Mittwoch, 26. Dezember 2007
Für Timo
Montag, 24. Dezember 2007
Hot Christmas
Hier ist der heißeste Tag seit meiner Ankunft, und der Stationsladen hat kein Trinkwasser mehr. Dafür haben uns 2 Deutsche, die wir auf der Seymour-Tour kennengelernt haben, Dresdner Ministollen vorbeigebracht und RitterSport Schokolade. Und unsere Brasilianische Nachbarin, die grad in Deutschland war, hat uns mit Lebkuchen versorgt. Irm hat sogar klassische Musik dabei! Und ihr Freund hat Glühweingewürz geschickt. So siehts bei uns in einer Ecke des Zimmer aus:
Frohes Fest, euch!
Montag, 17. Dezember 2007
Weihnachtsfeier
Seymour Norte
Nach dem Inselrundgang sind wir an der Nordküste von Santa Cruz angelandet um zu schnorcheln – aber das ist alles schon gar nicht mehr so richtig bei mir angekommen. Unzählige bunte Fische in unglaublichen Mengen und Größen, Seegurken und Seeigel und was weiß ich was für Kleingetier... und Flamingos in einer Lagune in der Nähe! Too much for just one day.
Fotos folgen dann sehr bald bei Picasa.Recycling
Guckt mal, hier wird auch Müll getrennt! Erst seit kurzem. Es gibt sogar eine große Recyclinganlage auf der Insel. Und, ratet mal... letztens in einer der unsäglichen Discotheken hier hab ich Ulf kennengelernt – deutsch, blond, Beamter. Arbeitet hier seit 2 Jahren für die Gemeinde – und die Mülltrennung ist auf seinen Mist gewachsen. Ich glaubs nicht. Ein Deutscher Beamter führt auf den Galapagos das Recycling ein...
Sonntag, 16. Dezember 2007
Wilde Kröten und Lavatunnel
Schön wars! Grün, krötig... Die Viecher sind wirklich überall dort, und sogar ein bisschen ängstlich. Zischen ganz laut und ziehen sich in ihre Gehäuse zurück wenn man an ihnen vorbeigeht. Auf einer großen Farm, die für die Touris geöffnet ist, laufen wirklich riesige Exemplare herum. Und die sind überhaupt nicht scheu, weil ja auch den ganzen Tag Touris um sie herumhüpfen.
Da kanns dann auch schon mal vorkommen, dass man mit dem Taxi nicht weiterkommt, weil so ein Tier die Straße blockiert und keine Lust hat, Angst vor dem Auto zu haben. Wir hatten aber Glück und mussten nur ein paar Minuten warten. Unser Vorteil: Auf der Straße wächst nichts zum Fressen, und da die Dinger wirklich ständig essen, halten sie`s nicht lange auf dem Schotter aus.
Freitag, 7. Dezember 2007
Neue Fotos
Hab ich schon erzählt, dass es mir gut geht hier? Ich fühle mich aber nicht wirklich wie am anderen Ende der Welt. Globalisierung war halt schneller. Und wenn ich mir übers Internet sogar ganz nebenbei meine Lieblingsfilme (falls es die hier nicht gibt - aber sie haben hier sogar Sachen wie Bella Martha! Deutscher, kleiner Film. Hier im Laden!) und -Musik von zu Hause schicken lassen und ZEIT und INTRO lesen kann, dann zählt das alles nicht wirklich als Auslandsaufenthalt, finde ich. Außerdem rede ich wohl immer noch jeden Tag mehr mit Johannes als das durchschnittliche deutsche Ehepaar :D Trotz 7 Stunden Zeitunterschied! Also alles paletti. Dann brauche ich wohl nicht zurückkommen...
