja. Montag sollte es losgehen mit dem Vogelfang im Hochland, aber Sabine hat seit Sonntag Grippe. Also sind wir drei erst mal ohne sie in die Scalesia-Zone gefahren (wer mehr über die Vegetations- und Höhenzonen wissen will, kann das überall nachlesen... nicht hier!), um uns umzuschauen und herauszufinden, wo sich Reviere der Woodpecker-Finches befinden, die gut zugänglich sind. Da mitten in der Scalesia-Zone rein zufällig 2 große Einsturzkrater von Vulkanen (Los Gemelos – Die Zwillinge) zu finden sind, denen die Insel ihre Existenz verdankt, haben wir die Arbeitswoche quasi als Touristen begonnen und sind erst mal die Touritrails abgelaufen. Wilson, unser Taxifahrer, hat uns begleitet und uns alles gezeigt und erklärt. Sehr sympathischer Mensch, er hat schon mit vielen Leuten der Station zusammengearbeitet und war uns als umsichtiger, langsamer und sehr verlässlicher Fahrer empfohlen worden. Können wir nur bestätigen!

Die Krater sind so groß, dass selbst mein Weitwinkel sie nicht schafft. Aber schön! Und unglaublich viele Finken auf dem Weg. Und – schon nach etwa 10 Minuten Weg begegnete uns der heimliche eigentliche Grund meines Aufenthaltes hier: Pyrocephalus rubinus, Vermillion Flycatcher, der Rubintyrann! Sooo toll, Wilson meinte, wir hätten wirklich Glück gehabt, viele Touristen bekommen ihn wohl nicht zu Gesicht, weil er recht selten geworden ist (wie sich mittlerweile herausgestellt hat, kann das nicht so ganz stimmen, denn wir sehen jeden Tag 4-5 Tiere). Jedenfalls, ganz Galapagos-Manier: Überhaupt nicht scheu, jagt er direkt vor uns die Insekten und versucht ein paar Mal sich auf meinen Kopf zu setzen. Tolltoll!

Sonntag, 21. Oktober 2007

Time for Snorkeling

Heute habe ich so gut wie frei! Noch dazu ist sehr schönes Wetter, also auf zum Strand der Station und endlich geschnorchelt. Das Wasser war etwas aufgewühlt (ständige Brandung – das wird im Sommer anders), aber man konnte schon viel sehen. Unglaublich viele Fische, aber wenig sessile Tiere. Die Korallen sind alle im letzten El Nino-Jahr abgestorben (sagt Eduardo, ein kolumbianischer Volontario), also gibt’s hier erst mal nur Lava Rocks mit Algen, einigen Seesternen und sehr vielen Fischen. In den Rock Pools weiter strandaufwärts hatte ich ja auch Einsiedler und Garnelen gefunden – da muss ich bei Gelegenheit (und Ebbe) noch mal hin und Fotos machen. Denn: Ich habe einen kleinen durchsichtigen Ortlieb-Beutel fürs Fotografieren unter Wasser ausprobiert, und er hält dicht! Muss nur noch etwas rumprobieren wegen der schwierigen Lichtverhältnisse unter Wasser und der starken Strömung (man kann die Cam nicht stillhalten, weil man selbst immer hin- und hergeworfen wird). Hier jedenfalls erste Versuche. Muss mal in der Bibliothek nach Fischbüchern schauen. Solche Angelegenheiten, die nicht direkt die Arbeit betreffen (Bibliothek, Einkäufe, Computerzugang reparieren lassen, irgendwelche Leute wichtige Dinge fragen), haben sich bisher recht schwierig gestaltet, weil in unsere Mittagspause all diese Institutionen eben auch siesta machen – und oft schließen, bevor wir mit der Arbeit fertig sind. Tja. Hier dauert alles etwas länger. Aber immerhin haben wir unseren permit für den Vogelfang nächste Woche bekommen, und das ganz ohne Probleme. Mal sehen ob ich da zum Fotografieren komme, es wird wohl jede freie Hand gebraucht...

