Mittwoch, 26. Dezember 2007

Für Timo

...und so ein bißchen auch für Konstantin Ruske, falls der mal hier reinguckt. Etwas Phantasie ist wohl dennoch erforderlich.



Montag, 24. Dezember 2007

Flirtender Boobie




Wenn ihr ganz leise seid, könnt ihr ihn pfeifen hören!

Hot Christmas

Ich hoffe ihr habt viel Schnee oder zumindest knackige Kälte, dicke flauschige Bettdecken, viele Kerzen, warme Öfen, lecker heiße Schokolade, Lebkuchen und gute Menschen um euch herum!

Hier ist der heißeste Tag seit meiner Ankunft, und der Stationsladen hat kein Trinkwasser mehr. Dafür haben uns 2 Deutsche, die wir auf der Seymour-Tour kennengelernt haben, Dresdner Ministollen vorbeigebracht und RitterSport Schokolade. Und unsere Brasilianische Nachbarin, die grad in Deutschland war, hat uns mit Lebkuchen versorgt. Irm hat sogar klassische Musik dabei! Und ihr Freund hat Glühweingewürz geschickt. So siehts bei uns in einer Ecke des Zimmer aus:


Heut abend gehen wir essen mit den wenigen verbliebenen Volontarios (selber kochen trauen sie sich nicht zu) und morgen wird mit Sabine und Familie gegrillt. Das ist also Weihnachten.

Frohes Fest, euch!

Samstag, 22. Dezember 2007

Now available: Fotos vom Ausflug nach Seymour Norte. Spektakulär!

Montag, 17. Dezember 2007

Weihnachtsfeier

Letzte Woche gabs ein Weihnachts-Abendessen für alle Beschäftigten der Station. Und das waren über 100 Leute, von denen ich die Hälfte noch nie gesehen hatte – frage mich, wo die tatsächlich arbeiten, oder ob überhaupt... Jedenfalls wurden wir alle in Bussen zum teuersten Hotel der Insel ins Hochland gekarrt, abgefüllt mit Alkohol und lecker Essen (das leider schon kalt war, als das Buffet eröffnet wurde... scheint hier normal zu sein) und danach gabs Salsa-Tanzwettbewerb und Tombola und so’n Kram. Das Highlight für mich (bin nun nicht gerade der Salsa-Fan, dazu später mehr) war, dass jeder am Eingang als Begrüßungsgeschenk eine TetraPak-Geldbörse bekommen hat. Die hat ein Volontario, der mittlerweile nicht mehr hier ist, gebastelt. Und ich hatte eine neue bitter nötig – siehe Foto!



Seymour Norte

Meine erste Tour zu einer anderen Insel, nach 2 Monaten, endlich! Seymour Norte ist ein winziges Inselchen (2qkm) nördlich von Baltra (was wiederum die kleine Insel direkt nördlich von Santa Cruz ist) und sehr schnell und bequem zu erreichen. Ich wäre wohl trotzdem nie auf die Idee gekommen, von den zig großen und kleineren und winzigen Inseln hier ausgerechnet DIE zu besuchen, aber zum Glück gabs hier ein Mädel, das meinte: Los, ab nach Seymour Norte, ich hab Plätze reserviert! Wird toll! Na gut, warum nicht... Und es war so großartig! So ein kleiner Fleck Erde, mit einem Rundweg, der in 20min zu schaffen gewesen wäre. Aber alles mögliche passiert direkt auf diesem Rundweg, weshalb man effektiv 1,5 Stunden dafür braucht: Blue-footed Boobies balzen, tanzen und legen Eier oder sitzen auf ihren Jungen, das gleiche für Fregattvögel, riesige gelbe Landleguane liegen im Schatten der Kakteen, winzige Seelöwenbabies blöken am Lavastrand, und riesige White-Tip Reef-Sharks und noch größere Manta-Rays umkreisen die Schlauchboote auf ihrem Weg von den Schiffen zur Insel.

Die Insel an sich wirkt von Ferne recht unscheinbar – keine Erhebungen, nicht mal hohe Bäume, alles kahl... aber wenn man dann auf dem rostfarbenen Sand steht, schwarze und weiße (weil komplett mit Boobie-Kot bedeckte) Lavafelsen um einen herum, silbrig glänzende, knorrige Bäume mit richtig lecker duftendem Harz locker dazwischen verteilt, einzelne grüne Büsche, Matten von jetzt in der Trockenzeit knallroten bodenbedeckenden Pflanzen – und dahinter der hellblaue Himmel und das dunkelblaue Meer... dazu viel Sonne und eine kleine Brise um die Nase... traumhaft!

Nach dem Inselrundgang sind wir an der Nordküste von Santa Cruz angelandet um zu schnorcheln – aber das ist alles schon gar nicht mehr so richtig bei mir angekommen. Unzählige bunte Fische in unglaublichen Mengen und Größen, Seegurken und Seeigel und was weiß ich was für Kleingetier... und Flamingos in einer Lagune in der Nähe! Too much for just one day.

Fotos folgen dann sehr bald bei Picasa.



Recycling


Guckt mal, hier wird auch Müll getrennt! Erst seit kurzem. Es gibt sogar eine große Recyclinganlage auf der Insel. Und, ratet mal... letztens in einer der unsäglichen Discotheken hier hab ich Ulf kennengelernt – deutsch, blond, Beamter. Arbeitet hier seit 2 Jahren für die Gemeinde – und die Mülltrennung ist auf seinen Mist gewachsen. Ich glaubs nicht. Ein Deutscher Beamter führt auf den Galapagos das Recycling ein...

Ach, mehr Fotos von dem Ausflug natürlich wieder bei Picasa.

Sonntag, 16. Dezember 2007

Wilde Kröten und Lavatunnel

Wir haben uns mal die Freiheit genommen, einen Ausflug ins Farmland (quasi auf halber Strecke von der Trockenzone ins feuchte Hochland) zu machen. Da gibt’s nämlich ganz viele wilde Tortugas, und die sehen wir sonst immer nur vom Taxi aus.

Schön wars! Grün, krötig... Die Viecher sind wirklich überall dort, und sogar ein bisschen ängstlich. Zischen ganz laut und ziehen sich in ihre Gehäuse zurück wenn man an ihnen vorbeigeht. Auf einer großen Farm, die für die Touris geöffnet ist, laufen wirklich riesige Exemplare herum. Und die sind überhaupt nicht scheu, weil ja auch den ganzen Tag Touris um sie herumhüpfen.

Da kanns dann auch schon mal vorkommen, dass man mit dem Taxi nicht weiterkommt, weil so ein Tier die Straße blockiert und keine Lust hat, Angst vor dem Auto zu haben. Wir hatten aber Glück und mussten nur ein paar Minuten warten. Unser Vorteil: Auf der Straße wächst nichts zum Fressen, und da die Dinger wirklich ständig essen, halten sie`s nicht lange auf dem Schotter aus.

Auch ne Attraktion im Farmland: Lavatunnel, die entstanden sind, als flüssige Lava oder Gas sich in der schon erstarrten Lava unterirdisch ihren Weg gebahnt haben. Wir waren in einem besonders hohen und langen. Langweilig nur: Er war beleuchtet. Na ja. Nach ein paar hundert Metern und riesigen herumliegenden von der Decke gefallenen Lavabrocken wurde mir doch etwas mulmig. Hatte streckenweise was von Geisterbahn. Beeindruckend jedenfalls!

Freitag, 7. Dezember 2007

Neue Fotos

...gleiche Insel, gleiche Tiere, ähnliche Landschaft. Diesmal sind auch mal andere Menschen dabei! Zu sehen wie immer bei Picasa (siehe Linkliste).

Hab ich schon erzählt, dass es mir gut geht hier? Ich fühle mich aber nicht wirklich wie am anderen Ende der Welt. Globalisierung war halt schneller. Und wenn ich mir übers Internet sogar ganz nebenbei meine Lieblingsfilme (falls es die hier nicht gibt - aber sie haben hier sogar Sachen wie Bella Martha! Deutscher, kleiner Film. Hier im Laden!) und -Musik von zu Hause schicken lassen und ZEIT und INTRO lesen kann, dann zählt das alles nicht wirklich als Auslandsaufenthalt, finde ich. Außerdem rede ich wohl immer noch jeden Tag mehr mit Johannes als das durchschnittliche deutsche Ehepaar :D Trotz 7 Stunden Zeitunterschied! Also alles paletti. Dann brauche ich wohl nicht zurückkommen...