Montag, 3. Dezember 2007
Marine Iguana
Ihr kennt sie ja schon aus Filmen wie „Marine Iguanas fighting“ oder „Marine Iguana diving“, aber der Übersicht halber jetzt noch mal alles zusammengefasst: Die Marine Iguanas oder Amblyrhynchus cristatus sind die einzigen teilweise im Meer lebenden Echsen der Welt - und es gibt sie nur hier auf Galapagos. In ihrem Aussehen variieren sie von Insel zu Insel – auf manchen kriegen die Männchen in der Paarungszeit große rote Flecken, woanders werden sie grün. Hier auf Santa Cruz haben sie sich mittlerweile von schwarz in ein mittelbraun mit grünen und gelben Schattierungen umgefärbt. Die Männchen sind hier etwa 1m lang, was im guten Mittelfeld liegt: Die anderen Unterarten werden zwischen 60 und 150 cm lang. Auch außerhalb der Paarungszeit kann man die Männchen von den Weibchen und Jungtieren unterscheiden: Sie sind um einiges größer und massiger und ihr Kamm auf Nacken und Rücken ist deutlicher ausgeprägt. Die Weibchen bleiben das ganze Jahr über schwarz, schlank und recht zierlich. Deshalb bleiben sie und die Jungtiere zum Fressen (sie weiden Algen von Steinen ab) relativ dicht am Ufer, tauchen nur wenig und nicht so tief. Die viel massigeren Männchen hingegen können sich (weil sie kaum Auftrieb und stärkere Krallen haben) leichter unter Wasser an den Felsen festkrallen und schwimmen daher zum Fressen recht weit hinaus, tauchen auf den Grund und fressen dort bis zu einer Stunde, ohne Luft holen zu müssen.
Schwimmen tun sie, indem sie mit ihrem vertikal abgeflachten Schwanz hin und her rudern – die Beine liegen dabei am Körper an. Und wie werden sie jetzt das viele Salz wieder los, was sie mit den Algen und dem Meerwasser aufnehmen? Das ist etwas, worüber sich die Touristen immer totlachen, weil es so lustig aussieht. Sie haben spezielle Drüsen zwischen den Nasenlöchern, in denen sich eine sehr stark konzentrierte Salzlösung sammelt, die sie dann durch die Nasenlöcher auspusten. Sieht aus als würden sie spucken. Und weil sie das immer tun, wenn sie vom Fressen zurückgekommen sind und in Gruppen, teilweise übereinander, am Ufer in der Sonne rumliegen, mit ausgebreiteten Gliedmaßen, ist das dann ein richtiges Spektakel.
Ach ja, die Weibchen leben mit den jüngeren Tieren in Gruppen zusammen, um die sich dann zu dieser Jahreszeit die erwachsenen Männchen streiten (die sonst allein in der Gegend rumlungern). Später legen die Weibchen ihre Eier weiter im Landesinneren (wo es Sand oder Erde gibt) ab und vergraben sie. Wenn die Jungen schlüpfen, sind sie etwa 20cm groß und extrem Kindchen-Schema :)
Noch Fragen?
Sonntag, 2. Dezember 2007
Tour de Bahia Academia
Das Ziegenproblem
Da war doch was mit Statistik? Aber das Ziegenproblem hier ist ein rein ökologisches. Ich mach’s kurz: Ganz früher haben Seeleute hier auf den Inseln Ziegen, Schweine und Esel ausgesetzt, um immer einen Fleischvorrat vorzufinden, wenn sie herkommen. Die Viecher haben sich natürlich extrem vermehrt (vor allem die Ziegen), und da viele Inseln für Menschen so unwegsam sind, hat sie keiner daran gehindert. Die Ziegen nun fressen gern junge Bäume und Büsche und alles was so am Boden wächst und nehmen so den Schildkröten und Landiguanas das Essen weg. Das führte an einigen Orten so weit, dass bald gar kein Unterholz oder Baumnachwuchs vorhanden war, die Schildkröten ausstarben und die Bäume eingingen. So geschehen auf Santiago – das sah den 70er Jahren aus wie eine Wüste. Einfach alles leergefressen. Inzwischen hat man geschafft, auf dieser Insel die Ziegen auszurotten, und die Baumbestände haben sich so gut erholt, dass man jetzt beschlossen hat, dort wieder Schildkröten auszusetzen, damit die den Unterwuchs mäßig lichten können, wie sie es Jahrtausende lang getan haben.
Hier auf Santa Cruz gibt’s noch Ziegen und Esel – wir sehen manchmal auf unseren Vogelfangstreifzügen Jägertrupps vorbeifahren mit vielen Hunden und wenig Erfolg. Ich selbst habe noch keine Ziegen gesehen – nur das Rascheln der Büsche, ihre Rufe und ihre Kothaufen. Und die Eselpfade in der Trockenzone können wir gut auf unseren Erkundungstouren nutzen.