Viviana ha llegado aqui

Unsere ecuadorianische Assistentin Viviana ist gestern (mit einer Woche Verspätung – ähem) angekommen! Und – oh Schreck – sie versteht kein Wort Englisch. Eigentlich gut für Irm und mich, denn so sind wir aufs Spanischlernen unbedingt angewiesen. Es gibt nur ein Problem: All unsere bisherigen Spanischkenntnisse bringen uns bei ihr nicht weiter, denn sie spricht breitestes Ecuadorianisch, wie ich es bisher nur beim Küchenmädchen aus der Cafeteria gehört habe. Unglaublich unverständlich. Sie verschluckt nahezu alle Konsonanten, verniedlicht fast jedes Substantiv und benutzt noch dazu ganz andere Wörter. Uiui. Das kann was werden. Nächste Woche, wenn wir rausfahren zum Vögelfangen, wird das noch gehen, aber danach müssen wir ihr irgendwie die Details der Experimentabläufe verklickern... sie hat überhaupt keine Erfahrung mit so was (wir dachten, sie wäre Biologiestudentin – ist sie aber nicht. Estudia Agronomia), aber es ist so wichtig, die Hintergründe zu verstehen, um die Versuche korrekt auszuführen. Hilfe! Zum Glück ist Sabine ja die nächsten Wochen noch da und kann hoffentlich mehr vermitteln als wir. Wobei ihr Spanisch auch eher basic level ist. Aber sie hat schon mal mit einem Ecuadorianer zusammengearbeitet, Experimentiervokabular sollte also vorhanden sein.

Samstag, 20. Oktober 2007

Fazit 1. Woche

Das habe ich gelernt: Die Ecuadorianer sind sehr freundlich, hilfsbereit, herzlich, aber unaufdringlich. Wasser ist nicht gleich Wasser – und auch im Brackwasser aus der Leitung sitzen Amöben. Chlor bleicht gar nicht so stark wie man denkt – auch nicht, wenn es beim Einatmen schon Reizhusten auslöst. Immer gute, teure Pflaster kaufen, wenn man nicht wegen ein paar Blasen an den Fingern krank machen will. Fingernägel lang wachsen lassen, damit man die tausend Kakteenstacheln nicht erst zu Hause herausziehen kann. Der Sonnenuntergang am Äquator ist überhaupt nicht so abrupt wie alle sagen. Die Sonne sieht genau, welchen kleinen Fleck man vergessen hat, einzucremen – den markiert sie dann deutlich mit einer Signalfarbe, damit man ihn nicht noch einmal vergisst. Es ist möglich, mit nur 2 verschiedenen Umhängetaschen ein paar Tage lang auszukommen. Deutschland ist NICHT das Zentrum der Bürokratie. Man kann auch länger als bis Sonnenaufgang schlafen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Man muss vor der Nationalparkverwaltung keine Angst haben, weil sie, statt mit uns über das Projekt zu diskutieren, nur ein paar Papiere sehen will. Seit dem Dollar ist alles schwierig. Man kauft die Tomaten im grünen Zustand. Immer mit fest geschlossenem Mund duschen (die Amöben!)...

Daran habe ich mich gewöhnt: Die scheuesten Tiere hier sind die Katzen (werden ja auch eingesammelt und ähm - eliminiert). Kamikaze-Echsen kreuzen bei jedem Schritt den Weg – mit dem scheinbar dringenden Wunsch, unter meinen Schuhsohlen zu landen. Man schmeißt das Klopapier nicht in die Toilette, und die Klobürste steht einfach „nackt“ auf dem Fußboden. Auch wenn es morgens noch so kühl, windig, klamm und nieselig ist, werde ich mich vormittags auf jeden Fall ärgern, Turnschuhe statt Sandalen angezogen zu haben (das nennt man dann „Tageszeitenklima“). Ecuadorianer meinen „vielleicht“ und „nachher oder übermorgen“, wenn sie „Ja“ und „jetzt“ sagen. Ich lebe nun doch wieder in einer WG (in Irms schönem großen Zimmer). Man bekommt auf jeden Fall Amöben, die Frage ist nur, wie schnell. Autos sind 1. immer Pickups (außer, glaub ich, ein Polizeiauto) und 2. so gut wie immer Taxen. Es gibt zwei Varianten jeder Münze: Eine ecuadorianische und eine amerikanische – außer beim 1$, davon gibt’s nur ecuadorianische.

Das kann ich noch nicht: Spanisch sprechen. Die amerikanische Überschwänglichkeit verstehen. Mir nicht den Kopf an den Volierentüren stoßen (ist aber auch gemein – jede ist unterschiedlich hoch, es reicht also nicht immer, einfach in konstanter Bückhaltung durch die Volieren zu laufen... mein Kopf ist schon ganz unförmig vor lauter Beulen!). Sagen, ob ich’s schaffe, nebenbei nen Tauchschein zu machen.

Das nervt mich jetzt schon: Überall gibt es Fernseher, und die müssen immer laufen - und wenn es ein Shoppingsender zum Frühstück ist! Nestlè hat wohl die Insel gekauft - wenn man zu spät aufsteht, um Inselmilch zu bekommen, bleiben einem nur Fertigprodukte dieses abartigen Konzerns.