Montag, 3. Dezember 2007

Marine Iguana

Ihr kennt sie ja schon aus Filmen wie „Marine Iguanas fighting“ oder „Marine Iguana diving“, aber der Übersicht halber jetzt noch mal alles zusammengefasst: Die Marine Iguanas oder Amblyrhynchus cristatus sind die einzigen teilweise im Meer lebenden Echsen der Welt - und es gibt sie nur hier auf Galapagos. In ihrem Aussehen variieren sie von Insel zu Insel – auf manchen kriegen die Männchen in der Paarungszeit große rote Flecken, woanders werden sie grün. Hier auf Santa Cruz haben sie sich mittlerweile von schwarz in ein mittelbraun mit grünen und gelben Schattierungen umgefärbt. Die Männchen sind hier etwa 1m lang, was im guten Mittelfeld liegt: Die anderen Unterarten werden zwischen 60 und 150 cm lang. Auch außerhalb der Paarungszeit kann man die Männchen von den Weibchen und Jungtieren unterscheiden: Sie sind um einiges größer und massiger und ihr Kamm auf Nacken und Rücken ist deutlicher ausgeprägt. Die Weibchen bleiben das ganze Jahr über schwarz, schlank und recht zierlich. Deshalb bleiben sie und die Jungtiere zum Fressen (sie weiden Algen von Steinen ab) relativ dicht am Ufer, tauchen nur wenig und nicht so tief. Die viel massigeren Männchen hingegen können sich (weil sie kaum Auftrieb und stärkere Krallen haben) leichter unter Wasser an den Felsen festkrallen und schwimmen daher zum Fressen recht weit hinaus, tauchen auf den Grund und fressen dort bis zu einer Stunde, ohne Luft holen zu müssen.


Schwimmen tun sie, indem sie mit ihrem vertikal abgeflachten Schwanz hin und her rudern – die Beine liegen dabei am Körper an. Und wie werden sie jetzt das viele Salz wieder los, was sie mit den Algen und dem Meerwasser aufnehmen? Das ist etwas, worüber sich die Touristen immer totlachen, weil es so lustig aussieht. Sie haben spezielle Drüsen zwischen den Nasenlöchern, in denen sich eine sehr stark konzentrierte Salzlösung sammelt, die sie dann durch die Nasenlöcher auspusten. Sieht aus als würden sie spucken. Und weil sie das immer tun, wenn sie vom Fressen zurückgekommen sind und in Gruppen, teilweise übereinander, am Ufer in der Sonne rumliegen, mit ausgebreiteten Gliedmaßen, ist das dann ein richtiges Spektakel.

Ach ja, die Weibchen leben mit den jüngeren Tieren in Gruppen zusammen, um die sich dann zu dieser Jahreszeit die erwachsenen Männchen streiten (die sonst allein in der Gegend rumlungern). Später legen die Weibchen ihre Eier weiter im Landesinneren (wo es Sand oder Erde gibt) ab und vergraben sie. Wenn die Jungen schlüpfen, sind sie etwa 20cm groß und extrem Kindchen-Schema :)


Noch Fragen?

Sonntag, 2. Dezember 2007

Tour de Bahia Academia

Mein letzter Sonntagsausflug war fürn Arsch. Ich habe eine Bootstour durch die Bucht vor Puerto Ayora gemacht, und sie hat keine neuen Erkenntnisse gebracht. Zuerst sind wir zu einer winzigen Insel geschippert, auf der ganz viele Seelöwen und eine Handvoll deutscher Forscher (die Trillmich-Gruppe, wer sie kennt...) leben. Nur war die Ebbe so niedrig, dass wir weder an die Seelöwen noch an die Forscher herankamen. Das „MitDenSeelöwenSchnorcheln“ hat auch nicht geklappt, weil zu hoher Wellengang war. Also nur ein paar helle (Weibchen) und dunklere (Männchen) Flecken auf den Lavafelsen gesehen. Dann gings weiter zu einer Felswand im Wasser, wo auch nichts zu sehen war außer ein paar verschwommenen Vögeln (es war kalt, grau, regnerisch und windig – das Boot hat nur geschaukelt, aber man konnte vor lauter Grau eh nichts wirklich sehen). Es folgte ein Landgang zu einer kleinen Schlucht mit Wasser, in der normalerweise die Haie schlafen, die man dann schön von oben angucken kann. Aber: Nix. Keine Haie. Ebbe halt. Das hätten die Veranstalter auch wissen können, finde ich. Als der Guard uns dann mit dem Versprechen weiterlocken wollte, stattdessen Marine Iguanas anzuschauen (ihr wisst schon, die Dinger, über die man hier alle 2 Meter stolpert), haben wir nicht mal mehr Widerstand geleistet. Am Schluss gings immerhin vorbei an Salzfeldern zu einer mit Süßwasser gefüllten kleinen Schlucht, wo man tatsächlich gut schnorcheln konnte – aber da kommt man auch mit dem Wassertaxi für 1/60 des Tourpreises hin. Mit im Boot saß übrigens eine Österreicherin aus Linz mit ihren 2 Kindern, die natürlich auch Sabine und Birgit kannte, aber sowas wundert mich hier schon gar nicht mehr.


Das Ziegenproblem

Da war doch was mit Statistik? Aber das Ziegenproblem hier ist ein rein ökologisches. Ich mach’s kurz: Ganz früher haben Seeleute hier auf den Inseln Ziegen, Schweine und Esel ausgesetzt, um immer einen Fleischvorrat vorzufinden, wenn sie herkommen. Die Viecher haben sich natürlich extrem vermehrt (vor allem die Ziegen), und da viele Inseln für Menschen so unwegsam sind, hat sie keiner daran gehindert. Die Ziegen nun fressen gern junge Bäume und Büsche und alles was so am Boden wächst und nehmen so den Schildkröten und Landiguanas das Essen weg. Das führte an einigen Orten so weit, dass bald gar kein Unterholz oder Baumnachwuchs vorhanden war, die Schildkröten ausstarben und die Bäume eingingen. So geschehen auf Santiago – das sah den 70er Jahren aus wie eine Wüste. Einfach alles leergefressen. Inzwischen hat man geschafft, auf dieser Insel die Ziegen auszurotten, und die Baumbestände haben sich so gut erholt, dass man jetzt beschlossen hat, dort wieder Schildkröten auszusetzen, damit die den Unterwuchs mäßig lichten können, wie sie es Jahrtausende lang getan haben.

Hier auf Santa Cruz gibt’s noch Ziegen und Esel – wir sehen manchmal auf unseren Vogelfangstreifzügen Jägertrupps vorbeifahren mit vielen Hunden und wenig Erfolg. Ich selbst habe noch keine Ziegen gesehen – nur das Rascheln der Büsche, ihre Rufe und ihre Kothaufen. Und die Eselpfade in der Trockenzone können wir gut auf unseren Erkundungstouren nutzen.

Ein richtiges Problem waren die Ziegen auf Isabela, der größten Insel. Die besteht aus 4 Vulkanen und ist sehr felsig, bergig, schroff. Die Ziegen konnten sich bis in den Nordteil der Insel ausbreiten, wo in den alten Vulkankratern die größten verbliebenen Populationen der Landschildkröten leben. Da die Gegend dort absolut schwer zugänglich ist, hat man lange Zeit keine wirklichen Erfolge bei der Jagd erzielt. Hinzu kommen die ebenfalls eingeschleppten Smooth-billed Anis (große schwarze Vögel vom Festland, die in Gruppen leben), die mit ihren gellenden Warnrufen die Ziegen sofort „informieren“, sobald sich Menschen nähern. Nu hatte man natürlich Angst, dass für die Kröten im Krater bald kein Grünzeug mehr übrig ist, wenn die Ziegen da erst mal drüber hergefallen sind. Zu Recht, würd ich sagen. 2006 wurde bekannt gegeben, dass die Ziegen zumindest im Nordteil der Insel wieder ausgerottet sind. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht (und spenden. Nein, lieber jagen. Auf den Nationalpark ist nicht wirklich Verlass. Aber dazu später).

Dienstag, 27. November 2007

Frühling!

Der Fühling ist da. Woran man das merkt? Es ist richtig kalt und regnet. Oder es ist heiß und die Sonne brennt. Oder es ist den ganzen Tag bedeckt und neblig. Oder alles auf einmal, auch wenn ihr euch das jetzt vielleicht nicht so gut vorstellen könnt. Der schwächelnde kalte Humboldt-Strom und die deshalb stärker werdenen Einflüsse kleinerer warmer Ströme aus dem Panama-Becken kämpfen um die Vorherrschaft, und fast stündlich wechselt der Sieger. Das ist ein bisschen anstrengend, aber noch anstrengender ist das andere deutliche Zeichen für den Frühlingsbeginn: Die Touristenscharen werden größer. Eigentlich sind während der Stations-Öffnungszeiten immer Touris bei den Schildkrötengehegen, aber jetzt sinds eben nicht ständig 3-4 Leute, sondern immer gleich 30-40 auf einmal. Die stehen dann da rum, machen superschlaue Kommentare („Looks like E.T., doesn’t it?“ – „Isn’t it unbelievable to finally see these amazing creatures eating?”), verstopfen meine Arbeitswege (blöderweise liegen unsere Volieren hinter dem Schildkrötenbereich, wir müssen also mehrmals am Tag da durchlaufen) und sprechen sehr oft Deutsch. Die Hochsaison fängt Mitte Dezember an, aber NOCH mehr Leute hier kann ich mir gar nicht vorstellen.