Ein richtiges Problem waren die Ziegen auf Isabela, der größten Insel. Die besteht aus 4 Vulkanen und ist sehr felsig, bergig, schroff. Die Ziegen konnten sich bis in den Nordteil der Insel ausbreiten, wo in den alten Vulkankratern die größten verbliebenen Populationen der Landschildkröten leben. Da die Gegend dort absolut schwer zugänglich ist, hat man lange Zeit keine wirklichen Erfolge bei der Jagd erzielt. Hinzu kommen die ebenfalls eingeschleppten Smooth-billed Anis (große schwarze Vögel vom Festland, die in Gruppen leben), die mit ihren gellenden Warnrufen die Ziegen sofort „informieren“, sobald sich Menschen nähern. Nu hatte man natürlich Angst, dass für die Kröten im Krater bald kein Grünzeug mehr übrig ist, wenn die Ziegen da erst mal drüber hergefallen sind. Zu Recht, würd ich sagen. 2006 wurde bekannt gegeben, dass die Ziegen zumindest im Nordteil der Insel wieder ausgerottet sind. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht (und spenden. Nein, lieber jagen. Auf den Nationalpark ist nicht wirklich Verlass. Aber dazu später).
Dienstag, 27. November 2007
Frühling!
Der Fühling ist da. Woran man das merkt? Es ist richtig kalt und regnet. Oder es ist heiß und die Sonne brennt. Oder es ist den ganzen Tag bedeckt und neblig. Oder alles auf einmal, auch wenn ihr euch das jetzt vielleicht nicht so gut vorstellen könnt. Der schwächelnde kalte Humboldt-Strom und die deshalb stärker werdenen Einflüsse kleinerer warmer Ströme aus dem Panama-Becken kämpfen um die Vorherrschaft, und fast stündlich wechselt der Sieger. Das ist ein bisschen anstrengend, aber noch anstrengender ist das andere deutliche Zeichen für den Frühlingsbeginn: Die Touristenscharen werden größer. Eigentlich sind während der Stations-Öffnungszeiten immer Touris bei den Schildkrötengehegen, aber jetzt sinds eben nicht ständig 3-4 Leute, sondern immer gleich 30-40 auf einmal. Die stehen dann da rum, machen superschlaue Kommentare („Looks like E.T., doesn’t it?“ – „Isn’t it unbelievable to finally see these amazing creatures eating?”), verstopfen meine Arbeitswege (blöderweise liegen unsere Volieren hinter dem Schildkrötenbereich, wir müssen also mehrmals am Tag da durchlaufen) und sprechen sehr oft Deutsch. Die Hochsaison fängt Mitte Dezember an, aber NOCH mehr Leute hier kann ich mir gar nicht vorstellen.
Samstag, 17. November 2007
Bilder
Was mir noch einfällt (weil ich statt "Zwei" gerade "Zeit" geschrieben habe): Ich kann hier DIE ZEIT bekommen! Mit etwa 2 Monaten Verzögerung und als vierter Leser. Hoffentlich bleibt überhaupt was für mich übrig. Ich bin gespannt!
Garrapatero
Ach ja, letzten Sonntag waren wir übrigens mit Sabines und einer anderen Familie (er: Waldelefantenforscher aus UK, sie: Wildtierveterinärin aus US, Sohn: weiß man noch nicht so genau – ist aber nicht schlimm, er ist ja grad erst im Kindergartenalter) an einem netten Strand an der Ostseite der Insel. Der (oder die Bucht dort, wer weiß) heißt Garrapatero, und wenn ich die Kinder-Schreiblerntafel in dem Supermarkt letztens richtig interpretiert habe, bedeutet das irgendwas mit „Zecke“, im biologischen Sinn. Man belehre mich bitte eines besseren, damit ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken muss, warum man unsere mit Yachten zugeparkte und nur mit Hafenmauern begrenzte Bucht hier „Academy Bay“ genannt hat, aber diesen idyllischen, nahezu unberührten Ort da drüben ausgerechnet Zecken-Dingens!