Das freut mich: Unsere tolle Unterkunft (da geht’s den Volontarios wohl ganz anders...). Die Volieren sind fertig und sehen super aus. Die Sonne reicht noch nicht aus, um unter den Klamotten Sonnenbrände zu veranstalten. Das Meer ist türkis, die Luft warm, die Tiere omnipräsent. Forscher sein bringt seeeehr vielfältige Arbeiten mit sich (denken + planen + organisieren, handwerkeln + praktizieren, reisen + wandern + bewegen, beobachten + interpretieren + schlussfolgern + bewerten) – ist also sehr schön abwechslungsreich. Unsere Cafeteria hat eine große Terrasse, von der aus man beim Frühstücken z.B. Seelöwen beim Jagen und Spielen, Iguanas beim Schwimmen und Rochen beim Springen zuschauen kann (mein erster Rochen!). Ich bin von allen am wenigsten gejetlagt (Irm ist gleich krank geworden, die anderen sind um 8 schon müde). Die Station hat eine ganz tolle Bibliothek! Freitags kommt ein Pickup voll mit frischem Inselgemüse auf das Stationsgelände – unser „Markt“ quasi. Und vor allem: Wir bleiben wohl bis März!

Das fehlt mir: Ich habe immer noch nicht geschafft, am Stationsstrand zu schnorcheln. Die Anonymität der Großstadt (wenn man schon nach wenigen Tagen an jeder Ecke der Insel bekante Gesichter sieht, macht mir das Angst). Gute Schokolade, echter Kaffee (wird zwar hier auf der Insel angebaut, ist aber super teuer. Also gibt’s – wie überall – löslichen). Gemüse und Salat – es gibt quasi immer nur Reis und Fisch oder Reis und Nudeln und Fisch oder Reis und Kartoffeln und Fisch. Abwechslung beim Essen (beim Frühstück variiert immerhin die Zustandsform des Milchbrötchens etwas – sie kehrt aber alle 2 Tage wieder).

Das habe ich gekauft: Hängematte. Faustgroße Limetten. Gummistiefel. Maiskolben. Bröckelndes Brot. Butter die nach Ginkgo-Samen riecht (iiiih!). Viel Wasser. Leider keine kurze Hose. Löslichen Kaffee. Putz- und Desinfektionsmittel mit viel Chlor. Ein Seil. Zwei Bier. Dienstleistungen. Warme Mahlzeiten. Noch keine gewebte Tasche – stellt euch vor!

Planning and Preparating

Seit Montag sind wir also voll dabei. Plötzlich ist die Station voll mit Menschen (Staff – fast ausschließlich Ecuadorianer ohne Englischkenntnisse, Visiting Scientists und Volontarios – fast alle aus USA) und wir wissen mittlerweile auch, wer wofür zuständig ist, wen man mit welchen Fragen löchern kann und welche Wissenschaftler die spannendsten Geschichten zu erzählen haben. Es gibt jetzt also gaaanz viele neue Menschen in meinem Leben – wobei die meisten nur kurz hier sein werden. Langzeitaufenthalte wie unser sind wohl eher eine Seltenheit.

Die meisten Visiting Scientists und Volontarios sind Amerikaner. Irm hats also gut, sie trifft lauter Landsleute und Mit-Muttersprachler. Gestern waren wir zum Essen bei einer Studentin aus Kanada eingeladen, die zu unserem Glück indischer Abstammung ist und daher lecker indisches Essen gezaubert hat :) Viele von der Station waren auch da, aber wir haben nicht lange durchgehalten... dank all der vorausgegangenen körperlichen Arbeit. Denn: Wir haben quasi die ganze Woche die alten Volieren hergerichtet, d.h.: geputzt, desinfiziert, verdrahtet, geschneidert, verhängt... 2 Handwerker haben dabei die gröberen Schreinerarbeiten übernommen. Die sind super. Also die Handwerker, nicht die Schreinerarbeiten. Obwohl, die auch. Sie machen das sehr gut. Und viel schneller als erwartet. Und das zu einem Hungerlohn (dazu später mehr), aber mit sehr guter Laune. Heute haben sie uns erzählt, dass Draht alambre heißt und Gecko salamanca. Der Rest läuft eher mit Händen und Füßen. Aber er läuft!

Morgen wird noch das Equipment zum Vögelfangen und Futteranlocken getestet – und am Montag geht’s los ins Hochland, zur Finkenjagd!

Freitag, 19. Oktober 2007

Fotos bei Picasa!

Et jeeeht, et jeeeht! Link funktioniert jetzt, bitte gucken.

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Fotos bei Picasa?

Bitte um kurze Rückmeldung von denen, die nicht auf meine Picasa-Alben zugreifen können! Ist das ein generelles Problem? Die Alben sind nämlich öffentlich, aber einige scheinen sie dennoch nicht anschauen zu können. Gebt mir bitte Bescheid, wenn das bei euch der Fall ist!