Die Stimmen mehren sich, dass wir ein La Niña-Jahr haben. Das heißt: Viel zu kalt, der Regen kommt zu spät und zu spärlich. Den Vögeln ists egal (hoffentlich nicht zu ihrem Schaden!) – überall wird wie blöde gesungen und gebalzt und werden Nester gebaut. Die Marine Iguanas hauen sich gegenseitig die Köpfe ein, die Lavaechsen verbringen den ganzen Tag damit, andere Lavaechsen aus ihren Revieren zu verjagen und ich bilde mir ein, dass die Männer auch mehr baggern. Frühling halt.

Samstag, 17. November 2007

Bilder

Zwei neue Alben bei Picasa. Nicht viel. Aber schön. Hehe.

Was mir noch einfällt (weil ich statt "Zwei" gerade "Zeit" geschrieben habe): Ich kann hier DIE ZEIT bekommen! Mit etwa 2 Monaten Verzögerung und als vierter Leser. Hoffentlich bleibt überhaupt was für mich übrig. Ich bin gespannt!

Garrapatero

Ach ja, letzten Sonntag waren wir übrigens mit Sabines und einer anderen Familie (er: Waldelefantenforscher aus UK, sie: Wildtierveterinärin aus US, Sohn: weiß man noch nicht so genau – ist aber nicht schlimm, er ist ja grad erst im Kindergartenalter) an einem netten Strand an der Ostseite der Insel. Der (oder die Bucht dort, wer weiß) heißt Garrapatero, und wenn ich die Kinder-Schreiblerntafel in dem Supermarkt letztens richtig interpretiert habe, bedeutet das irgendwas mit „Zecke“, im biologischen Sinn. Man belehre mich bitte eines besseren, damit ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken muss, warum man unsere mit Yachten zugeparkte und nur mit Hafenmauern begrenzte Bucht hier „Academy Bay“ genannt hat, aber diesen idyllischen, nahezu unberührten Ort da drüben ausgerechnet Zecken-Dingens!

Jedenfalls wars irgendwie fast wie ein Tag an der Ostsee. Kühl, bedeckter Himmel, Wind, leichte Dünen, warmes Wasser mit Quallen drin, Melone, Wein, spielende Kinder, fliegende Zeit. Nur würde man zu wohl keinem Ort der Ostsee eine dreiviertel Stunde auf der Ladefläche des Pickup-Taxis über Schotterpisten düsen, dass man plötzlich sehr dankbar ist, Bandscheiben zu haben (nein, im Ernst: Es hat natürlich irrsinnig Spaß gemacht. Durch quasi Wüste und Staub und stark riechende wie tot aussehende Wälder, viel Staub schlucken, nebenbei die nächsten Vogelfänge planen, die genau entlang dieses Weges stattfinden sollen, sich bei dem „Schneller! Schneller“-Gedanken erwischen... das hat was von Feldforscher-Romantik, wenn ich das mal so salopp beurteilen darf). Na gut, und man würde an der Ostsee auch wohl kaum die Spuren von vor wenigen Stunden geschlüpften, dutzenden Mini-Meeresschildkröten finden.

Oder Seelöwen, die mit einem um die Wetter schwimmen wollen. Oder Krustenanemonen und Seegurken und bunte Fische. Oder Blaufußtölpel und braune Pelikane und – ähm – Galapagos-Pintails (so endemische Enten).
Schön wars!

Motivationskünste und andere Experimentgeschichten

Wow, das zweite Experiment klappt so super! Irgendwie haben wir es geschafft, durch kleine Erfolgserlebnisse, die richtige Dosis Futter, die richtige Zeit Futterentzug (keine Sorge, nur 2 Stunden) und die richtige Art Belohnung alle Vögel derart zu motivieren, dass sie anstandslos mitarbeiten. Eigentlich war pro Experiment und Vogel eine Stunde veranschlagt – wir brauchen aber nur 10 Minuten. Maximal. Und darum geht’s: Wir haben die Tiere trainiert, eine kleine lackierte Box mit aufgelegtem Pappdeckel zu öffnen. Und sie dann vor die Wahl gestellt – mit 2 Boxen mit je unterschiedlich farbigen Deckeln. Nur eine Farbe wird belohnt (in der jeweiligen Box liegt dann also Futter) und wir schauen wie schnell sie das kapieren. Nur so viel: Sehr schnell! Und auf ganz verschiedene Arten und Weisen. Der eine versucht immer zu schummeln und uns über die Schulter zu gucken, der andere macht nen langen Hals um beim Nachbarn abzugucken, aber alle machen irgendwie mit.

Er schummelt! Immer!

...und machts dann trotzdem falsch.

Und jetzt anders herum: Wie schnell können sie umtrainiert werden auf die andere Farbe? Ich sag euch, wir haben ausrastende Vögel hier bei dem Teil des Experiments! Da werden die Pappdeckel entführt und zerfetzt (diejenigen, unter denen sonst die Belohnung lag), da wird gestreikt... und fast alle Versuchstiere sind auch nach 20 Durchgängen noch todsicher, dass das Futter unter dem bekannten Deckel stecken muss und kommen einfach nicht drauf, mal den anderen auszuprobieren. Wir können uns das Lachen manchmal nicht verkneifen, wenn die kleinen verzweifelten und so von ihrem Tun überzeugten Finken die seltsamsten Verrenkungen machen und 5x hintereinander den gleichen Deckel umdrehen, um die Belohnung vielleicht doch noch dort zu finden.

Ach ja, will vielleicht jemand meine 4 Sittiche haben? Ich werde mit so hochgezüchteten, antriebslosen, trägen Viechern mit komisch krummen Schnäbeln und rein pflanzlicher Ernährung nichts mehr anfangen können, wenn ich zurückkomme... (ehrlich, wer einmal gesehen hat, wie die Finken hier auf lebende Nachtfalter abgehen, will keine vegetarischen Haustiere mehr)

Guter Tag heute, und ich weiß gar nicht warum. Früh aufstehen macht glücklich, glaub ich. Wenn man dann mittags halb 12 schon 6 Stunden gearbeitet und den Nachmittag fast frei hat und einfach stundenlang in der Hängematte liegen und lesen kann und noch Kaffee zu Haus hat und sogar Nutella auftreiben konnte... Paradies :)

Es gab heute Mittag wunderbaren Garua-Regen, so fein, dass man ihn nicht sehen, sondern nur auf der Haut spüren konnte. Aber so stark, dass nach kurzer Zeit alles nass war. Ohne dass man den Regen gesehen hat, stellt euch vor! Hier ist grad der Frühling im Anmarsch, mit sehr wechselhaftem Wetter. Morgens manchmal jetzt schon richtig starke Hitze, mittags plötzlich Nebel und Regen, abends eiskalt. Oder anders rum. Ich mag Wetter, wisst ihr ja. Und wechselhaftes Wetter tröstet ein bisschen über die fehlenden Jahreszeiten hinweg.

Dann noch eine Flughafen-Bekanntschaft (Berlin, Guayaquil und Quito) zufällig wiedergetroffen und sehr gefreut. Danach anlässlich des „Dia Darwin 2007“ uns von den Volontarios das Shark-Monitoring-Programm erklären lassen. Und das Beste überhaupt: Heute abend ist mal keine Party! Da freu ich mich drauf (wir hatten ja auch schon 2 in den letzten 3 Tagen). Hab übrigens vor 2 Tagen den ersten rauchenden Menschen gesehen. Seit dem allerdings auch schon 3 weitere. Liegt das an mir oder tatsächlich an den mehr werdenden Touristen? Hochsaison fängt bald an!

Nachtrag


Wir haben das Olivenöl aufgemacht. Es ist flüssiger als Sonnenblumenöl und schmeckt – Überraschung – leicht ranzig und nach Plastik. Jedenfalls nicht nach Oliven. Wir glauben auch jeden Scheiß, der auf der Packung steht! Ich habe beschlossen, die Essenskrise zu beenden. Früher hab ich mich ja schließlich auch monatelang von den 5 immer gleichen Dingen ernährt (Sonnenblumenbrot, Gouda, Nudeln, Zucchini, Soße). Vielleicht sollte ich mich hier einfach auf Ananas, Manaba-Chips, Baumtomaten, Reis und Fisch beschränken. EDIT: Ersetze Ananas durch Papaya, weil viel zu teuer

Das hier war übrigens Irms erste Aktion, nachdem wir das Olivenöl probiert hatten:


Nun ja, sie hat damit schließlich doch nur einen Bambusstab aufgehängt.