Jedenfalls wars irgendwie fast wie ein Tag an der Ostsee. Kühl, bedeckter Himmel, Wind, leichte Dünen, warmes Wasser mit Quallen drin, Melone, Wein, spielende Kinder, fliegende Zeit. Nur würde man zu wohl keinem Ort der Ostsee eine dreiviertel Stunde auf der Ladefläche des Pickup-Taxis über Schotterpisten düsen, dass man plötzlich sehr dankbar ist, Bandscheiben zu haben (nein, im Ernst: Es hat natürlich irrsinnig Spaß gemacht. Durch quasi Wüste und Staub und stark riechende wie tot aussehende Wälder, viel Staub schlucken, nebenbei die nächsten Vogelfänge planen, die genau entlang dieses Weges stattfinden sollen, sich bei dem „Schneller! Schneller“-Gedanken erwischen... das hat was von Feldforscher-Romantik, wenn ich das mal so salopp beurteilen darf). Na gut, und man würde an der Ostsee auch wohl kaum die Spuren von vor wenigen Stunden geschlüpften, dutzenden Mini-Meeresschildkröten finden.
Oder Seelöwen, die mit einem um die Wetter schwimmen wollen. Oder Krustenanemonen und Seegurken und bunte Fische. Oder Blaufußtölpel und braune Pelikane und – ähm – Galapagos-Pintails (so endemische Enten).
Schön wars!
Motivationskünste und andere Experimentgeschichten
Wow, das zweite Experiment klappt so super! Irgendwie haben wir es geschafft, durch kleine Erfolgserlebnisse, die richtige Dosis Futter, die richtige Zeit Futterentzug (keine Sorge, nur 2 Stunden) und die richtige Art Belohnung alle Vögel derart zu motivieren, dass sie anstandslos mitarbeiten. Eigentlich war pro Experiment und Vogel eine Stunde veranschlagt – wir brauchen aber nur 10 Minuten. Maximal. Und darum geht’s: Wir haben die Tiere trainiert, eine kleine lackierte Box mit aufgelegtem Pappdeckel zu öffnen. Und sie dann vor die Wahl gestellt – mit 2 Boxen mit je unterschiedlich farbigen Deckeln. Nur eine Farbe wird belohnt (in der jeweiligen Box liegt dann also Futter) und wir schauen wie schnell sie das kapieren. Nur so viel: Sehr schnell! Und auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Der eine versucht immer zu schummeln und uns über die Schulter zu gucken, der andere macht nen langen Hals um beim Nachbarn abzugucken, aber alle machen irgendwie mit.
Er schummelt! Immer!
...und machts dann trotzdem falsch.
Und jetzt anders herum: Wie schnell können sie umtrainiert werden auf die andere Farbe? Ich sag euch, wir haben ausrastende Vögel hier bei dem Teil des Experiments! Da werden die Pappdeckel entführt und zerfetzt (diejenigen, unter denen sonst die Belohnung lag), da wird gestreikt... und fast alle Versuchstiere sind auch nach 20 Durchgängen noch todsicher, dass das Futter unter dem bekannten Deckel stecken muss und kommen einfach nicht drauf, mal den anderen auszuprobieren. Wir können uns das Lachen manchmal nicht verkneifen, wenn die kleinen verzweifelten und so von ihrem Tun überzeugten Finken die seltsamsten Verrenkungen machen und 5x hintereinander den gleichen Deckel umdrehen, um die Belohnung vielleicht doch noch dort zu finden.
Guter Tag heute, und ich weiß gar nicht warum. Früh aufstehen macht glücklich, glaub ich. Wenn man dann mittags halb 12 schon 6 Stunden gearbeitet und den Nachmittag fast frei hat und einfach stundenlang in der Hängematte liegen und lesen kann und noch Kaffee zu Haus hat und sogar Nutella auftreiben konnte... Paradies :)
Es gab heute Mittag wunderbaren Garua-Regen, so fein, dass man ihn nicht sehen, sondern nur auf der Haut spüren konnte. Aber so stark, dass nach kurzer Zeit alles nass war. Ohne dass man den Regen gesehen hat, stellt euch vor! Hier ist grad der Frühling im Anmarsch, mit sehr wechselhaftem Wetter. Morgens manchmal jetzt schon richtig starke Hitze, mittags plötzlich Nebel und Regen, abends eiskalt. Oder anders rum. Ich mag Wetter, wisst ihr ja. Und wechselhaftes Wetter tröstet ein bisschen über die fehlenden Jahreszeiten hinweg.
Nachtrag
Montag, 12. November 2007
Essenskrise
Samstag, 10. November 2007
Freitag, 9. November 2007
Spektakel vor der Cafeteria
Mittwoch, 7. November 2007
Meine Verabredung
Montag, 5. November 2007
Die Feinde der Volierenarbeit
Die kleinen Freuden...