Dienstag, 16. Oktober 2007

Es gibt viel zu tun, mehr dazu später. Aber: Ich bin hier am Netz! Bilderupload geht ziemlich fix, etwa 30x so schnell wie im Internetcafe. Deshalb: Picasa-Link checken, da findet ihr jetzt viele Fotos und Infos. Hier werde ich wohl eher Text reinstellen.


Montag, 15. Oktober 2007

Mein Spanisch ist sooo schlecht! So schlecht, dass die chica im Restaurant uns mit in die Küche nehmen musste, um uns zu zeigen, was es zu essen gibt. Na ja, sie hatten halt keine Karte, aber wir hatten Hunger... Der Fisch hier ist einfach so was von oberlecker! Ich werde in D nie mehr Fisch essen können – dabei weiß ich gar nicht, was genau das hier auf meinen Tellern so ist. Alles einfach nur pescado. Gegessen wird wohl, was ins Netz geht.

Sonntag, 14. Oktober 2007

Hinter der CDS (Charles Darwin Station) oder ECD (Estacion Charles Darwin) gibt es einen kleinen felsigen Pfad an der Küste entlang tief in den Nationalpark hinein. Mit Lavaküste und Korallensandstrand, vielem Getier und ohne Menschen. Sehr schön! Weit sind wir leider nicht gekommen, weil die Flut uns den Weg abgeschnitten hat. Müssen uns mal Gezeitentabellen besorgen, damit wir wissen, wann man wo langgehen und vor allem wann man schwimmen und schnorcheln
kann.

Bei Ebbe bilden sich tatsächlich einige wenige aber relativ große Rockpools, in denen dann hunderte von Fischen umherflitzen und gaaaaanz viele Hermit Crabs rumlaufen! Juhuuu, ich hab mich so gefreut, das könnt ihr euch vorstellen... so hübsche Dinger, die Art kann ich euch jetzt leider nicht nennen. Werde aber bei Zeiten mal nachschauen.


















Auf d
em Rückweg hatten die Iguanas schon unseren Pfad blockiert.

Sonne, Regen & Co

Was ich vorweg sagen sollte: Ich bin zwar auf dem Äquator, aber wegen der halbjährlich wechselnden Meeresströmungen gibt’s hier 2 Jahreszeiten: Den trockenen, aber wolkenverhangenen Winter bis Ende Dezember und danach den sonnigen, regenreichen Sommer. Aber den Winter hab ich mir hier anders vorgestellt! Ab und zu kommt die Sonne raus, heute haben wir sogar etwa 50% blauen Himmel! Ich dachte, ich kann mich unter einer dicken Wolkendecke schön langsam an die äquatoriale Sonnenstrahlung gewöhnen... nun hat mir die erste halbe Stunde Sonne schon nen Sonnebrand beschert. Ja, ich hatte mich eingecremt, mehrmals! Schön warm ists, sehr angenehm. Dazu weht ein leichter warmer Wind, der das Meer ziemlich aufpeitscht. Ich war davon ausgegangen, dass man im Winter nicht baden kann, weil in den Reiseführern selbst für Schnorchler Neopren empfohlen wurde. Aber das Wasser hier, also bitte – schönste Ostsee-Sommertemperaturen! Wenn es noch wärmer wird, ist es schon gar nicht mehr erfrischend. Manchmal nieselt es ein wenig, schwül ist es kaum – paradiesisch halt!

Ich freu mich schon aufs Schnorcheln (vielleicht heute Nachmittag), man sieht nämlich schon von außerhalb des Wassers unzählige kleine Kugelfische und viele bunte Fische, die ich nicht einordnen kann.

Essen, Trinken, Waschen, Schlafen

Die Grundbedürfnisse lassen sich hier ganz gut erfüllen, denn der örtliche Supermarkt hat so ziemlich alles, was man zum Leben braucht. Wenn man so viel Geld verdient wie ich, kann man sich auch mal ne Schokolade leisten :D Es ist schon alles teurer als auf dem Festland, und dort lagen die Preise nur leicht unter dem aus D gewohnten Niveau. Ausnahmen: Klamotten, Übernachtungen und Restaurants, die sind schon relativ günstig. Ansonsten bekommt man hier den Eindruck recht gepfefferter Preise (immerhin sind wir hier in einem Südamerikanischen Land), was aber durch den weiten Weg zum Festland und vor allem die vielen Touris (die haben schon alle Geld, sonst wären sie nicht hier – allein der Flug vom Festland kostet zwischen 300 und 400 US$, dazu kommen 100$ Nationalparkgebühr) zu erklären ist. Ich bin ein unglaublicher Glückspilz, dass ich umsonst hierher geflogen bin, hier umsonst wohne, umsonst esse (bis auf Sonntags, da hat die Stations-Cafeteria geschlossen, wie wir heute feststellen mussten) und in Berlin keine Miete zahlen muss!