Montag, 12. November 2007

Essenskrise

Hilfe! Es ist soweit. Ich brauche ordentliches Brot mit ner Kruste drumherum. Ich brauche Käse, der nicht nach sauer gewordenem Mozarella schmeckt. Auf alles andere kann ich vielleicht mittlerweile verzichten... sogar mit dem immer gleichen Frühstück in der Cafeteria komme ich klar. Weil ich es manchmal auch gegen Cornflakes oder süße „Vollkorn“Brötchen zu Hause eintauschen kann. Das Mittagessen bestreike ich mittlerweile weitestgehend. Man kann noch so viel Salz und Pfeffer auf den Reis und die zerkochten Nudeln rüberstreuen – es bleibt eben weißer Reis oder zerkochte Nudeln. Kennen die hier eigentlich Gewürze? In einigen Läden habe ich tatsächlich einige gefunden, aber zum Selberkochen haben wir eben nur selten Zeit. Über den Tag retten eigentlich nur Bananenchips, Obst überhaupt (Bananen, Papaya, Baumtomaten. Ab und zu Ananas, Äpfel oder Birnen, aber die sind sehr teuer), Kekse (zurück in Berlin rühre ich nie wieder einen Keks an!), Kaffee, Cornflakes, HMilch. Aaaaah! Die letzten zwei Tage habe ich mit Pumpernickel und Apfel-Zwiebel-Schmelz verbracht (aus Deutschland, von Johannes in weiser Voraussicht am Vorabend der Abreise überreicht), aber die sind jetzt alle. Panik macht sich breit. Bei Irm auch – das hat sie veranlasst, einen riesigen, überteuerten Klumpen festen Käse mit der Aufschrift „Tilsit“ aus dem Supermarkt mitzunehmen („Ich halts nicht mehr aus, ich brauche richtigen Käse!“). Nun ja – auch der schmeckt einfach nur nach sauer gewordenem Mozzarella. Ich werde mich nicht trauen, die Flasche Olivenöl (16$!) zu öffnen, zu groß ist die Angst vor Enttäuschung. Man sollte es machen wie die Leute in manchen Teilen Asiens – morgens, mittags und abends kochen. Dann kommen solche Probleme gar nicht erst auf. Das bringt uns aber in Konflikt mit unserem strengen Arbeits-Zeitplan. Was die Leute hier übrigens gar nicht verstehen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Freitag, 9. November 2007

Spektakel vor der Cafeteria

Wenn die Cafeteria nicht wäre, wärs hier nur halb so spannend – und zwar nicht (nur) wegen dem Essen oder den Menschen dort. Die Paarungszeit der Marine Iguanas beginnt, also gibt’s auch Kämpfe zwischen den Männchen. Eigentlich sollte hier ein Actionfilm rein, der ist aber zu groß geworden, so dass ich nach 8 Uploadversuchen und diversen Konvertierungsprogramm-Problemen aufgegeben habe. Dieses Foto sagt aber auch viel, finde ich:


Und wenn nicht, dann vielleicht diese hier:



Mittwoch, 7. November 2007

Meine Verabredung

Ich hatte ja heute Mittag das Date mit dem Lava-Echserich – und er war natürlich pünktlich. Leider ist er nicht so fotogen oder meine Cam so schlecht... eigentlich ist er viel hübscher und bunter. Und mindestens 20cm lang. Das auf meinem Finger ist eine Termite, ne? Ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass das hier in einer Gegend stattfand, wo außer dem Iguana-Pfleger und uns kein Mensch hinkommt. Der Herr wurde also ganz bestimmt nie gefüttert! Ich wette, wir werden gute Freunde.



Montag, 5. November 2007

Die Feinde der Volierenarbeit

Fütterungslogistik. Ameisen, die Futter klauen. Viele, viele Ameisen. Regen. Zeitpläne. Fragwürdige Motivation der Vögel. Schwierige Gleichgestaltung der Volieren. Bewegungsspielraum? Vögel, die gern Näpfe umschmeißen. Vögel, die zu blöd sind, eine kleine Kiste zu öffnen. Vögel, die zu viel Angst vor kleinen Kisten haben, um aus ihnen zu fressen. Kleine Kisten, die zu schwer aufgehen oder zu leicht wieder zu. Speicherplatzprobleme (wir nehmen alles mit Digicam auf). Langeweile nach 20min Dasitzen und nichts passiert (--> Unaufmerksamkeit!). Bewegliche Futtertiere. Giftige Futtertiere. Nicht schmeckende Futtertiere. Zu wenige Futtertiere. Territoriale Vögel, die auf den Volieren herumhüpfen und versuchen, die Finken durchs Gitter zu jagen (das tun Mockingbirds besonders gern). Die Technik funktioniert übrigens einwandfrei!

Die kleinen Freuden...

Als ich heute vor den Volieren saß und Altholz zurechtgebrochen und –gesägt habe, kamen ein paar Termiten aus den Bruchstücken hervorgekrabbelt. Und eh ich mich versah, saß zwischen meinen Füßen ein groooßes Lavaechsen-Männchen, und veranstaltete ein Festmahl, während ich einfach weiterarbeiten konnte. Die sind doch sonst so ängstlich! Der aber kam sogar zu meiner Hand, um von dort ein paar Termiten zu ergattern. Eine wilde Eidechse kommt einfach, um mir aus der Hand zu fressen!? Wahnsinn. Cam hatte ich leider nicht einsatzbereit, zu schade. Aber ich hab die Echse zu morgen um die gleiche Zeit noch mal hinbestellt.

Mehr kleine Entbehrungen

Juhu, zur Abwechslung mal ein 12-Stunden-Tag! Und damit meine ich nicht nur die Dauer des Sonnenscheins hier am Äquator, sondern meine daran gekoppelte Arbeitszeit. Maaaannmann. Da bin ich aber froh, dass die Tage hier im Sommer ganz sicher nicht länger werden.

Wir haben seit 3 Tagen kein Gas mehr zum Kochen, aber heute immerhin geschafft, Trinkwasser zu kaufen. Seit einer Woche warte ich auf meine Leselampe. Ich weiß gar nicht, ob ich’s erwähnt habe, aber diese Woche gibt’s hier die jährliche Generalversammlung, mit allen Leuten die entweder Geld oder was zu sagen haben. Alle Quartiere sind vollgestopft mit Leuten, seit einer Woche wird überall gewerkelt und gemacht und getan, damit jetzt auch alles gut aussieht und funktioniert und überall genug Platz ist. Da müssen wir dann erst mal hinten anstehen und auf Kaffee und warmes Essen verzichten :( Es gäbe ja noch die Cafeteria, aber eben nicht am Wochenende. Und für mich auch heute nicht, weil einfach zu viel zu tun. Es muss nur eine unzuverlässige Person geben (die z.B. wegen der Versammlung plötzlich wichtigeres zu tun hat als die Verabredung mit uns einzuhalten), und schon purzelt der Zeitplan komplett durcheinander. Aaaah! Na ja ich freu mich dann halt aufs warme Essen morgen. Hoffentlich nicht zu früh.

Die kleinen Entbehrungen...

Ich habe gestern in einem kleinen Laden an der Kasse eine völlig eingestaubte Packung Ritter Sport Minis entdeckt! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh mir zumute war (es gibt sonst wirklich nur Nestle-Zeug, das unglaublich süß und eklig schmeckt)... Auf der Verpackungsfolie klebte ein Schildchen, das „80 cent“ sagte. Der Tag schien gerettet. Nein, eigentlich die ganze Woche - denn immerhin sind ja 8 kleine Tafeln drin in so ner Packung. In Extremsituationen wie hier könnten die selbst in meinem Besitz eventuell ein Paar Tage vorhalten. Na ja, jedenfalls wollte der Typ an der Kasse dann 6,40$ von mir. Als mir die Kinnlade runterklappte, holte er die anderen Leute im Laden zur Unterstützung heran, und die erklärten mir einhellig: „Ja klar, da sind doch 8 drin! Also 6,40“. Schon klar, danke, man wird ja wohl noch träumen dürfen...

Was machen wir hier eigentlich?