Mehr kleine Entbehrungen
Juhu, zur Abwechslung mal ein 12-Stunden-Tag! Und damit meine ich nicht nur die Dauer des Sonnenscheins hier am Äquator, sondern meine daran gekoppelte Arbeitszeit. Maaaannmann. Da bin ich aber froh, dass die Tage hier im Sommer ganz sicher nicht länger werden.
Die kleinen Entbehrungen...
Was machen wir hier eigentlich?
So ungefähr sieht übrigens ein Small Tree Finch aus (männlich, adult). Doch, er hat Augen!
Samstag, 3. November 2007
Freitag, 2. November 2007
Galapagos Lava Lizard
Mittwoch, 31. Oktober 2007
Mithilfe der Station
Am wichtigsten für uns ist wohl Birgit, die hier für 3 Jahre lebt und arbeitet und die beste Freundin von Sabine ist. Sie arbeitet u.a. an Mangrove-Finches und startet bald ein Captive-Breeding-Programme (u.a. auch mit unseren Woodpecker-Finches), testet Ratten-Fangmethoden und findet heraus, welche Tiere als Eierräuber aktiv sind (mit Kneteiern, die sie mit Eiweiß anstreicht! Daran sieht sie dann die Beiß- und Kratzspuren und weiß, welche Tiere problematisch sind für Nester und Gelege). Aber vor allem ist sie ein Top-Ansprechpartner für alles, total patent und praktisch veranlagt, unglaublich hilfsbereit und supersympathisch. Kritisch, helles Köpfchen, sehr offen, warmherzig und fördernd. Oh Hilfe bitte nehmt mir meine Schwärmerei nicht übel – ich bin das einfach echt nicht gewöhnt, so von allen Seiten unterstützt zu werden!
Weitere Erkenntnisse bis jetzt
Vogelfang - diesmal richtig.
Super Tag. Wir haben an einem Vormittag so viele Vögel gefangen wie die ganze letzte Woche zusammen. 3 davon Woodpecker Finches! Die sind wirklich erstaunlich, sehr fix im Kopf, beobachten alles um sie herum genauestens, checken sofort, wo Futternäpfe und Wasserschalen sind, und wie sie am besten ausbüxen können. Einer benutzt schon Werkzeuge zum Herumstochern in der Baumrinde. Die anderen sitzen noch in den Eingewöhnungskäfigen, aber haben noch in der Hand (zwischen Transportbeutel und Eingewöhnungsbox) gelernt, Wasser von uns anzunehmen. Tolltoll. Freu mich sehr auf die Experimente. Zum Anfangen fehlen jetzt nur noch 2 Small Tree Finches, die wir morgen sicher schnell beisammen haben werden. 3 Tage eingewöhnen, und dann geht’s los!
Ach, und: Ich hab vor der Cafeteria meinen ersten unter Wasser fressenden Iguana gesehen! Luft aus den Nasenlöchern blubbern, abtauchen, an den Steinen festkrallen und Algen fressen. So einfach ist das.Montag, 29. Oktober 2007
Wie die Vögel uns an der Nase herumführen
Die Methode der Woodpecker-Finches: Elegant ums Netz herum, übers Netz drüber oder gezielt durch Löcher im Netz fliegen. Ab und zu, um uns bei Laune zu halten, doch ins Netz gehen – aber wenn wir angelaufen kommen, sich doch lieber schnell selbst befreien (das ist kein Einzelfall, sondern leider zur Regel geworden!). Wie wir das Problem lösen werden: Die Netztaschen enger zusammen schieben, Windstille abwarten, schneller laufen, wenn einer drin hängt. Die sind einfach ein bisschen zu groß für diese Maschenweite. Aber immerhin ist es mir gelungen, eine gute Gesangsaufnahme zu machen, auf die die Vögel sehr gut reagieren. Das Dialekt-Problem ist also bewältigt!