Da es auf den Inseln einige Süßwasserquellen gibt, ist Trinkwasser gut erschwinglich. Gestern habe ich meinen Wochenvorrat nach Hause geschleppt, und der hat mich nur 3$ plus einiges an Muskelkraft gekostet. Die Milch hier kommt übrigens von den Kühen der Insel! Ach ich freu mich schon, morgen (Montag, Läden offen – bis 20h!) einzukaufen und meinen Kühlschrank zu füllen (Edit: Die Läden haben sogar Sonntags auf).

Wider Erwarten kann man sich hier ganz gut fleischlos ernähren (erinnert mich bitte an diesen Satz, wenn ich das erste mal in unserer Cafeteria zu Mittag gegessen habe! Noch kenne ich nur die Restaurants...), vor allem wenn man sich durchringt, Fisch zu essen. Der ist nämlich unschlagbar lecker und in allen denkbaren Varianten zu haben. An Salat und Gemüse traue ich mich noch nicht so recht heran. Mir klingen noch die guten Ratschläge meiner Homies in den Ohren: Immer vor dem Essen Hände waschen, keinen Salat und keine ungeschälten Früchte, kein Wasser aus der Leitung, keine Eiswürfel – schon klar. Aber was tun, wenn im Leitungswasser lauter Amöben und Einzeller sitzen, die einem die fiesesten Krankheiten bescheren? Da traut man sich kaum, die Hände zu waschen... Muss mich mal schlau machen, wie lange man Wasser kochen muss, um die Viecher totzukriegen. Aber jedes Mal Wasser abkochen, um die Hände zu waschen? Und wenn ich sehe, wie in der Cafeteria die Kaffeekanne einfach mit Leitungswasser abgespült wird, will ich gar nicht wissen, wie die Köche in den Restaurants das Gemüse zubereiten. Sabine ist wohl bisher jedes Mal krank geworden, wenn sie hier war. Und sie passt gut auf! Einige Familien hier auf der Insel sind kinderlos geworden durch die Amöbenruhr... aber davon lasse ich mir den Spaß auch nicht nehmen. Immerhin bin ich gut krankenversichert und es gibt Ärzte und ein Krankenhaus hier auf der Insel. Wenn dann im Januar die Regenzeit (also der Sommer, mit blauem Himmel, tropischen Temperaturen und ab und zu Regengüssen) anfängt und die Moskitos mit sich bringt, freue ich mich schon auf Dengue-Fieber & Co.

Aber hey, keine Angst (vor allem ihr nicht, Roland und Birgit!), bisher hab ich nicht mal Magengrummeln gehabt. Obwohl ich schon seit 4 Tagen in Südamerika bin. Seht ihr - alles halb so schlimm.

Auf den Jetlag warte ich übrigens vergebens – da ich am Tag meiner Reise etwa 30 Stunden nicht geschlafen habe (ja, der Tag war wirklich so lang. Immerhin liegt Quito 6 Stunden vor eurer Sommerzeit, Galapagos sogar 7 Stunden), war an Rhythmus eh nicht zu denken. Hier aber bin ich bisher immer Schlag 6 aufgewacht (da geht die Sonne auf) und habe nur noch leichte Probleme, lange wach zu bleiben – die Seeluft und die ganzen neuen Eindrücke machen etwas müde, vor allem, wenn es um 6 schon stockdunkel ist und recht schnell kühl wird. Da kann ich dem Bett nicht lange widerstehen...

Morgen wird eh alles anders. Montag, Schluss mit der Rumgammelei des Wochenendes... Wir werden uns beim Nationalpark vorstellen, Formalitäten erledigen, nen Schlachtplan aufstellen, wahrscheinlich unsere ecuadorianische Helferin treffen... und loslegen! Vielleicht werde ich dann auch schon wissen, wie das mit meinem Telefon läuft, ob ich evtl. sogar angerufen werden kann, ob wir auf der Station Internet nutzen können, ob wir wirklich in den richtigen Unterkünften sitzen, wie wir in die Bibliothek kommen, wo eine Waschmaschine steht, und vor allem: Ob wir wirklich bis März bleiben dürfen!