Da wir am Wochenende mit den Vorexperimenten angefangen haben, erzähle ich euch mal, was genau hier so ablaufen soll. Natürlich in Absprache mit der Chefin – sie meint, ich darf ruhig alles ausplaudern, denn (und da hat sie natürlich Recht): Wer sollte die Vorgehensweise schon kopieren, um uns mit einer Veröffentlichung zuvorzukommen? Wir sind hier schließlich auf Galapagos!
Also, im Großen und Ganzen geht es darum, kognitive Fähigkeiten einerseits zwischen zwei nah verwandten Finken-Arten, andererseits zwischen Vögeln der gleichen Art aus verschiedenen Vegetationszonen zu vergleichen. In der Trockenzone nämlich ist über den Winter nur sehr wenig und schwer zugängliche Nahrung vorhanden, in der immergrünen Scalesia-Zone jedoch sind das ganze Jahr über die Insekten recht leicht zu ergattern. Man könnte also vermuten, dass Vögel in der Trockenzone im Laufe der Evolution besondere kognitive Fähigkeiten erworben haben, die ihnen die Nahrungssuche und damit das Überleben in diesem unwirtlichen Habitat erleichtert haben. Eine solche Fähigkeit könnte z.B. das Erkennen physikalischer Gesetzmäßigkeiten sein – nach dem Prinzip: Wenn ich hier ziehe, bewegt sich das Ding dorthin – wenn ich da ziehe, in die andere Richtung. Verstanden? Der Artvergleich soll dann zeigen, ob sich diese Unterschiede in den Fähigkeiten nur bei sowieso schon werkzeuggebrauchenden Vögeln (den Woodpecker Finches), oder auch bei „ganz normalen“ Baumfinken finden lassen. Quasi: Ob sich Habitatunterschiede stärker auf Verhaltensmerkmale auswirken als Artunterschiede.

So ungefähr sieht übrigens ein Small Tree Finch aus (männlich, adult). Doch, er hat Augen!

Wir fangen an mit ganz einfachen Learning Tasks und steigern die Schwierigkeit dann immer weiter, bis die Vögel mit Lernvermögen nicht mehr weiterkommen – an der Stelle wird sich dann zeigen, ob sie nur blöd rumprobieren oder ob sie physikalische Zusammenhänge im Voraus sehen und verstehen können.

Schritt eins wird sein, dass die Tiere eine kleine Plastikbox mit Klappdeckel öffnen müssen, um an Futter zu gelangen. Dazu haben wir in Vorversuchen erst mal die individuellen Futterpräferenzen herausgefunden, damit wir jedes Tier mit dem Leckerbissen belohnen können, für den sie am ehesten motiviert sind, etwas zu tun. Dann ging es darum, dass die Vögel checken, dass ihr Futter nun nicht mehr im Napf, sondern in einem kleinen grünen Kästchen zu suchen ist. Also Box hingestellt, Deckel auf, Leckerbissen rein, rausgehen, warten. Tja – was soll ich sagen – das ist schon zu viel für die Kleinen Baumfinken :) Sie haben Schiss. Vor der grünen Box und davor, dass ihnen jemand beim Fressen zuguckt. Die Woodpeckers brauchen ganze 8 Sekunden, um sich die Belohnung zu holen – die Baumfinken z.T. über 2 Stunden ohne Aufsicht. Also haben wir uns heute einfach stundenlang neben die Volieren gesetzt und gelesen, um die Finken an unsere Anwesenheit zu gewöhnen. Mal sehen, ob sie morgen gelassener sind.

Beispiel für eine halbe Voliere: 2x1m (etwas klein...), teilweise mit Sichtschutz, damit die Vögel nicht beim Nachbarn abgucken können. Es gibt natürlich auf der anderen Seite auch noch Zweige, Futternapf, Badewanne und mittlerweile einen Betontisch für die Experimente.

Samstag, 3. November 2007

Freitag, 2. November 2007

Galapagos Lava Lizard

Falls Interesse besteht: Tierportraits. Ab sofort, ab und zu. Number one: Galapagos Lava Lizard, Microlophus albemarlensis. Es gibt 7 Arten von Lava Lizards (alle endemisch), aber auf jeder Insel kommt je nur eine Art vor. Diese hier findet man unter anderem auf Santa Cruz, und das in Massen:

male, adult.
Kleiner Kamm vom Nacken über den Rücken, schwarze Kehle mit orangem Rand (zumindest jetzt in der breeding season). Länge etwa 20-25cm, schätze ich.

female, adult.
Etwa in der Größe unserer Zauneidechsen. Orangefarbene Wangenflecken.

juvenile
Die gibts in verschiedenen Schattierungen, die meisten sind irgendwas zwischen grün und grau. Zu Selbstmordversuchen neigend (sie rennen einem unter die Schuhe, wirklich!)

Joa, ansonsten wie Eidechsen halt so sind - liegen gern in der Sonne, fressen Insekten (Ameisen!) und flitzen irrsinnig schnell durch die Gegend. Männchen und Weibchen sind gerade sehr territorial. Wenn sich die Männchen an exponierten Stellen auf den Lavafelsen aufbauen - hochbeinig, Kamm aufgestellt, Kehle weithin sichtbar, ist das schon beeindruckend, selbst für Nicht-Echsen ;) Ich glaube, die Weibchen werden mit 9 Monaten geschlechtsreif, die Männchen erst mit 3 Jahren (ok ich werde noch mal nachlesen und ggf korrigieren. Breeding season ist hauptsächlich November und Dezember (--> Junge schlüpfen dann, wenn der Regen kommt und viele Insekten da sind!). Noch Fragen?

Hier das Video, was ich euch zeigen wollte


Mittwoch, 31. Oktober 2007

Mithilfe der Station

Also ich will jetzt hier echt keine Werbung machen. Wozu auch! Aber ich muss einfach mal erzählen, wie toll die Station ist. Im Gegensatz zum Nationalpark tun die nämlich wirklich was für den Erhalt der bedrohten einheimischen Arten, aber darauf will ich gar nicht näher eingehen. Was mich total froh macht, sind die Arbeitsbedingungen. Arbeitsklima, Netzwerke, Unterkünfte, Infrastruktur... das macht SO viel aus, um sich wohl zu fühlen. Ich meine – hey, wir dürfen das Büro der Koordinatorin für Visiting Scientists mitbenutzen, alle unsere Rechner haben dort Platz und wir sogar nen eigenen Schlüssel. Und sowieso – WLAN, unglaublich. Wirklich gute Zimmer, eigenes Bad, eigenes Telefon, Terrasse. Volieren. Direkt daneben ein eigenes Häuschen mit Klo und Abwaschmöglichkeit und viel Platz für unseren ganzen Kram. Eine eigene Bodega (Schuppen) fürs Equipment. Lecker Essen für wenig Geld. Stations-Laden mit allem Wichtigen. Tolle Bibliothek, und wenn ich die Bücher aus Versehen mal doppelt so lange behalte, ist das überhaupt nicht schlimm. Alle Wünsche (bitte noch eine Leselampe, 2 Extra-Decken für Irm , 2 Gabeln, habt ihr vielleicht Schüsseln? Extraschlüssel? Besen? Eimer? Glühbirne?) werden sofort erfüllt. Alles ganz unbürokratisch. Eigene Strände. Überhaupt, die ganze, so weit verstreute Anlage macht einfach nen sehr sympathischen Eindruck. Die Schildkröten haben so unglaublich viel Platz, den sie gar nicht nutzen (zu faul geworden mit der Zeit). Am tollsten ist aber, dass alle so interessiert und hilfsbereit sind. Materialbeschaffung, Arbeitskräfte organisieren, Transporte machen lassen, Werkzeuge ausleihen – alles kein Problem. Wir haben mittlerweile so viele Helfer für den Vogelfang (jeder will mal mitkommen), dass wir gar nicht alle auf die Tage und Taxen verteilen können. Alles läuft über Kontakte, und die sind bestens. Sabine war ja nun schon einige Jahre hier und kennt viele Leute – aber die Station allein vermittelt schon sehr viel.

Am wichtigsten für uns ist wohl Birgit, die hier für 3 Jahre lebt und arbeitet und die beste Freundin von Sabine ist. Sie arbeitet u.a. an Mangrove-Finches und startet bald ein Captive-Breeding-Programme (u.a. auch mit unseren Woodpecker-Finches), testet Ratten-Fangmethoden und findet heraus, welche Tiere als Eierräuber aktiv sind (mit Kneteiern, die sie mit Eiweiß anstreicht! Daran sieht sie dann die Beiß- und Kratzspuren und weiß, welche Tiere problematisch sind für Nester und Gelege). Aber vor allem ist sie ein Top-Ansprechpartner für alles, total patent und praktisch veranlagt, unglaublich hilfsbereit und supersympathisch. Kritisch, helles Köpfchen, sehr offen, warmherzig und fördernd. Oh Hilfe bitte nehmt mir meine Schwärmerei nicht übel – ich bin das einfach echt nicht gewöhnt, so von allen Seiten unterstützt zu werden!