Die Methode der Galapagos-Tauben: Sich mitten vor uns auf den Weg setzen. Hinlegen. Ein Bein wegstrecken, und dann auch noch einen Flügel so total blödsinnig hochstellen. Wir fallen natürlich voll drauf rein: „Oooh, was ist denn mit der los? Ist sie verletzt?“ Es dauert ein paar Sekunden, bis uns einfällt, dass sie uns mit der Masche nur von ihrem Nest ablenken will, das sich in der Nähe auf dem Boden befindet. Sie schleppt sich also hinkend in den nächsten Busch, wir lachen und gehen weiter. Mit Tauben sind schließlich keine Versuche vorgesehen :)
Die Methode der Mockingbirds: Unser Revier okkupieren. Die Türschwellen unseres Zimmers mit Kothaufen markieren, unsere Betten beschlagnahmen. Unseren Unmut auf sich ziehen, aber mit solchen Aktionen hier uns wieder milde stimmen:
Sorry hier sollte ein Video hin, aber das funktioniert im Moment nicht (Blogger ist Schuld). Wird nachgetragen!
Vogelfang. Erfolg?
Einige große Aufregungen heute: Angst um die Lizenz wegen beinahe-Entdeckung durch vermeintliche Touristen, der Woodpecker im Netz natürlich, plötzliche Hitze und kein Gezappel der Vögel mehr in den Transportsäckchen, Fenster zum Arbeitsraum eintreten müssen, in den Säckchen nicht vernähte Säume und deshalb einen total verstrickten Vogel, UV-Lichtfalle für Insekten funktioniert nicht (ausgerechnet jetzt, wo wir Vögel haben!), und als wir zum Mittag mit Magenschmerzen vor Hunger in die Cafeteria gehen, ist das Essen schon aus (es gibt kein Anmeldesystem, jeder isst wann er will, daher sind die Mengen eben nicht kalkulierbar, und wir hatten einfach Pech). Dann noch ne beinahe-Gehirnerschütterung, blaugehämmerte Daumen und einen nicht fressen wollenden Tree-Finch. Habe aber zufällig Termiten gefunden und in den Käfig getan, ich wette, denen kann er nicht widerstehen! Den anderen geht’s aber gut, die haben schon nach ein paar Minuten angefangen zu fressen.
Donnerstag, 25. Oktober 2007
Mas Fotos
Es gibt bei Picasa 2 neue Alben!
Für die ornithologisch Interessierten werde ich irgendwann eine Artenliste machen und nach und nach einige Vögel vorstellen, wenn vorhanden mit Bild.
Sprache und andere kulturelle Differenzen
Ansonsten ist zu sagen, dass sie, wie wohl alle jungen Ecuadorianer (außer die Volontarios hier, aber die sind schon deshalb anders, weil sie von sich aus entscheiden, rauszugehen und was zu machen – eben die Arbeit hier) recht unselbständig ist und sehr an uns klebt. Noch. Immerhin ist sie gestern allein vom Telefonieren zurückgekommen und ich musste nicht im Telefoncafe auf sie warten :) Und sie hat sich mittlerweile auch Milch und Zucker und Reis gekauft. Mit Wasser und Essen füttern wir sie noch durch, aber auch das wird sich ändern (müssen). Sie kann weder schwimmen (nicht so schlimm für uns) noch Fahrradfahren (schon komplizierter – wir haben ein Fahrrad gekauft, weil man einfach nicht alles zu Fuß oder per Taxi (teuer!) erreichen kann), und hat weder ihre Uhr noch ihr Handy oder einen Wecker mitgebracht. Und sonst: Kochen mit Sahne? Iiih! Cafe mit Milch? Ohne Zucker? WAS? Bier, mitten am Tag? Sabine hat Wein angeboten, als sie bei ihr waren, und Viviana dachte, sie muss ihn trinken, um nicht unhöflich zu sein. Aber eigentlich trinkt und mag sie gar keinen Alkohol, hat den Wein runtergewürgt und hatte prompt heute Kopfschmerzen... Wir tun aber unser Bestes, sie über ihre kulturellen Rechte aufzuklären und etwas eigenständiger zu machen!
Vogelfang, die zweite
Nun – woran liegts? Die Finken sind eigentlich das ganze Jahr über territorial (food and territories are the limiting factors for breeding). Aber ausgerechnet der WoodpeckerFinch scheint in der non-breeding-season viel weniger aggressiv zu sein. Andere Möglichkeit: Das Playback-Tape ist definitiv von einem Vogel mit anderem Dialekt. Erst dachten wir an individuelle Variation, aber dieses Tier, was im Tiefland aufgenommen wurde, ruft einfach deutlich anders als alle Woodpeckers die wir im Hochland gehört haben. Mal sehen ob wir ein Mikro kriegen können um selber Aufnahmen zu machen. Wenn das nicht hilft, haben wir ein großes Problem – wir können ja schlecht einfach auf die Brutsaison warten!