Tortuga Bay

Gestern haben wir einen Ausflug zum schönsten Sandstrand der Inseln gemacht – zur Tortuga Bay. Der Weg dorthin führt sehr schön durch einen Wald aus (noch) kahlen Bäumen und Baumopuntien (=Kakteen). Am Eingang zum Wald muss man sich in einem Häuschen registrieren lassen mit Name und Uhrzeit – um 18h wird nämlich geschlossen, bis dahin muss man zurück sein. Vielleicht eine Sicherheitsmaßnahme wegen der starken Strömung an der Bay, vielleicht auch zur Vermeidung von Übernachtungen...

Der Strand ist überwältigend, richtig tropisch (also untypisch für Galapagos). Sehr weit, sehr weißer Sand (der so fein ist, dass er in jede Ritze dringt, nicht mehr von den Schuhen zu bekommen ist und irgendwie auch seinen Weg in die Kameratasche gefunden hat), sehr türkises Wasser, Halophyten und weiter am Rand Lavafelsen und Mangroven mit den obligatorischen Krabben und Iguanas. Überall in der wilden Brandung stecken Schildkröten ihre Köpfe aus dem Wasser. Etwas abseits der Bay gibt es eine Art Lagune, eine kleine Bucht, tief ins Land geschnitten und das Wasser daher sehr ruhig und nicht mehr so gefährlich. Obwohl das hier einer DER Touristenorte ist, sind nur ein paar wenige Leute am Strand. Dafür kommen die Finken und Limikolen (ähm – mit den Vogelarten muss ich mich noch etwas auseinandersetzen, brauche dringend einen guten Naturführer!) gleich an, als wir unser Brot auspacken, und räumen gut auf. Kein Krümel wird liegengelassen. Wir können den Pelikanen und Tölpeln beim Fischen zuschauen – und sie uns beim Rumliegen. Das Schnorcheln war etwas enttäuschend, weil das Wasser gerade sehr trüb war, Sichtweite vielleicht 20cm. Obwohl von draußen überall Schildkröten zu sehen waren, ist man unter Wasser also keiner begegnet. Na ja, da die Bucht nur ungefähr 1 Stunde Fußweg von unserer Unterkunft entfernt liegt, wird sich sicher noch öfter die Gelegenheit ergeben. Ich ärgere mich übrigens sehr, meine kleine leichte Reisehängematte vergessen zu haben. Die wäre ideal, um sie zwischen den Mangroven am Strand aufzuspannen...
Ich stelle gerade fest, dass das Hochladen von Fotos für Picasa ewig dauert. Habs mal gestoppt und überlege mir was anderes.

Das Phänomen der zahmen Tiere

Ich muss ja zugeben, ich war etwas skeptisch, bevor ich hierher kam. Galapagos kannte ich nur aus dem Fernsehen, und dass dort nur die beeindruckendsten Bilder gezeigt werden und die spektakulärsten Nahaufnahmen von Tieren einem große Nähe vorgaukeln, ist bekannt. Und wenn mal Mensch und Echse nebeneinander im Bild auftauchten, dachte ich nur: Ja klar, wenn jeden Tag 3000 Touris an dem armen Tier vorbeilaufen, resigniert es halt irgendwann und läuft nicht mehr weg. Von wegen zahm.

Weit gefehlt. Das stimmt wirklich, was einem so erzählt wird. Im Hafen tummeln sich anstelle der bei uns vorherrschenden Möwen eben Braune Pelikane, Fregattvögel, Blaufußtölpel und Seelöwen. Ganz normal. Alle streiten sich um Fischereiabfälle, tauchen direkt vor meiner Nase nach Fischen und kümmern sich einen Scheißdreck um die Menschen, die aber auch nicht in den befürchteten Pulks mit aufgerissenen Mündern vor jedem Tier stehen bleiben. Wie gesagt, alles ganz normal, wie bei uns die Möwen... Gut, dass diese Fischfresser aus Hunger nah an den Menschen kommen, verwundert vielleicht nicht. Auch dass die ganzen Finken sofort angehopst kommen, sobald sie einen Krümel Brot von meinem Frühstücksteller fallen sehen, erinnert eher noch an unsere frechen Stadtspatzen mit den gleichen Manieren. Aber wenn man irgendwo in der Natur rumläuft, abseits von Menschengetümmel und Touristenpunkten, ists ganz genau so! Überall liegen Meerechsen herum, dass man wirklich aufpassen muss, nicht auf welche raufzutreten. Zumal die auf den schwarzen Lavafelsen wirklich fast unsichtbar sind. Die Finken und Pelikane fliegen einen fast um und kommen ganz nah, auch ohne Hunger. Die Blaufußtölpel lassen sich von sehr Nahem fotografieren (jaaa der Beweis bleibt heute aus, ausgerechnet bei meinem ersten Tölpel war der Akku der Kamera leer), die herumliegenden Seelöwen sind irgendwas zwischen teilnahmslos und neugierig. Am Strand kamen sogar Watvögel neugierig bis auf einen halben Meter an uns heran, und die Finken turnten auf unseren Rucksäcken und Beinen herum (na gut, die hatten Hunger – aber sie kommen eben nicht, weil sie das Gefüttertwerden so gewöhnt sind). Sabine hat erzählt, dass in der Tortuga Bay die Meeresschildkröten ganz nah an die Taucher und Schnorchler herankommen und ihnen fast in die Nasen zwicken – das müssen wir noch austesten.