Weitere Erkenntnisse bis jetzt

H-Milch schmeckt auch gut (wir müssen trotzdem jemanden finden, der morgens für uns Frischmilch kauft, bevor sie aus ist). Dünnes Bier ist besser als gar kein Bier (die ecuadorianische Marke heißt übrigens PILSENER). Butter, die nach Ginkgosamen riecht, ist besser als Margarine, die nach Plastik schmeckt. Chiffled Manabas (also Chips von Kochbananen) retten ein wenig über die schlechte Schokolade hinweg. Bröselkaffee kann auch süchtig machen. Und Brösel-„Vollkorn“(haha)brot ist immer noch besser als das weiße weiche Bimbo-Brot (Hallo Johannes! Ja, sie schneiden die Rinde ab...). Reis ist mein Gemüse. 3 Apfelstücke im allmorgendlichen Bananen-Papaya-Salat können eine sehr willkommene Abwechslung sein und die Stimmung für Stunden heben! Schwimmen hilft gegen alles. Bleibt mir weg mit eurem Feinstaub-Gejammer, der schwarze Lavastaub hier stellt alles (wörtlich!) in den Schatten. Die Volierentür wird auch nicht höher, wenn ich sie jeden Tag mit einem heftigen Kopfstoß dazu auffordere. Ein Moskitonetz hilft nicht gegen Flöhe. Wellenrauschen kann auch wie Straßenlärm klingen (Viviana kann tatsächlich deswegen nicht einschlafen! Der Pazifik ist ihr zu laut!). Amerikaner und Deutsche sind sehr reiselustig und haben Geld. Die Fahrrad-Aufpump-Station in der Stadt bringt nichts, wenn ich hier zu Hause nen Platten habe (ist auch wurscht, die Bremsen funktionieren eh nicht). Aber: Es lässt sich hier gut leben!

Vogelfang - diesmal richtig.

Super Tag. Wir haben an einem Vormittag so viele Vögel gefangen wie die ganze letzte Woche zusammen. 3 davon Woodpecker Finches! Die sind wirklich erstaunlich, sehr fix im Kopf, beobachten alles um sie herum genauestens, checken sofort, wo Futternäpfe und Wasserschalen sind, und wie sie am besten ausbüxen können. Einer benutzt schon Werkzeuge zum Herumstochern in der Baumrinde. Die anderen sitzen noch in den Eingewöhnungskäfigen, aber haben noch in der Hand (zwischen Transportbeutel und Eingewöhnungsbox) gelernt, Wasser von uns anzunehmen. Tolltoll. Freu mich sehr auf die Experimente. Zum Anfangen fehlen jetzt nur noch 2 Small Tree Finches, die wir morgen sicher schnell beisammen haben werden. 3 Tage eingewöhnen, und dann geht’s los!

Ach, und: Ich hab vor der Cafeteria meinen ersten unter Wasser fressenden Iguana gesehen! Luft aus den Nasenlöchern blubbern, abtauchen, an den Steinen festkrallen und Algen fressen. So einfach ist das.


Montag, 29. Oktober 2007

Ein neues Album bei Picasa!
Und rechts: Labels fürs Lesen nach Themen.

Wie die Vögel uns an der Nase herumführen

Die Methode der Small Tree Finches: Mit zig gerade flügge gewordenen Jungtieren ins Netz gehen, aber alle auf einmal! Damit unser Mitleid erwecken – wir können ja schlecht die fütternden Eltern von den Jungen trennen, nur weil wir gern ein paar Versuche mit ihnen machen wollen. Wie wir das Problem gelöst haben: Wir fangen einfach nicht mehr in den Mora-Gebieten (wo die Tiere das ganze Jahr über zu brüten scheinen – weil’s eben so viele Brombeeren gibt), sondern auf der anderen Seite der Straße, wo die Mora vergiftet wurde. Da wird wegen Nahrungsknappheit erst in der Regenzeit gebrütet und wir können guten Gewissens die adulten Tiere fangen.

Die Methode der Woodpecker-Finches: Elegant ums Netz herum, übers Netz drüber oder gezielt durch Löcher im Netz fliegen. Ab und zu, um uns bei Laune zu halten, doch ins Netz gehen – aber wenn wir angelaufen kommen, sich doch lieber schnell selbst befreien (das ist kein Einzelfall, sondern leider zur Regel geworden!). Wie wir das Problem lösen werden: Die Netztaschen enger zusammen schieben, Windstille abwarten, schneller laufen, wenn einer drin hängt. Die sind einfach ein bisschen zu groß für diese Maschenweite. Aber immerhin ist es mir gelungen, eine gute Gesangsaufnahme zu machen, auf die die Vögel sehr gut reagieren. Das Dialekt-Problem ist also bewältigt!

Die Methode der Galapagos-Tauben: Sich mitten vor uns auf den Weg setzen. Hinlegen. Ein Bein wegstrecken, und dann auch noch einen Flügel so total blödsinnig hochstellen. Wir fallen natürlich voll drauf rein: „Oooh, was ist denn mit der los? Ist sie verletzt?“ Es dauert ein paar Sekunden, bis uns einfällt, dass sie uns mit der Masche nur von ihrem Nest ablenken will, das sich in der Nähe auf dem Boden befindet. Sie schleppt sich also hinkend in den nächsten Busch, wir lachen und gehen weiter. Mit Tauben sind schließlich keine Versuche vorgesehen :)

Die Methode der Mockingbirds: Unser Revier okkupieren. Die Türschwellen unseres Zimmers mit Kothaufen markieren, unsere Betten beschlagnahmen. Unseren Unmut auf sich ziehen, aber mit solchen Aktionen hier uns wieder milde stimmen:

Sorry hier sollte ein Video hin, aber das funktioniert im Moment nicht (Blogger ist Schuld). Wird nachgetragen!

Vogelfang. Erfolg?

Yes! Wir haben einen Woodpecker Finch. EINEN. Aber immer so viele Small Tree-Finches im Netz, dass wir kurzerhand welche eingepackt haben und ernsthaft überlegen, einen Teil der Experimente (in denen es nicht um Werkzeuggebrauch, sondern einfach um Lernvermögen geht) mit denen zu machen.

Einige große Aufregungen heute: Angst um die Lizenz wegen beinahe-Entdeckung durch vermeintliche Touristen, der Woodpecker im Netz natürlich, plötzliche Hitze und kein Gezappel der Vögel mehr in den Transportsäckchen, Fenster zum Arbeitsraum eintreten müssen, in den Säckchen nicht vernähte Säume und deshalb einen total verstrickten Vogel, UV-Lichtfalle für Insekten funktioniert nicht (ausgerechnet jetzt, wo wir Vögel haben!), und als wir zum Mittag mit Magenschmerzen vor Hunger in die Cafeteria gehen, ist das Essen schon aus (es gibt kein Anmeldesystem, jeder isst wann er will, daher sind die Mengen eben nicht kalkulierbar, und wir hatten einfach Pech). Dann noch ne beinahe-Gehirnerschütterung, blaugehämmerte Daumen und einen nicht fressen wollenden Tree-Finch. Habe aber zufällig Termiten gefunden und in den Käfig getan, ich wette, denen kann er nicht widerstehen! Den anderen geht’s aber gut, die haben schon nach ein paar Minuten angefangen zu fressen.

Donnerstag, 25. Oktober 2007

Mas Fotos

Es gibt bei Picasa 2 neue Alben!

Für die ornithologisch Interessierten werde ich irgendwann eine Artenliste machen und nach und nach einige Vögel vorstellen, wenn vorhanden mit Bild.

Weil Anfragen kamen: Wer Firefox benutzt, kann in der Adresszeile des Browsers am rechten Rand dieses orange RSS-Feed-Symbol anklicken, um sich neue Einträge automatisch zuschicken zu lassen. Damit man nicht jeden Tag nachgucken muss, ne?