EDIT: Nächster Tag, wieder hochgefahren, aber viel zu viel Wind. Gar nicht erst versucht, das Netz aufzustellen. Statt dessen Volieren eingerichtet.
Vogelfang, die erste
Vögel? Los Gemelos!
Die Krater sind so groß, dass selbst mein Weitwinkel sie nicht schafft. Aber schön! Und unglaublich viele Finken auf dem Weg. Und – schon nach etwa 10 Minuten Weg begegnete uns der heimliche eigentliche Grund meines Aufenthaltes hier: Pyrocephalus rubinus, Vermillion Flycatcher, der Rubintyrann! Sooo toll, Wilson meinte, wir hätten wirklich Glück gehabt, viele Touristen bekommen ihn wohl nicht zu Gesicht, weil er recht selten geworden ist (wie sich mittlerweile herausgestellt hat, kann das nicht so ganz stimmen, denn wir sehen jeden Tag 4-5 Tiere). Jedenfalls, ganz Galapagos-Manier: Überhaupt nicht scheu, jagt er direkt vor uns die Insekten und versucht ein paar Mal sich auf meinen Kopf zu setzen. Tolltoll!
Sonntag, 21. Oktober 2007
Time for Snorkeling
Viviana ha llegado aqui
Unsere ecuadorianische Assistentin Viviana ist gestern (mit einer Woche Verspätung – ähem) angekommen! Und – oh Schreck – sie versteht kein Wort Englisch. Eigentlich gut für Irm und mich, denn so sind wir aufs Spanischlernen unbedingt angewiesen. Es gibt nur ein Problem: All unsere bisherigen Spanischkenntnisse bringen uns bei ihr nicht weiter, denn sie spricht breitestes Ecuadorianisch, wie ich es bisher nur beim Küchenmädchen aus der Cafeteria gehört habe. Unglaublich unverständlich. Sie verschluckt nahezu alle Konsonanten, verniedlicht fast jedes Substantiv und benutzt noch dazu ganz andere Wörter. Uiui. Das kann was werden. Nächste Woche, wenn wir rausfahren zum Vögelfangen, wird das noch gehen, aber danach müssen wir ihr irgendwie die Details der Experimentabläufe verklickern... sie hat überhaupt keine Erfahrung mit so was (wir dachten, sie wäre Biologiestudentin – ist sie aber nicht. Estudia Agronomia), aber es ist so wichtig, die Hintergründe zu verstehen, um die Versuche korrekt auszuführen. Hilfe! Zum Glück ist Sabine ja die nächsten Wochen noch da und kann hoffentlich mehr vermitteln als wir. Wobei ihr Spanisch auch eher basic level ist. Aber sie hat schon mal mit einem Ecuadorianer zusammengearbeitet, Experimentiervokabular sollte also vorhanden sein.
Samstag, 20. Oktober 2007
Fazit 1. Woche
Das habe ich gelernt: Die Ecuadorianer sind sehr freundlich, hilfsbereit, herzlich, aber unaufdringlich. Wasser ist nicht gleich Wasser – und auch im Brackwasser aus der Leitung sitzen Amöben. Chlor bleicht gar nicht so stark wie man denkt – auch nicht, wenn es beim Einatmen schon Reizhusten auslöst. Immer gute, teure Pflaster kaufen, wenn man nicht wegen ein paar Blasen an den Fingern krank machen will. Fingernägel lang wachsen lassen, damit man die tausend Kakteenstacheln nicht erst zu Hause herausziehen kann. Der Sonnenuntergang am Äquator ist überhaupt nicht so abrupt wie alle sagen. Die Sonne sieht genau, welchen kleinen Fleck man vergessen hat, einzucremen – den markiert sie dann deutlich mit einer Signalfarbe, damit man ihn nicht noch einmal vergisst. Es ist möglich, mit nur 2 verschiedenen Umhängetaschen ein paar Tage lang auszukommen. Deutschland ist NICHT das Zentrum der Bürokratie. Man kann auch länger als bis Sonnenaufgang schlafen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Man muss vor der Nationalparkverwaltung keine Angst haben, weil sie, statt mit uns über das Projekt zu diskutieren, nur ein paar Papiere sehen will. Seit dem Dollar ist alles schwierig. Man kauft die Tomaten im grünen Zustand. Immer mit fest geschlossenem Mund duschen (die Amöben!)...