Edit: Es gibt natürlich auch scheue Tiere. Wer hier Fressfeinde hat, haut auch vor Menchen ab. Die Lava Lizzards, Sally Lightfoot Crabs, Fische und Einsiedler machen schon mal kehrt, wenn man mit den Armen rumfuchtelt.

Die Insel und der Tourismus

Bisher kann nich nur von Santa Cruz sprechen (wenn wir es irgendwie schaffen, wollen wir aber irgendwann auch Touren zu den anderen Inseln machen), und das ich sicher die zivilisierteste (bitte nicht falsch verstehen) aller Inseln. So genau bin ich gar nicht auf dem Stand der Dinge, aber ich glaube, allein hier wohnen mittlerweile 18.000 Leute. Viele ziehen her, um vom boomenden Tourismus zu profitieren. Sabine, die 2001 das letzte Mal hier war, sagt, es hat sich sehr viel verändert. Asphalt- und Pflasterstraßen gab es früher nicht. Touri-Andenkenläden werden immer mehr, Internet-Cafes auch. Mit den Preisen haben sich aber wohl alle abgesprochen... 1h netzen 2$. 1min telefonieren nach D: 0,64$. Da tickt beim Telefonieren der zu zahlende Preis schneller nach oben als die Zeitanzeige... Aber nein, beschweren will ich mich wirklich nicht. Was ich nur sagen wollte: Die Infrastruktur ist wirklich städtisch. Trotzdem hatte ich mir alles noch touristischer vorgestellt. Das liegt vielleicht daran, dass der Großteil der Touris aus Ecuador kommt und ich sie also nicht mit bloßem Auge von Einheimischen unterscheiden kann. Auf den Straßen, in den Kneipen und auf den Plätzen tummeln sich jedenfalls überall fröhliche, redende, fußballguckende und volleyballspielende Landsleute. Wenn man sich allerdings in Outdoor-Läden oder Touristenmagneten wie der Schildkrötenaufzuchtstation umhört, wird man vom vielen Englisch und Deutsch (!) erschlagen. Ansonsten aber scheinen sich die Ausländer gut zu verteilen, zumal die meisten auf Booten untergebracht sind und von Insel zu Insel tingeln. Ich hatte mir das eher so vorgestellt, dass am Hafen ein paar Blaufußtölpel, Seelöwen und Pelikane rumstehen und –liegen, und sich sofort ein riesiger Pulk staunender Besucher drum herum gruppiert. Sogar bei den Fischern, die gerade ihre teils sehr seltsam aussehenden Fänge feilboten, waren Irm und ich die einzigen. Hier Irm mit Red Lobster:

Das alles klingt für den Unkundigen jetzt vielleicht nicht nach der unberührten und einzigartigen Natur, die die Inseln so mit sich bringen sollen... aber ich sage euch: Spätestens wenn man an den Stadtrand kommt, ist man im Paradies.

Mein neues Zuhause

Sabine und ihre Familie wohnen in einem Haus im Ort, Irm und ich in Unterkünften der Charles Darwin Station im Nationalpark. Und die haben uns fast die Sprache verschlagen: Eigentlich hatten wir erwartet, zu dritt oder mehr in einem kleinen dunklen Zimmer mit Doppelstockbetten untergebracht zu werden, vielleicht ohne Strom, auf jeden Fall mit Gemeinschaftsbad für die gesamte Belegschaft. Aber irgendwie hat jetzt jeder sein eigenes kleines Apartment mit eigenem Bad, Kochgelegenheit (!), eigener Terrasse (!!!) mit Blick aufs Meer, Telefon und Kühlschrank. Theoretisch gibt’s in der Dusche sogar heißes Wasser. Ich kanns noch gar nicht fassen. So ein bisschen glauben wir noch, dass da eine Verwechslung vorliegt. Wir werden sehen. Am Freitag war hier Feiertag, jetzt Wochenende, also werden wir frühestens morgen wissen, was los ist.

Auf jeden Fall hat die Station einen eigenen Sandstrand mit Lavafelsen zum Schnorcheln!