Sprache und andere kulturelle Differenzen

Uiui. Viviana ist wirklich super nett und sehr hilfreich. Mittlerweile geht sie auch sprachlich sehr auf uns ein, verbessert Vokabular und Satzkonstruktionen. Nur: Sie spricht wirklich so komplett anders! Scheint ein Dorf- bzw. Kleinstadt-Problem zu sein. Dass sie in Ecuador keine 2. Person Plural haben und einige Vokabeln einfach nicht existieren, ist das eine. Aber wenn man den ganzen Rest einfach akustisch nicht versteht... schwierig! Dennoch, wir werden uns daran gewöhnen (es wird ja schon viel besser).Beispiele: Agua. Ausgesprochen, wie man’s schreibt, mit weichem g. Viviana sagt: Aaaaa(u)a. Wobei man das u nicht wirklich hört, eher wie ein ganz weiches leises kurzes w. Oder: Cavallo. Ausgesprochen wie Kaballo, weiches b. Viviana sagt: Ga-adscho, mit weichem dsch. Aaaah! Aber sie gibt sich viel Mühe, die Dinge deutlicher zu sagen, wenn wir nachfragen :)

Ansonsten ist zu sagen, dass sie, wie wohl alle jungen Ecuadorianer (außer die Volontarios hier, aber die sind schon deshalb anders, weil sie von sich aus entscheiden, rauszugehen und was zu machen – eben die Arbeit hier) recht unselbständig ist und sehr an uns klebt. Noch. Immerhin ist sie gestern allein vom Telefonieren zurückgekommen und ich musste nicht im Telefoncafe auf sie warten :) Und sie hat sich mittlerweile auch Milch und Zucker und Reis gekauft. Mit Wasser und Essen füttern wir sie noch durch, aber auch das wird sich ändern (müssen). Sie kann weder schwimmen (nicht so schlimm für uns) noch Fahrradfahren (schon komplizierter – wir haben ein Fahrrad gekauft, weil man einfach nicht alles zu Fuß oder per Taxi (teuer!) erreichen kann), und hat weder ihre Uhr noch ihr Handy oder einen Wecker mitgebracht. Und sonst: Kochen mit Sahne? Iiih! Cafe mit Milch? Ohne Zucker? WAS? Bier, mitten am Tag? Sabine hat Wein angeboten, als sie bei ihr waren, und Viviana dachte, sie muss ihn trinken, um nicht unhöflich zu sein. Aber eigentlich trinkt und mag sie gar keinen Alkohol, hat den Wein runtergewürgt und hatte prompt heute Kopfschmerzen... Wir tun aber unser Bestes, sie über ihre kulturellen Rechte aufzuklären und etwas eigenständiger zu machen!

Vogelfang, die zweite

Am Tag darauf kam Sabine mit, obwohl immer noch Grippe. Sah sehr lustig aus, wie sie im Gebüsch saß, in der Hand den Cassettenrecorder mit den Playbacks, auf den Fink wartend! Hat leider nichts gebracht. Wir hatten gute Reviere, die Finken haben sich blicken lassen, aber keine ambitionierten Antworten gezeigt. Immerhin hatten wir nicht ganz so viel Beifang wie am Tag zuvor. Noch dazu wurde es bald sehr windig, so dass weder das Playback gut zu hören noch das Netz unsichtbar genug war. Ein Stündchen haben wir auf das Nachlassen des Windes gewartet, aber es wurde nur schlimmer. Also am späten Nachmittag wieder nach Hause.

Nun – woran liegts? Die Finken sind eigentlich das ganze Jahr über territorial (food and territories are the limiting factors for breeding). Aber ausgerechnet der WoodpeckerFinch scheint in der non-breeding-season viel weniger aggressiv zu sein. Andere Möglichkeit: Das Playback-Tape ist definitiv von einem Vogel mit anderem Dialekt. Erst dachten wir an individuelle Variation, aber dieses Tier, was im Tiefland aufgenommen wurde, ruft einfach deutlich anders als alle Woodpeckers die wir im Hochland gehört haben. Mal sehen ob wir ein Mikro kriegen können um selber Aufnahmen zu machen. Wenn das nicht hilft, haben wir ein großes Problem – wir können ja schlecht einfach auf die Brutsaison warten!

EDIT: Nächster Tag, wieder hochgefahren, aber viel zu viel Wind. Gar nicht erst versucht, das Netz aufzustellen. Statt dessen Volieren eingerichtet.

Vogelfang, die erste

Mit der Machete haben wir uns durch den Wald geschlagen, um einige Reviere der Woodpecker -Finches zu finden. Die Machete ist deswegen notwenig, weil der heimische Baum Scalesia (--> Name der Vegetationszone!) mittlerweile von Mora (Brombeere, eingeschleppt) so dermaßen zugewuchert wird, dass kein Durchkommen mehr ist. Die Mora ersticken richtiggehend die Scalesias und schaden ihnen damit genau so wie die Farmer (Holzeinschlag, Landwirtschaftsflächen). Die Zone, in der es Scalesia (endemisch!) gibt, schrumpft sehr schnell, und viele Gegenden sehen wirklich nur noch nach Brombeerhecke aus. Aber das Niederschlagen macht viel Spaß... wir haben also in den Revieren Platz für das Netz geschaffen und es aufgestellt. Weil der Woodpecker-Finch sehr hoch fliegt (Baumkronen), haben wir einfach ein Japan-Netz auf zwei Hochseeangeln aufgezogen, die man so schön lang nach oben ausziehen kann. Klappt wunderbar, aber man braucht eben 2 Leute zum Stangenhalten und Netzspannen – die dann meist auch, wenn der Fink kommt, hochspringen müssen, um das Netz in seine Flughöhe zu bringen (Methode der Flying Nets, von Sabine einst entwickelt). Also Playback an, gut hörbar positionieren, Ausschau halten, Fink kommt, Netz hoch, gefangen! Soweit die Theorie. Es stellte sich heraus, dass wir wegen der vielen Hintergrundgesänge auf dem Playback-Tape unzählig viele Tree-, Ground- und Warbler-Finches sowie Flycatcher anlocken konnten, die auch fleißig ins Netz gingen. Die Woodpecker-Finches waren aber sehr viel desinteressierter – kamen zwar an, gingen aber bald wieder. Wenn Antwort da war, dann nur kurz, oder wenn das Netz gerade nicht stand... Nun ja, wir haben keinen einzigen gefangen. Kleiner (hehe) Trost: Ein Rubintyrann ging ins Netz! Ich hatte Sabine schon auf dem Flug hierher gefragt, ob es vielleicht passieren könnte, dass wir einen fangen – neeeeiiin, sicher nicht. Sehen ja, fangen nicht (sie macht das ja immerhin schon einige Jahre und kennt sich also aus). Zum Glück hatte sie Unrecht! Na ja. Immerhin – wir hatten vorher nie einen Woodpecker-Finch gesehen, die anderen beiden noch nie Vögel gefangen geschweige denn Playback-Experimente gemacht – aber mit einem Foto im Naturführer, der guten Motivation von Irm und Viviana und meinem Birdcatching-Knowledge hat alles auch ohne Sabine funktioniert. Bis auf das Fangen eines Woodies eben...

Vögel? Los Gemelos!

Tja. Montag sollte es losgehen mit dem Vogelfang im Hochland, aber Sabine hat seit Sonntag Grippe. Also sind wir drei erst mal ohne sie in die Scalesia-Zone gefahren (wer mehr über die Vegetations- und Höhenzonen wissen will, kann das überall nachlesen... nicht hier!), um uns umzuschauen und herauszufinden, wo sich Reviere der Woodpecker-Finches befinden, die gut zugänglich sind. Da mitten in der Scalesia-Zone rein zufällig 2 große Einsturzkrater von Vulkanen (Los Gemelos – Die Zwillinge) zu finden sind, denen die Insel ihre Existenz verdankt, haben wir die Arbeitswoche quasi als Touristen begonnen und sind erst mal die Touritrails abgelaufen. Wilson, unser Taxifahrer, hat uns begleitet und uns alles gezeigt und erklärt. Sehr sympathischer Mensch, er hat schon mit vielen Leuten der Station zusammengearbeitet und war uns als umsichtiger, langsamer und sehr verlässlicher Fahrer empfohlen worden. Können wir nur bestätigen!

Die Krater sind so groß, dass selbst mein Weitwinkel sie nicht schafft. Aber schön! Und unglaublich viele Finken auf dem Weg. Und – schon nach etwa 10 Minuten Weg begegnete uns der heimliche eigentliche Grund meines Aufenthaltes hier: Pyrocephalus rubinus, Vermillion Flycatcher, der Rubintyrann! Sooo toll, Wilson meinte, wir hätten wirklich Glück gehabt, viele Touristen bekommen ihn wohl nicht zu Gesicht, weil er recht selten geworden ist (wie sich mittlerweile herausgestellt hat, kann das nicht so ganz stimmen, denn wir sehen jeden Tag 4-5 Tiere). Jedenfalls, ganz Galapagos-Manier: Überhaupt nicht scheu, jagt er direkt vor uns die Insekten und versucht ein paar Mal sich auf meinen Kopf zu setzen. Tolltoll!