Daran habe ich mich gewöhnt: Die scheuesten Tiere hier sind die Katzen (werden ja auch eingesammelt und ähm - eliminiert). Kamikaze-Echsen kreuzen bei jedem Schritt den Weg – mit dem scheinbar dringenden Wunsch, unter meinen Schuhsohlen zu landen. Man schmeißt das Klopapier nicht in die Toilette, und die Klobürste steht einfach „nackt“ auf dem Fußboden. Auch wenn es morgens noch so kühl, windig, klamm und nieselig ist, werde ich mich vormittags auf jeden Fall ärgern, Turnschuhe statt Sandalen angezogen zu haben (das nennt man dann „Tageszeitenklima“). Ecuadorianer meinen „vielleicht“ und „nachher oder übermorgen“, wenn sie „Ja“ und „jetzt“ sagen. Ich lebe nun doch wieder in einer WG (in Irms schönem großen Zimmer). Man bekommt auf jeden Fall Amöben, die Frage ist nur, wie schnell. Autos sind 1. immer Pickups (außer, glaub ich, ein Polizeiauto) und 2. so gut wie immer Taxen. Es gibt zwei Varianten jeder Münze: Eine ecuadorianische und eine amerikanische – außer beim 1$, davon gibt’s nur ecuadorianische.
Das kann ich noch nicht: Spanisch sprechen. Die amerikanische Überschwänglichkeit verstehen. Mir nicht den Kopf an den Volierentüren stoßen (ist aber auch gemein – jede ist unterschiedlich hoch, es reicht also nicht immer, einfach in konstanter Bückhaltung durch die Volieren zu laufen... mein Kopf ist schon ganz unförmig vor lauter Beulen!). Sagen, ob ich’s schaffe, nebenbei nen Tauchschein zu machen.
Das nervt mich jetzt schon: Überall gibt es Fernseher, und die müssen immer laufen - und wenn es ein Shoppingsender zum Frühstück ist! Nestlè hat wohl die Insel gekauft - wenn man zu spät aufsteht, um Inselmilch zu bekommen, bleiben einem nur Fertigprodukte dieses abartigen Konzerns.
Das freut mich: Unsere tolle Unterkunft (da geht’s den Volontarios wohl ganz anders...). Die Volieren sind fertig und sehen super aus. Die Sonne reicht noch nicht aus, um unter den Klamotten Sonnenbrände zu veranstalten. Das Meer ist türkis, die Luft warm, die Tiere omnipräsent. Forscher sein bringt seeeehr vielfältige Arbeiten mit sich (denken + planen + organisieren, handwerkeln + praktizieren, reisen + wandern + bewegen, beobachten + interpretieren + schlussfolgern + bewerten) – ist also sehr schön abwechslungsreich. Unsere Cafeteria hat eine große Terrasse, von der aus man beim Frühstücken z.B. Seelöwen beim Jagen und Spielen, Iguanas beim Schwimmen und Rochen beim Springen zuschauen kann (mein erster Rochen!). Ich bin von allen am wenigsten gejetlagt (Irm ist gleich krank geworden, die anderen sind um 8 schon müde). Die Station hat eine ganz tolle Bibliothek! Freitags kommt ein Pickup voll mit frischem Inselgemüse auf das Stationsgelände – unser „Markt“ quasi. Und vor allem: Wir bleiben wohl bis März!
Das fehlt mir: Ich habe immer noch nicht geschafft, am Stationsstrand zu schnorcheln. Die Anonymität der Großstadt (wenn man schon nach wenigen Tagen an jeder Ecke der Insel bekante Gesichter sieht, macht mir das Angst). Gute Schokolade, echter Kaffee (wird zwar hier auf der Insel angebaut, ist aber super teuer. Also gibt’s – wie überall – löslichen). Gemüse und Salat – es gibt quasi immer nur Reis und Fisch oder Reis und Nudeln und Fisch oder Reis und Kartoffeln und Fisch. Abwechslung beim Essen (beim Frühstück variiert immerhin die Zustandsform des Milchbrötchens etwas – sie kehrt aber alle 2 Tage wieder).