Das hier ist übrigens der Blick von meiner Terrasse:

Ankunft Galapagos


Am Morgen des 12.10. ging es dann per Flugzeug weiter nach Baltra, die kleine Insel im Norden von meiner neuen Heimat Santa Cruz. Da bin ich nun. Und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Irgendwie haben wir es geschafft, samt unseren 15 Gepäckstücken mit 2 Bussen und einer Fähre nach Puerto Ayora (an der Südküste der Insel) zu kommen. Am Hafen wurde man sofort von allem aus Fernsehen und Büchern bekanntem Getier begrüßt, aber dazu später. Während der Fahrt konnte man schon mal die ganzen unterschiedlichen Vegetationszonen bewundern, da wir quasi durch fast alle Höhenlagen gefahren sind. Im Norden Wüste, Kakteen, trockenes Gestrüpp und wie tot aussehende Bäume, im Hochland Urwald und Farne, danach die Agricultural Zone mit Kokospalmen, Papayabäumen, Bananenstauden, Kühen, Pferden, Hühnern... In und um Puerto Ayora ists auch recht feucht, viel Grün, fast immer bedeckter Himmel und angenehme 24°C. Zumindest jetzt im Winter.
An dieser Stelle verweise ich mal auf mein Picasa-Webalbum für mehr Fotos (siehe Linkliste).

Quito

Ich habe beschlossen, erst auf dem Rückweg etwas über die Hauptstadt zu berichten. Ich war eben nur einen Tag da, und es gab zwar tausend Eindrücke, aber ich muss mich noch etwas ordnen. Und ehrlich gesagt habe ich kaum etwas gesehen bis auf den Flughafen und die Mariscal (unser Viertel). War aber schön. Die Menschen sehr freundlich, aber nicht aufdringlich. Der Verkehr nicht so schlimm wie erwartet. Und mein Rucksack wurde mir auch nicht aufgeschlitzt.

Ankunft Quito

Es ist nun schon ein wenig her, aber: Ich bin angekommen! Mein Flug am 10.10. über Madrid nach Quito hätte auch fast geklappt, trotz fiesester Befürchtungen meinerseits. Ich war ja fest davon überzeugt, dass ich den Anschlussflug nicht kriege und auf jeden Fall mein Gepäck verloren geht. Als wir dann aber über Quito zum Landeanflug ansetzten, wollte ich schon ungläubig den Kopf schütteln, dass wir so pünktlich und reibungslos angekommen waren. Nun ja, aber irgendwie gewitterte es über der Stadt doch ziemlich... jedenfalls ist der Pilot wieder durchgestartet und hat uns nach Guayaquil geflogen, wo wir dann 6 Stunden oder so auf die Weiterreise nach Quito gewartet haben. Zwischendurch habe ich mich mit einigen jungen Deutschen und Schweizern zusammengetan, die zum Teil schon ab Tegel mitgeflogen waren – so wurde es wenigstens nicht langweilig. Und fast alle von uns passten dann auch ins Flugzeug nach Quito. Ich muss sagen, ich war heilfroh, dass wir Quito in einer kleinen Chartermaschine anflogen und nicht wie geplant im Jumbojet – der Flughafen liegt mitten in der Stadt und hat sehr kurze Landebahnen... da wurde mir das erste Mal mulmig, als ich uns so knapp über den Häusern hinwegschrammen sah.

In Quito wartete dann eine riesige dicht gedrängte aufgeregte Menschenmenge vor dem Ankunftsterminal, so dass wir dachten, es müsste irgendeine berühmte Persönlichkeit mitgeflogen sein – aber nein, die Ecuadorianer sind halt Familienmenschen, und deshalb gab es für jeden Ankommenden ein Emfangskomitee von etwa 10 Familienmitgliedern, die sich mit einer Freude auf die Heimkehrenden stürzten, dass es einen fast zu Tränen rührte.

Ich war unter den sehr wenigen Glücklichen, die tatsächlich ihr Gepäck bekommen hatten, und konnte es gar nicht fassen, tatsächlich noch am geplanten Tag und ohne Verluste angekommen zu sein. Da die anderen Deutschen ihr Gepäck nicht bekommen hatten, passten wir alle in ein Taxi und sind so auch noch sehr sicher durch die Nacht und in unseren Unterkünften angelangt. Der Taxifahrer hat uns nicht mal beschissen, und er wäre auch nur fast mit meinem Rucksack abgehauen... Also alles super, und ein gutes Glücksgefühl, als ich in meinem Zimmer auf dem Bett saß und doch irgendwie alles geklappt hatte. 10 Minuten später kamen schon meine Mitstreiter (Irm – die Doktorandin, deren Field Assistant ich bin, Sabine – deren Supervisor, mit Mann und Kind, aber natürlich alle ohne Gepäck) an, die von Schottland über die USA geflogen waren. Happy End!

Donnerstag, 4. Oktober 2007