Sonntag, 21. Oktober 2007

Time for Snorkeling

Heute habe ich so gut wie frei! Noch dazu ist sehr schönes Wetter, also auf zum Strand der Station und endlich geschnorchelt. Das Wasser war etwas aufgewühlt (ständige Brandung – das wird im Sommer anders), aber man konnte schon viel sehen. Unglaublich viele Fische, aber wenig sessile Tiere. Die Korallen sind alle im letzten El Nino-Jahr abgestorben (sagt Eduardo, ein kolumbianischer Volontario), also gibt’s hier erst mal nur Lava Rocks mit Algen, einigen Seesternen und sehr vielen Fischen. In den Rock Pools weiter strandaufwärts hatte ich ja auch Einsiedler und Garnelen gefunden – da muss ich bei Gelegenheit (und Ebbe) noch mal hin und Fotos machen. Denn: Ich habe einen kleinen durchsichtigen Ortlieb-Beutel fürs Fotografieren unter Wasser ausprobiert, und er hält dicht! Muss nur noch etwas rumprobieren wegen der schwierigen Lichtverhältnisse unter Wasser und der starken Strömung (man kann die Cam nicht stillhalten, weil man selbst immer hin- und hergeworfen wird). Hier jedenfalls erste Versuche. Muss mal in der Bibliothek nach Fischbüchern schauen. Solche Angelegenheiten, die nicht direkt die Arbeit betreffen (Bibliothek, Einkäufe, Computerzugang reparieren lassen, irgendwelche Leute wichtige Dinge fragen), haben sich bisher recht schwierig gestaltet, weil in unsere Mittagspause all diese Institutionen eben auch siesta machen – und oft schließen, bevor wir mit der Arbeit fertig sind. Tja. Hier dauert alles etwas länger. Aber immerhin haben wir unseren permit für den Vogelfang nächste Woche bekommen, und das ganz ohne Probleme. Mal sehen ob ich da zum Fotografieren komme, es wird wohl jede freie Hand gebraucht...

Viviana ha llegado aqui

Unsere ecuadorianische Assistentin Viviana ist gestern (mit einer Woche Verspätung – ähem) angekommen! Und – oh Schreck – sie versteht kein Wort Englisch. Eigentlich gut für Irm und mich, denn so sind wir aufs Spanischlernen unbedingt angewiesen. Es gibt nur ein Problem: All unsere bisherigen Spanischkenntnisse bringen uns bei ihr nicht weiter, denn sie spricht breitestes Ecuadorianisch, wie ich es bisher nur beim Küchenmädchen aus der Cafeteria gehört habe. Unglaublich unverständlich. Sie verschluckt nahezu alle Konsonanten, verniedlicht fast jedes Substantiv und benutzt noch dazu ganz andere Wörter. Uiui. Das kann was werden. Nächste Woche, wenn wir rausfahren zum Vögelfangen, wird das noch gehen, aber danach müssen wir ihr irgendwie die Details der Experimentabläufe verklickern... sie hat überhaupt keine Erfahrung mit so was (wir dachten, sie wäre Biologiestudentin – ist sie aber nicht. Estudia Agronomia), aber es ist so wichtig, die Hintergründe zu verstehen, um die Versuche korrekt auszuführen. Hilfe! Zum Glück ist Sabine ja die nächsten Wochen noch da und kann hoffentlich mehr vermitteln als wir. Wobei ihr Spanisch auch eher basic level ist. Aber sie hat schon mal mit einem Ecuadorianer zusammengearbeitet, Experimentiervokabular sollte also vorhanden sein.

Samstag, 20. Oktober 2007

Fazit 1. Woche

Das habe ich gelernt: Die Ecuadorianer sind sehr freundlich, hilfsbereit, herzlich, aber unaufdringlich. Wasser ist nicht gleich Wasser – und auch im Brackwasser aus der Leitung sitzen Amöben. Chlor bleicht gar nicht so stark wie man denkt – auch nicht, wenn es beim Einatmen schon Reizhusten auslöst. Immer gute, teure Pflaster kaufen, wenn man nicht wegen ein paar Blasen an den Fingern krank machen will. Fingernägel lang wachsen lassen, damit man die tausend Kakteenstacheln nicht erst zu Hause herausziehen kann. Der Sonnenuntergang am Äquator ist überhaupt nicht so abrupt wie alle sagen. Die Sonne sieht genau, welchen kleinen Fleck man vergessen hat, einzucremen – den markiert sie dann deutlich mit einer Signalfarbe, damit man ihn nicht noch einmal vergisst. Es ist möglich, mit nur 2 verschiedenen Umhängetaschen ein paar Tage lang auszukommen. Deutschland ist NICHT das Zentrum der Bürokratie. Man kann auch länger als bis Sonnenaufgang schlafen, wenn man sich ein bisschen Mühe gibt. Man muss vor der Nationalparkverwaltung keine Angst haben, weil sie, statt mit uns über das Projekt zu diskutieren, nur ein paar Papiere sehen will. Seit dem Dollar ist alles schwierig. Man kauft die Tomaten im grünen Zustand. Immer mit fest geschlossenem Mund duschen (die Amöben!)...

Daran habe ich mich gewöhnt: Die scheuesten Tiere hier sind die Katzen (werden ja auch eingesammelt und ähm - eliminiert). Kamikaze-Echsen kreuzen bei jedem Schritt den Weg – mit dem scheinbar dringenden Wunsch, unter meinen Schuhsohlen zu landen. Man schmeißt das Klopapier nicht in die Toilette, und die Klobürste steht einfach „nackt“ auf dem Fußboden. Auch wenn es morgens noch so kühl, windig, klamm und nieselig ist, werde ich mich vormittags auf jeden Fall ärgern, Turnschuhe statt Sandalen angezogen zu haben (das nennt man dann „Tageszeitenklima“). Ecuadorianer meinen „vielleicht“ und „nachher oder übermorgen“, wenn sie „Ja“ und „jetzt“ sagen. Ich lebe nun doch wieder in einer WG (in Irms schönem großen Zimmer). Man bekommt auf jeden Fall Amöben, die Frage ist nur, wie schnell. Autos sind 1. immer Pickups (außer, glaub ich, ein Polizeiauto) und 2. so gut wie immer Taxen. Es gibt zwei Varianten jeder Münze: Eine ecuadorianische und eine amerikanische – außer beim 1$, davon gibt’s nur ecuadorianische.

Das kann ich noch nicht: Spanisch sprechen. Die amerikanische Überschwänglichkeit verstehen. Mir nicht den Kopf an den Volierentüren stoßen (ist aber auch gemein – jede ist unterschiedlich hoch, es reicht also nicht immer, einfach in konstanter Bückhaltung durch die Volieren zu laufen... mein Kopf ist schon ganz unförmig vor lauter Beulen!). Sagen, ob ich’s schaffe, nebenbei nen Tauchschein zu machen.

Das nervt mich jetzt schon: Überall gibt es Fernseher, und die müssen immer laufen - und wenn es ein Shoppingsender zum Frühstück ist! Nestlè hat wohl die Insel gekauft - wenn man zu spät aufsteht, um Inselmilch zu bekommen, bleiben einem nur Fertigprodukte dieses abartigen Konzerns.

Das freut mich: Unsere tolle Unterkunft (da geht’s den Volontarios wohl ganz anders...). Die Volieren sind fertig und sehen super aus. Die Sonne reicht noch nicht aus, um unter den Klamotten Sonnenbrände zu veranstalten. Das Meer ist türkis, die Luft warm, die Tiere omnipräsent. Forscher sein bringt seeeehr vielfältige Arbeiten mit sich (denken + planen + organisieren, handwerkeln + praktizieren, reisen + wandern + bewegen, beobachten + interpretieren + schlussfolgern + bewerten) – ist also sehr schön abwechslungsreich. Unsere Cafeteria hat eine große Terrasse, von der aus man beim Frühstücken z.B. Seelöwen beim Jagen und Spielen, Iguanas beim Schwimmen und Rochen beim Springen zuschauen kann (mein erster Rochen!). Ich bin von allen am wenigsten gejetlagt (Irm ist gleich krank geworden, die anderen sind um 8 schon müde). Die Station hat eine ganz tolle Bibliothek! Freitags kommt ein Pickup voll mit frischem Inselgemüse auf das Stationsgelände – unser „Markt“ quasi. Und vor allem: Wir bleiben wohl bis März!

Das fehlt mir: Ich habe immer noch nicht geschafft, am Stationsstrand zu schnorcheln. Die Anonymität der Großstadt (wenn man schon nach wenigen Tagen an jeder Ecke der Insel bekante Gesichter sieht, macht mir das Angst). Gute Schokolade, echter Kaffee (wird zwar hier auf der Insel angebaut, ist aber super teuer. Also gibt’s – wie überall – löslichen). Gemüse und Salat – es gibt quasi immer nur Reis und Fisch oder Reis und Nudeln und Fisch oder Reis und Kartoffeln und Fisch. Abwechslung beim Essen (beim Frühstück variiert immerhin die Zustandsform des Milchbrötchens etwas – sie kehrt aber alle 2 Tage wieder).

Das habe ich gekauft: Hängematte. Faustgroße Limetten. Gummistiefel. Maiskolben. Bröckelndes Brot. Butter die nach Ginkgo-Samen riecht (iiiih!). Viel Wasser. Leider keine kurze Hose. Löslichen Kaffee. Putz- und Desinfektionsmittel mit viel Chlor. Ein Seil. Zwei Bier. Dienstleistungen. Warme Mahlzeiten. Noch keine gewebte Tasche – stellt euch vor!